Marktberichte

Nach einem ereignisreichen Tag Dax beendet den Februar

Freundlich aufgenommene Firmenbilanzen und Hoffnung auf Finanzhilfen für das verschuldete Griechenland verhelfen dem deutschen Aktienmarkt zu einem halbwegs versöhnlichen Wochenausklang.

Nach der Zahlenflut der vergangenen Tage hätte es am Freitag eigentlich ruhiger zugehen sollen: US-Daten, AIG und VW sorgten dann doch für Bewegung.

Nach der Zahlenflut der vergangenen Tage hätte es am Freitag eigentlich ruhiger zugehen sollen: US-Daten, AIG und VW sorgten dann doch für Bewegung.

(Foto: REUTERS)

Gerüchte um einen möglichen Kauf griechischer Staatsanleihen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben dem Dax am Freitag in den letzten Minuten des Handels Auftrieb gegeben. Auch der Eurokurs profitierte von den Spekulationen. "Es ist unglaublich, aber der Markt scheint die Nachricht positiv aufzunehmen", sagte ein Händler.

DAX
DAX 23.698,15
MDAX
MDAX 30.175,16
TecDax
TecDax 3.564,42

Der Dax, der einen zwischenzeitlichen Kursrutsch nach schwachen US-Daten gut wegstecken konnte, schloss 1,20 Prozent höher bei 5598 Punkten und nur knapp unter seinem Tageshoch. Auf Wochensicht gab der Leitindex allerdings um mehr als zwei Prozent nach. Der MDax stieg am letzten Handelstag vor dem Wochenende um 2,02 Prozent auf 7393 Zähler. Der TecDax gewann 1,35 Prozent auf 788 Punkte.

"Heute hat sich der Markt insgesamt zu einer Erholung entschlossen, nachdem viele Firmenbilanzen positiv überrascht haben", bemerkte ein Börsianer. Auch die Enttäuschung über ein stark gesunkenes US-Verbrauchervertrauen und schwache Immobiliendaten schüttelten die Anleger schnell wieder ab.

Das Damoklesschwert für die Aktienmärkte ist nach Ansicht vieler Beobachter nach wie vor die Schuldenkrise Griechenlands und anderer südeuropäischer Staaten. Hoffnung auf Linderung kam Händlern zufolge durch Spekulationen auf deutsche Finanzhilfen über die staatliche KfW-Bank. Der Euro verteuerte sich auf 1,3665 Dollar. Die Gemeinschaftswährung hat seit Anfang Dezember rund zehn Prozent an Wert eingebüßt.

Europas größter Autokonzern Volkswagen hat im vergangenen Jahr angesichts der schweren Branchenkrise einen Gewinneinbruch verzeichnet. Das Ergebnis nach Steuern sank um 80,6 Prozent auf 911 Mio. Euro, teilte VW mit. Das operative Ergebnis ging um fast 71 Prozent auf 1,85 Mrd. Euro zurück, der Umsatz um 7,6 Prozent auf rund 105,2 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr erwartet Volkswagen bei Umsatz und operativem Ergebnis höhere Werte als im Vorjahr. Von Börsianern hieß es, die Zahlen entsprächen ungefähr den Erwartungen.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe der Wolfsburger Konzern "seine wesentlichen Ziele" des Jahres 2009 erreicht, hieß es in einer Pflichtmitteilung vom Nachmittag. Beim Absatz erzielt der Autobauer diesen Angaben zufolge mit 6,3 Mio. Fahrzeugen ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 1,3 Prozent. Auf der Hauptversammlung wollen Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären eine Dividende je Stammaktie von  1,60 Euro und je Vorzugsaktie von 1,66 Euro vorschlagen.

VW-Vorzugsaktien fielen um 1,3 Prozent auf 59,80 Euro. Trotz eines Absatzrekords verbuchte der Autobauer einen unerwartet starken Gewinneinbruch. Allerdings beurteilten Börsianer den Ausblick positiv.

