Saudi-Arabien und Wall Street Dax im roten Gewand
01.03.2011, 17:43 UhrDer deutsche Aktienmarkt kann seine Zugewinne nicht halten und schließt im Minus. Die Lage im arabischen Raum verunsichert wieder die Investoren. Vor allem fürchtet man ein Übergreifen der Unruhen auf den wichtigsten Öllieferanten Saudi-Arabien. Auch aus den USA kommt Gegenwind.
Die Sorge vor einem Übergreifen der Unruhen aus Nordafrika auf den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien hat am Dienstag die Anleger am deutschen Aktienmarkt verunsichert. Dax und TecDax gaben dadurch ihre Gewinne wieder ab und drehten in den roten Bereich. Zuvor hatten die Autowerte den Leitindex in die Höhe getrieben. "Krisenszenarien für Saudi-Arabien werden wieder durchgespielt", sagte ein Händler in Frankfurt. Zudem lastete der schwache Handelsbeginn an der New Yorker Wall Street auf das Handelsgeschehen.
Der Dax verlor 0,7 Prozent und schloss bei 7223 Punkten. Der MDax stieg um 0,1 Prozent auf 10.305 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 0,2 Prozent und lag bei 900 Punkten.
Der saudi-arabische Standardwerte-Index brach um knapp sieben Prozent ein. "Berichte über die Festnahme eines Geistlichen haben den Kursrutsch ausgelöst", erklärte Haissam Arabi, Fondsmanager bei Gulfmena Alternative Investments. Sollte es in dem arabischen Land zu Unruhen kommen, so könnte dies nach Einschätzung von Börsianern zu einer Ölpreisexplosion führen.
Positive Impulse von der Konjunktur gerieten ins Hintertreffen. Dank des deutschen Aufschwungs kommt die Industrie in der Euro-Zone wieder in Fahrt. Der Markit-Einkaufsmanagerindex erreichte im Februar mit 59,0 Punkten das höchste Niveau seit mehr als zehneinhalb Jahren. Zudem sank in Deutschland im Februar die Zahl der Arbeitslosen.
Das zunächst starke Comeback der Autowerte neigte sich am Nachmittag dem Ende zu. Dem Branchenverband VDA zufolge stieg die Zahl der Neuzulassungen im Februar in Deutschland um 15 Prozent. Die Branche strotzte auch während des Genfer Autosalons vor Zuversicht. BMW verloren einen lgroßen Teil der Gewinne und legten um 1,5 zu, Daimler verbilligten sich um 0,1 Prozent. In den Negativsog gerieten auch Infineon mit minus 0,9 Prozent.
Die Aktien von VW hinkten nach dem überraschenden Einstieg beim Graphitspezialisten SGL Carbon hinterher. Nach anfänglichen Gewinnen ging der Aktienkurs um 1,6 Prozent zurück.
Die im MDax gelisteten SGL-Aktien stiegen um 5,1 Prozent. Laut Börsianern setzten die Anleger zum einen darauf, dass die Beteiligungsgesellschaft der BMW-Großaktionärin Susanne Klatten, Skion, ihren Anteil von gut 22 Prozent an SGL noch auf eine Sperrminorität aufstockt. Skion teilte mit, dies sei schnell machbar, falls es nötig würde. Zum anderen vermuteten viele, dass auch VW noch hinzu kaufen könnte. Nach einer Mitteilung hält VW 8,2 Prozent bei SGL. Ein VW-Sprecher teilte mit, die Wolfsburger planten nicht, über zehn Prozent zu gehen.
Dagegen verloren im Dax MAN 1,3 Prozent. Händlern zufolge fiel die Aktie zurück, nachdem sie in der Vorwoche stark zugelegt hatte. Eine Verschiebung der Hauptversammlung hatte Spekulationen über ein baldiges Übernahmegebot von dem schwedischen Konkurrenten Scania für MAN ausgelöst und die Aktie angetrieben.
Im TecDax ragten die Aktien von Aixtron mit einem Plus von 3,6 Prozent hervor. Der Chipanlagenbauer hatte dank des Booms von Leuchtdioden in der Unterhaltungselektronik und Industrie 2010 die Markterwartungen übertroffen und eine Vervierfachung der Dividende angekündigt.
Im SDax profitierten Tom Tailor von der Aussicht von der erstmaligen Zahlung einer Dividende. Die Aktien der Modefirma verteuerten sich um 3,7 Prozent.
Quelle: ntv.de, wne/rts