Die Nervosität ist zurück Dax dürfte sich schwer tun
10.04.2012, 08:23 UhrBörsianer sehen einige Belastungsfaktoren für das zweite Quartal. In den USA deutet sich ein Ende der Politik des immer billigeren Geldes an. Auch Europas Schuldenkrise ist wieder in das Gedächtnis zurückgekehrt, nachdem der spanische Sparhaushalt nicht überzeugen konnte.
Am deutschen Aktienmarkt dürfte es heute zu Abgaben kommen. Die Dax-Futures eröffneten mit Abgaben. Der Juni-Kontrakt sank gegen 8.10 Uhr um 65 auf 6.698 Punkte. Das Tageshoch lag bislang bei 6708 und das Tagestief bei 6688 Punkten. Marktteilnehmer sprachen von einer verspäteten Reaktion auf die schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag.
"Mit Bruch der 6695er und nachfolgend der 6670er Zone erwarten wir einen 'Move' zur 6570er Zone", beschreibt Martin Siegert von der LBBW die weiteren Aussichten.
Der für März gemeldete Stellenzuwachs außerhalb der Landwirtschaft in den USA verfehlte mit 120.000 die Schätzung von 203.000 deutlich. Mit dem schwächsten monatlichen Stellenzuwachs seit fünf Monaten wurde eine Serie überzeugender US-Arbeitsmarktdaten in den vergangenen Monaten unterbrochen.
Es bleibt allerdings abzuwarten, ob es sich um einen Ausreißer handelt, oder ob die Erholung der Beschäftigung in den USA ins Stocken geraten ist. In diesem Fall dürften schon bald Spekulationen über weitere Maßnahmen der US-Notenbank laut werden. Im jüngsten Protokoll der US-Notenbank waren noch keinerlei Hinweise auf eine bald anstehende neue Runde quantitativer Lockerung (QE3) zu finden.
Anleihemarkt im Blick
In Europa dürfte indes weiter die Entwicklung der Anleiherenditen Spaniens und Italiens aufmerksam verfolgt werden, nachdem eine schlecht aufgenommene Auktion spanischer Staatsanleihen in der Vorwoche für Verluste an den Märkten gesorgt hatte.
"Die Nervosität ist an die Aktienmärkte zurückgekehrt", fasste Markus Reinwand, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuelle Lage zusammen. "Investoren, die frühzeitig auf eine Erholung bei Aktien gesetzt hatten, nehmen einen Teil der Gewinne mit. Bislang unterinvestierte Anleger scheuen gegenwärtig offensichtlich den Einstieg." Beide Gruppen befürchteten inzwischen, dass Aktien nach zwei starken Quartalen die Puste ausgehen könnte. Zudem reduziere sich der Anteil positiver Überraschungen bei den Konjunkturindikatoren in den USA bereits sichtbar, während die Wirtschaft im Euroraum erst sehr zaghafte Erholungsansätze aufweise.
Unter dem Strich jedoch ruhten die Hoffnungen der Weltwirtschaft weiterhin vor allem auf den USA, meinten die Experten der Landesbank Berlin: "Im Gegensatz zur Eurozone, wo die Frühindikatoren weiterhin eine moderate Rezession signalisieren, sprechen die US-Daten seit geraumer Zeit mehrheitlich für eine konjunkturelle Stabilisierung – wenn auch auf niedrigem Niveau."
Das habe jedoch auch zur Folge, dass die Spekulationen auf eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik mehr und mehr abklingen. Auch seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) ist den Fachleuten zufolge vorerst nicht mit einer neuen Geldflut zu rechnen. Somit müssen die Aktienmärkte wohl ohne eine "höhere Dosis der Liquiditätsdroge", die in den ersten Wochen des Jahres für eine rasante Kursrallye sorgte, auskommen.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa