Etatstreit belastet Dax bewegt sich nicht
14.10.2013, 17:55 Uhr
Auf dem Parkett wird weiter mit einer Einigung gerechnet.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der deutsche Aktienmarkt kommt kaum von der Stelle. Die weiter schwelende Haushaltsstreit in den USA verhindert größere Engagements nach oben. Der ungebrochene Optimismus, es werde sich eine Lösung finden, verhindert Rücksetzer.
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am ersten Tag der neuen Handelswoche mit vereinten Kräften beinahe schadlos gehalten. Nach einem ersten versuch zum Mittag war der Markt wieder etwas zurückgekommen.
Letztlich begrenzte der Leitindex Dax sein Minus auf einen Punkt und schloss bei 8724 Zählern. Damit verteidigte das Börsenbarometer die Marke von 8700 Punkten, über der es am vergangenen Freitag erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte geschlossen hatte. Der MDax legte dagegen 0,1 Prozent auf 15.252 Stellen zu. Der TecDax fiel um 0,1 Prozent auf 1087 Punkte zurück. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 ging unverändert bei 2974 Zählern in den Feierabend.
Märkte rechnen mit Lösung
"Die Märkte gehen davon aus, dass es zu einer Lösung in Washington kommen wird, da es gar nicht anders sein kann", sagte ein Händler. Schließlich liege der Dax nahe seines Allzeithochs von 8770,10 Punkten vom 19. September. "Ich glaube nicht, dass am 17. Oktober der Jüngste Tag anbricht", sagte Mike van Dulken, Chef-Analyst von Accendo Markets. "Aber der Druck auf die Politik wächst, zu Potte zu kommen."
Republikaner und Demokraten im US-Kongress müssen sich bis Donnerstag auf die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar einigen. Sonst droht der weltgrößten Volkswirtschaft die Zahlungsunfähigkeit.
Und selbst nach einem Verstreichen der Deadline sei unklar, ob der Markt stärker reagieren werde, solange dieser der Überzeugung sei, dass eine Lösung gefunden und die fälligen Zinszahlungen geleistet werden, sagt ein weiterer Händler. Immerhin sei der Stillstand in Washington Ausdruck des politischen Stillstands in den USA und nicht etwa eine von den Finanzmärkten forcierte Krise.
Unbeeindruckt zeigte sich der Markt von der besseren Industrieproduktion in der Euro-Zone im August. "Die Daten der Hauptländer in Europa waren schon da, daher gibt es beim Aggregat auch keine große Überraschung mehr", sagt ein Händler. Die deutliche Aufwärtsrevision des Vormonats Juli sei allerdings eine sehr positive Überraschung, "nur wird sie vom Markt nicht mehr so wahrgenommen".
Energiewerte hoffen auf EEG-Novelle
Im Dax verbuchten Infineon mit einem Abschlag von 1,5 Prozent auf 7,36 Euro das größte Minus. Die Analysten der Bank of America Merrill Lynch hatten die Titel Händlern zufolge heruntergestuft. Henkel verloren 1,0 Prozent. Lufthansa büßten 0,9 Prozent. ein
Auf den Kauflisten standen bis zuletzt Deutsche Telekom mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 11,46 Euro ganz oben. Gesucht waren zudem RWE und Eon mit einem Plus von je 1,2 Prozent. Sie profitierten von Spekulationen über ein Umlenken in der Energiepolitik. So hofften Investoren weiter, dass die neue Regierung das Erneuerbare Energien Gesetz reformiere. Hinzu komme ein Bericht im "Spiegel", dem zufolge die beiden Versorger auf eine Abschaffung der milliardenschweren Brennelemente-Steuer hinarbeiteten. Dabei drohten die Betreiber mit der vorzeitigen Abschaltung von Atomkraftwerken, weil sich ihr Betrieb nicht mehr rechne.
Stahlbranche hofft auf anziehende Preise
In der zweiten Reihe kletterten Salzgitter um 2,2 Prozent. Für einen Schub sorgte das Abrücken der Analysten der Societe Generale (SocGen) von ihrer Verkaufsempfehlung. "Wir ändern unsere Gewinnschätzungen je Aktie und das Kursziel, um die höheren Stahlpreisprognosen zu berücksichtigen", hieß es. Die Salzgitter-Aktien haben sich im bisherigen Jahresverlauf mit einem Abschlag von bislang rund 20 Prozent deutlich schlechter als der MDax entwickelt, der 28 Prozent gewonnen hat. Diese Entscheidung zog im Dax auch ThyssenKrupp um 0,8 Prozent.
Leichter gingen derweil Klöckner + Co aus dem Handel. Die Papiere verloren 1,5 Prozent. Celesio ermäßigten sich um 1,4 Prozent.
Im TecDax fielen Sartorius um 1,5 und BB Biotech um 1,3 Prozent. Bechtle zogen dagegen am anderen Ende nach einer Kaufempfehlung um 4,2 Prozent an.
Gerüchte belasten Peugeot
Spekulationen über eine Teilverstaatlichung machten dagegen Peugeot zu schaffen. Insidern zufolge wollen Frankreich und der chinesische Staatskonzern Dongfeng mit einer 1,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung beim angeschlagenen Autobauer einsteigen. Peugeot-Aktien brachen an der Pariser Börse um neun Prozent auf 11,24 Euro ein.
Die Halbierung der Ziele für das Umsatzwachstum drückte bei sehr hohen Umsätzen die Aktien von Dassault in Paris um 10,5 Prozent auf 86,24 Euro. Der französischen Software-Hersteller leidet unter dem schwächelnden Asien-Geschäft.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/DJ