Keine neuen Ukraine-Infos Dax dürfte zunächst leichter beginnen
05.03.2014, 08:27 Uhr
Zurückhaltender beginn: Dax sollte sich die Lage zunächst beschauen.
(Foto: REUTERS)
Die europäischen Börsen werden nach Ansicht der Anleger vor einem möglichen weiteren Anstieg einen mindestens einen Zwischenschritt einlegen. Neue Impulse könnten von der prallen Konjunkturagenda sowie Unternehmenszahlen ausgehen.
An den europäischen Börsen rechnen Händler mit einem etwas leichteren Handelsstart. Nach den kräftigen Kursgewinnen am Vortag dürfte sich der Markt nun beruhigen. "Aus der Ukraine gibt es keine neue Informationen, die weitere Kursaufschläge rechtfertigen würden", sagt ein Händler. Die leichten Gewinne an den asiatischen Märkten seien denen in Europa nur hinterhergelaufen und geben daher keine neuen Impulse. Erste Taxen sehen den Dax rund 20 Punkte leichter als am Vortag.
Am Vortag war der Leitindex um 2,5 Prozent auf 9589,15 Punkte gestiegen. Anleger hatten die Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Krim-Krise mit Erleichterung aufgenommen.
Kursanstiege im Tagesverlauf möglich
Im Tagesverlauf seien allerdings weiter steigende Kursen möglich, heißt es. "Der Kurseinbruch am Montag war eine Überreaktion und Aktien haben dabei ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen", sagt Dan Veru, Chef-Anlagestratege bei Palisade Capital Management. "Die Märkte fühlen sich nun sicherer, dass wir nicht vor einer Konfrontation wie im Kalten Krieg stehen". Zudem stützen das neue Allzeithoch des S&P-500 in den USA und der fallende Yen. Zudem gibt es gute Nachrichten aus China. Dort hält Premier Li Keqiang weiter am Ziel eines Wachstums von 7,5 Prozent in diesem Jahr fest.
Auch eine Fülle von Unternehmenszahlen dürften dank der beruhigten Lage in der Ukraine wieder in den Fokus rücken. Hier legen unter anderem Adidas, Carrefour und Verbund Daten vor. Der Sektor der Rohstoffwerte wird optisch schwach erwartet, da Rio Tinto und BHP Billiton ihre Dividenden ausschütten. Stützend wirkt aber die Nachricht, dass der Rohstoffhändler Glencore erwägt, einen Kredit an der russischen Russneft in eine Aktienbeteiligung umzuwandeln.
Agenda mit Konjunkturdaten gefüllt
Neue Impulse könnten auch von europäischen Einkaufsmanagerindizes ausgehen sowie vom ADP-Arbeitsmarktbericht und dem ISM-Index für den US-Service-Bereich am Nachmittag. Beim ISM wird mit einem leichten Rückgang auf 53,5 im Februar nach 54,0 im Januar gerechnet. Beim ADP-Bericht setzt der Marktkonsens auf rund 160.000 neu geschaffene Stellen im Februar. Zudem wird der Konjunktur-Bericht der US-Notenbank am Abend veröffentlicht.
"Nachdem über den Kurs der US-Notenbank Klarheit herrscht, sollten gute Daten die Kurse antreiben", sagt Christoph Hock von Alpha. Im Blick stehen vor allem die Stoxx-Branchen-Indizes für Chemie-, Pharma- und Bau- sowie Reise- und Freizeit-Aktien. Sie stehen schon wieder an ihren Jahreshochs, nachhaltige Ausbrüche würden auch die Stimmung am Gesamtmarkt laut Marktanalysten noch einmal verbessern.
Adidas enttäuscht
Bei den Zahlen haben Adidas am Morgen mit einer hohen Abschreibung negativ überrascht, die den Gewinn belastet hat. Händler rechnen jedoch bislang nur mit einer neutralen Kursreaktion, da das operative Geschäft im erwarteten Rahmen verlaufen sei.
Ein Händler spricht indes von einer "heftigen Gewinnwarnung". Der in Aussicht gestellte Konzerngewinn von 830 Millionen bis 930 Millionen Euro liege unter den Schätzungen der meisten Analysten. Die Konsensprognose für das laufende Jahr liege bei gut einer Milliarde Euro. "Dass es einen vorsichtigen Ausblick geben würde, hatten wohl einige Marktteilnehmer erwartet, aber diese Gewinnprognose ist doch enttäuschend", sagt ein anderer Händler. Seiner Ansicht nach dürfte der Kurs nachgeben.
Bei der französischen Supermarktkette Carrefour gefällt der erhöhte Dividendenvorschlag. Gleiches schlägt der französische Rückversicherer Scor vor. Händler rechnen daher mit positiven Impulsen für Europas Versicherungs-Werte.
Bei Deutsche Annington wird mit Spannung auf den Erfolg der gerade laufenden Kapitalerhöhung geblickt. Das Immobilien-Unternehmen will rund 16 Millionen neue Aktien platzieren.
Ebenfalls im Blick stehen Vivendi mit dem möglichen Verkauf der Mobilfunktochter SFR an Bouygues. Das berichtet die französische Zeitung Les Echos. Der Kaufpreis dürfte etwa 15 Milliarden Euro betragen. "Der scharfe Wettbewerb hat SFR zuletzt belastet und damit auch die Ergebnisse von Vivendi verhagelt", sagt ein Händler. Mit einem Verkauf von SFR wäre Vivendi dem strategischen Ziel eines reinen Medienkonzerns einen großen Schritt nähergekommen, sagt der Händler. Die Franzosen wären zudem nicht mehr so stark vom derzeit besonders schwachen Heimatmarkt abhängig.
Quelle: ntv.de