Telekom knausert Dax gewann Boden
12.11.2002, 20:15 UhrDer Deutsche Aktienindex legte am Dienstag eine wahre Achterbahnfahrt hin. Nach einem Vormittag im Plus stoppte der Dax seinen Höhenflug abrupt, als bekannt wurde, dass das irakische Parlament die Resolution der Vereinten Nationen abgelehnt hat. Zeitweise tauchte das Börsenbarometer gar ins Minus. Zum Schluss ergab sich dann aber wieder ein kräftiges Plus von 2,4 Prozent auf 3.116 Zähler.
Die Entscheidung des irakischen Parlaments hatte auf dem Börsenparkett erneut die Kriegsangst geschürt, denn US-Präsident George W. Bush droht dem Irak mit ernsthaften Konsequenzen, sollte die Resolution abgelehnt werden. Nun liegt die letzte Entscheidung beim Revolutionsrat unter Staatschef Saddam Hussein. Damit habe sich letztendlich ja nichts geändert oder gar entschieden, fasste ein Händler die Stimmung zusammen.
Schlechte Nachrichten für die T-Aktionäre: Die Deutsche Telekom wird ihren Aktionären in diesem Jahr offenbar keine Dividende zahlen. Dies wurde aus Aufsichtsratskreisen bekannt. Durch die Streichung könnte die Telekom etwa 1,5 Milliarden Euro sparen, hieß es zur Begründung. Die Sparmaßnahme würde besonders den Bund treffen, der 43 Prozent an der Telekom hält. Die Einnahmeausfälle für diesen Großaktionär werden auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Die Ankündigung kommt aber nicht unerwartet, offenbar haben die Aktionäre schon gar nicht mehr auf eine Dividende gehofft. Die Aktie stieg um 6,9 Prozent auf 11,46 Euro.
Bereits vorbörslich hat die Commerzbank ihre Zahlen geliefert. Trotz eines steuerfreien Sonderlöses in Höhe von 721 Millionen Euro musste das Geldinstitut einen Verlust nach Steuern von 129 Millionen Euro verbuchen. Als Grund nannte die Commerzbank hohe Abschreibungen auf das Beteiligungsvermögen. Angesichts der schwierigen Marktlage will das Bankhaus keine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2002 abgeben. Eine Überraschung waren die Zahlen aber nicht mehr - bereits am Vortag waren sie aus Finanzkreisen durchgesickert. Im Handelsverlauf muss die Commerzbank-Aktie ihre Gewinne wieder abgeben, zum Schluss war noch ein Plus von 2,9 Prozent bei 7,19 Euro übrig.
Eine Überraschung war dagegen das Kursfeuerwerk bei Bayer. Obwohl die Quartalszahlen des Chemie- und Pharmakonzerns eher enttäuschend ausfielen, ließen die Anleger die Aktie um 6,8 Prozent auf 20,94 Euro und damit in die Spitzengruppe der Dax-Gewinner steigen.
Der Konzern hat im dritten Quartal das operative Ergebnis vor Sonderposten auf 54 Millionen Euro gesteigert, nach 39 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 7,25 Milliarden Euro. Analysten hatten jedoch einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 97 Millionen Euro erwartet. Auch die Tatsache, dass wegen des Cholesterinsenkers Lipobay rund 5.700 Klagen anhängig sind, hätte die Stimmung eigentlich trüben sollen. Die Anleger störte dies jedoch wenig. Grund für ihre Euphorie ist nach Ansicht der von Händlern der Verzicht von Bayer auf die Mehrheit bei der angestrebten Pharma-Partnerschaft. Es sei positiv zu werten, dass Bayer offen an das Thema herangehe, hieß es. Das beflügele jetzt die Phantasie in Sachen Kooperationen.
Volkswagen will trotz der weltweiten Krise auf dem Automobilmarkt seine Investitionen stabil halten. Wie Konzernchef Pichetsrieder am Montag nach Börsenschluss in Wolfsburg erklärte, werden die Investitionen weiterhin bei 6 bis 7,5 Prozent des jährlichen Umsatzes liegen. Der Aufsichtsrat soll am Freitag die neue Fünf-Jahres-Planung festlegen. Zudem kündigte Pichetsrieder den Produktionsstart des bisher nur in Brasilien angebotenen Kleinwagens "Gol" für Februar 2003 in China an. Die Anleger honorierten die Pläne und setzten die Aktie um 2,6 Prozent auf 37,67 Euro nach oben.
Zahlen gab es auch von Beiersdorf. Getragen von seiner Top-Marke Nivea hat der im MDax-notierte Kosmetikkonzern in den ersten neun Monaten 2002 den Umsatz trotz Konsumflaute weiter gesteigert, aber beim Ergebnis eingebüßt. So verringerte sich das betriebliche Ergebnis im Vorjahresvergleich um zwei Prozent auf 382 Millionen Euro. Ohne Sondereffekte aus dem Verkauf des Wundversorgungsgeschäft im vergangenen Jahr stieg der Betriebsgewinn allerdings um 8,6 Prozent. Der Konzernumsatz erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 3,8 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Die Zuwächse wurden aber vor allem im Ausland erzielt, in Deutschland lag der Umsatz sogar leicht unter dem Vorjahreswert. Die Aktie schloss 1,9 Prozent im Minus bei 105,00 Euro.
Der im Mittelständlersegment Smax notierte Automobilzulieferer Edscha wird von der britischen Beteiligungsgesellschaft Carlyle übernommen. Carlyle hat sich mit den vier Großaktionären von Edscha auf die Übetragung ihrer Anteile zu je 26 Euro geeinigt und kommt damit in den Besitz von 70,5 an dem Hersteller von Cabriodächern und Scharnieren. Den freien Aktionären soll Anfang Dezember ein Barangebot zu 26,50 Euro je Aktie unterbreitet werden. Und genau in diese Richtung bewegte sich auch der Kurs: die Aktie schloss mit einem Plus von 5,9 Prozent bei 26,25 Euro. Einer der vier ehemaligen Großaktionäre, die Deutsche Beteiligungs AG, verbuchte ebenfalls ein Plus von 1,6 Prozent auf 9,14 Euro.
Quelle: ntv.de