Henkel-Vorzüge standen nach dem positiven Ausblick des Managements vom Vortag auf der Gewinnerseite. Die Papiere verteuerten sich um 4,8 Prozent auf 37,83 Euro und waren damit größter Dax-Gewinner.

Allianz-Aktien profitierten von der Aussicht auf steigende Prämien und legten 3,2 Prozent auf 84,80 Euro zu. Der Versicherer rechnet im laufenden Jahr mit deutlich höheren Preisen in der Schaden/Unfall-Sparte als 2009. Die Analysten der UBS erwähnten Allianz-Papiere in einem Marktkommentar positiv. Die UBS zählt sie zu der Gruppe deutscher Aktien, die anständiges Wachstum versprächen und international aufgestellt seien. Der europäische Sektorindex für Versicherer war mit einem Plus von 1,9 Prozent Spitzenreiter.

Auch andere Finanzwerte waren gefragt. Die Papiere der Deutschen Bank stiegen um 2,3 Prozent auf 46,63 Euro. Berichte über ein angebliches Kreditengagement des Institutes für Griechenland in Höhe von 15 Mrd. Euro wies ein griechischer Regierungssprecher "kategorisch" zurück.

Einzige Dax-Verlierer waren Bayer und VW nach der Vorlage von Quartalszahlen. Die Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns verloren 1,4 Prozent auf 48,67 Euro. "Die Zahlen enttäuschen vor allem vor dem Hintergrund, dass Bayer vor zwei Tagen eine unveränderte Dividende für 2009 angekündigt hat", sagte ein Händler. "Außerdem peilt das Unternehmen für 2010 ein im Branchenvergleich unterdurchschnittliches Wachstum beim operativen Gewinn an."

Ansonsten standen überwiegend Einzelwerte vor allem wegen mit Analystenkommentaren im Blick. Weniger günstig fielen sie für Merck aus, deren Titel sich mit lediglich plus 0,31 Prozent auf 57,80 Euro vergleichsweise schwach zeigten. Nach enttäuschender Zahlenvorlage waren die Titel des Chemie- und Pharmaunternehmens am Dienstag um zehn Prozent eingebrochen und hatten am Donnerstag ihre Talfahrt in vermindertem Tempo fortgesetzt.

Nach überzeugenden Zahlen und einem positiven Ausblick am Donnerstag folgten bei BASF nun entsprechend freundliche Analystenkommentare, die der Aktie aber nur wenig Auftrieb gaben. Sie legte lediglich um 0,31 Prozent auf 41,240 Euro zu.

Ein weiterer Kommentar schob dagegen Linde an. Die Analysten von BofA/Merrill Lynch stuften die Papiere des Industriegasespezialisten hoch auf "Neutral" von "Underperform". Sie sehen vor allem Währungsvorteile für den Konzern, da sich der Euro gegenüber der für das Linde-Geschäft relevanten Währungen so deutlich abgeschwächt hat.

Auch die Papiere des französischen Konkurrenten Air Liquide stuften die Experten hoch auf "Buy" von "Underperform". Kostensenkungen dürften die Margen weiter erhöhen, schrieben sie in ihrem Kommentar. Linde-Papiere kletterten um 2,4 Prozent auf 82,69 Euro, in Paris gewannen Air Liquide 5,6 Prozent.

Zuversichtliche Aussagen zu 2010 haben die Anleger bei Saint-Gobain zugreifen lassen. Die Papiere des französischen Baustoffkonzerns kletterten im Pariser CAC40 um 7,9 Prozent.

Der EuroStoxx50 schloss 1,64 Prozent höher bei 2728,47 Zählern. In Paris und London konnten die Indizes ebenfalls zulegen. Der Dow Jones präsentierte sich zum europäischen Börsenschluss leicht im Plus.

Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 114 (150) Mio. Aktien. Der Umsatz sank auf 3,3 (3,8) Mrd. Euro.

Am Rentenmarkt verharrte die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere bei 2,74 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg geringfügig um 0,01 Prozent auf 124,70 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,08 Prozent auf 124,40 Zähler.

Der Kurs des Euro erholte sich leicht: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3570 (Donnerstag: 1,3489) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7369 (0,7413) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen