Marktberichte

Gerüchteküche kurz vorm Zapfenstreich Dax dreht ins Plus

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(Foto: REUTERS)

In einer kräftigen Tagesschlussrally erkämpft sich der deutsche Aktienmarkt nach einem lahmen Handel eine überraschend feste Tagesbilanz. Dafür reichen nur wenige Worte von US-Notenbankchef Bernanke aus, die bei Börsianern neue Hoffnung auf eine dicke Geldspritze der Fed wecken. In Deutschland gibt es für den Dax derweil kaum Anlass für gute Kurslaune.

Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Freitag im späten Handel von Äußerungen des Fed-Chefs Ben Bernanke aus der Reserve locken lassen. Nach einem über weite Strecken impulslosen und von Verlusten geprägten Handel schöpften sie neuen Mut, dass die US-Notenbank möglicherweise doch bald mit einer Neuauflage ihrer Staatsanleihenkäufe für Bewegung an den Märkten sorgen könnte.

Der Dax beendete den Handelstag mit einem Kursplus von 0,3 Prozent bei 6971,07 Punkten. Auf Wochensicht schloss der deutsche Leitindex jedoch 1,0 Prozent im Minus. Der MDax blieb dagegen mit einem Abschlag von 0,5 Prozent in der Verlustzone und schloss bei 11.014,23 Zählern. Der TecDax legte dagegen 0,1 Prozent zu auf 786,11 Punkte zu.

Im späten Handel sorgte Fed-Chef Bernanke für Aufsehen an den Märkten, als er vor dem Repräsentantenhaus die Geldpolitik der US-Zentralbank erläuterte. In einer Replik auf das republikanische Mitglieds Darrell Issa verteidigte Bernanke die bisherigen Maßnahmen der US-Notenbank und meinte, es gebe noch Raum für weitere Aktionen. "Das stimuliert wieder die Hoffnung auf QE3", meinte ein Marktteilnehmer. Unter dem Stichwort Quantitative Easing in der dritten Runde, kurz gerne als QE3 bezeichnet, verstehen Börsianer geldpolitische Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft, insbesondere eine Ausweitung der Geldversorgung durch Aufkäufe von Staatsanleihen.

Mit wenigen Worten schaffte Bernanke damit, was Kanzlerin Merkel und Griechenlands Premier Samaras einige Stunden zuvor nicht gelang: Hoffnung an den Märkten erzeugen. Bei Samaras' Besuch in Berlin bekräftigten beide Regierungschefs, dass Griechenland Teil des Euroraums bleiben soll. Entscheidungen sollen vor dem Troika-Bericht im September aber nicht getroffen werden. "Ich kann in den Statements allerdings nichts Bewegendes entdecken", meinte ein Händler. Möglicherweise sei die Unverbindlichkeit der Aussagen aber Grund für die Abgaben, denn sie zeige, wie weit entfernt tragfähige Lösungen noch seien.

Bei den Einzelwerten ergab sich ein klares Bild: Gefragt waren konjunkturunabhängige Titel, während die zyklischen Aktien schwächelten. "Anleger konzentrieren sich auf Titel mit hoher Dividendenrendite und nachhaltigem Cashflow: auf die Pharmawerte, Versorger, Nahrungsmittel-Aktien und defensive Chemietitel", meinte Analyst Heino Ruland von Ruland Research. An der Spitze des deutschen Aktienmarktes lagen daher Bayer, Linde und Beiersdorf, die jeweils um etwas mehr als ein Prozent zulegten.

Konjunktursensible Werte litten dagegen unter Gewinnmitnahmen. An der Spitze der Verlierer standen die Aktien von VW und ThyssenKrupp. Obwohl der Wolfsburger Autokonzern mit einem Absatzplus ins zweite Halbjahr gestartet ist, verlor die Aktie 2,2 Prozent. Bei ThyssenKrupp ging es um 1,5 Prozent nach unten. Die Aktie folgte damit den schwachen Vorgaben der europäischen Rohstoffwerte, die auch in der zweiten Börsenreihe bei den Stahltiteln Salzgitter und Klöckner & Co Abgaben provozierten.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa/rts

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