Knappes Plus Dax hangelt sich hoch
15.08.2008, 17:50 UhrZunehmende Konjunktursorgen machten dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss zu schaffen. Zu guter Letzt reichte es aber dann doch noch zu einem winzigen Plus von 0,05 Prozent auf 6.446 Zähler. Grund für die maue Stimmung waren die zuletzt gesunkenen Rohstoffpreise, die von Börsianern als Indikator für eine bevorstehende wirtschaftliche Eintrübung gesehen wurden. Auf Wochensicht verlor der Leitindex rund zwei Prozent. Zuvor hatte sich das Börsenbarometer noch nach einem besser als erwartet ausgefallenen Empire State Manufacturing Index für August von seinem Tagestief entfernt.
Die Aktien des Autozulieferers Continental stiegen gegen den Markttrend um 1,1 Prozent auf 74,03 Euro. Medienberichten zufolge hat sich der Konzern mit dem Angreifer Schaeffler nach wochenlangem Übernahmekampf in den Kernpunkten geeinigt. Es könnte auf einen Preis von 75 Euro je Conti-Aktie herauslaufen, heißt es.
Größter Verlierer im Dax waren die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns Merck mit einem Minus von 3,1 Prozent auf 73,04 Euro. Händler verwiesen auf die Produktionskürzungen des LCD-Herstellers Chi Mei Optoelectronics aus Taiwan. "Das drückt die Merck-Aktien", sagte ein Händler. Merck ist Weltmarktführer im Geschäft mit Flüssigkristallen, die in LCD-Displays eingebaut werden.
Unter Verkaufsdruck standen auch die Papiere von Volkswagen, die die Verluste bis zum Handelsschluss jedoch auf minus 0,7 Prozent eindämmen können. "Die Aktie ist überbewertet und nur durch die anstehende Mehrheitsübernahme durch Porsche noch gestützt", sagte ein Händler. Gekauft wurden nach einem positiven Analystenkommentar die Titel des Lkw- und Maschinenbauers MAN, die 2,6 Prozent auf 66,93 Euro gewannen. Die Analysten von Goldman Sachs haben die bessere Geschäftsentwicklung von MAN in einem schwierigen Marktumfeld betont. Zudem rechneten die Experten der US-Investmentbank mit erneuten Fusionsspekulationen.
Größter Gewinner im Dax waren die Henkel-Vorzüge, die um vier Prozent auf 27,77 Euro zulegen. Der Konsumgüterhersteller hatte zuletzt besonders unter dem hohen Euro-Kurs und teuren Rohstoffen zu leiden. Der Euro setzte am Freitag seinen jüngsten Kursrutsch fort und verbilligte sich auf bis zu 1,47 Dollar. Von der Erholung der US-Währung profitierten auch die im MDax notierten Luft- und Raumfahrtkonzern EADS-Aktien, die um 5,4 Prozent auf 15,68 Euro anstiegen.
Übernahmespekulationen schoben die zuletzt arg gebeutelten Aktien von Stada um mehr als zwölf Prozent auf 36,18 Euro an. Die israelische Wirtschaftszeitung "Globes" hatte berichtet, der weltgrößte Generikahersteller Teva wolle vor dem Abschluss der Übernahme des US-Rivalen Barr auch noch Deutschlands drittgrößten Generikaanbieter Stada kaufen. Die Stada-Aktien haben seit Ende Juli rund 35 Prozent an Wert verloren, nachdem der Generikahersteller die Anleger mit einem schwachen Ausblick schockte.
Übernahmegerüchte sorgten im Finanzsektor wieder für Kursausschläge nach oben. Angeblich hätten die vor einem Zusammenschluss stehenden Institute Commerzbank und Dresdner Bank am Donnerstag entsprechende Gespräche geführt, von denen die Öffentlichkeit allerdings erst am Montag offiziell erfahren soll, sagte ein Händler. "Es ist halt Freitag. An diesem eher ruhigen Tag werden gern Übernahmegerüchte gespielt", ordnete ein Börsianer die Spekulationen ein. Commerzbank gewannen 1,5 Prozent auf 20,98 Euro.
Im SDax waren die Aktien der IKB Deutsche Industriebank mit einem Plus von mehr als 13 Prozent auf 2,33 Euro die größten Gewinner. Dem "Handelsblatt" zufolge soll es eine Entscheidung über den Verkauf in der kommenden Woche geben. Nach Informationen aus Regierungskreisen gehören allerdings nur noch zwei von ursprünglich drei Interessenten zum Käuferkreis, schreibt die Zeitung. Händler äußerten sich zurückhaltend. "Die Bewertungsfrage bleibt weiter offen. Es muss abgewartet werden, wie viel ein Käufer dann tatsächlich zahlt. Für die freien Aktionäre dürfte aber nicht viel übrig bleiben", sagte ein Börsianer.
Die Papiere der Colonia Real Estate verloren dagegen zwölf Prozent auf 6,46 Euro und waren damit trauriges Schlusslicht im SDax. Nach dem Ablauf des ersten Halbjahres hat das Unternehmen seine Prognose für den Jahresgewinn deutlich gesenkt. Das Kölner Immobilienunternehmen geht nun davon aus, im Jahr 2008 ein Konzernergebnis von 20 bis 25 Mio. Euro zu erreichen. Bisher wurden 72 Mio. bis 75 Mio. avisiert.
Quelle: ntv.de