Verluste zum Jahresauftakt Dax landet auf der 9400
02.01.2014, 17:40 Uhr
Anleger verlassen den grünen Pfad. Ist damit der Höhenflug beendet? Marktbeobachter sagen Nein, es geht noch mehr.
(Foto: dpa)
Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt ist zum Auftakt des Börsenjahres 2014 vorerst zu Ende gegangen. Der Dax markiert zur Eröffnung mit 9620 Punkten zwar eine neue Bestmarke, lässt dann aber kräftig Federn. Einer der größten Verlierer ist RWE.
Der deutsche Aktienmarkt hat am ersten Handelstag des Jahres unter deutlichem Abgabedruck gestanden. Im Handel war von "Ermüdungserscheinungen" nach dem Kursschub in den letzten Handelstagen des alten Jahres die Rede. "Wir sehen einige Verkäufe am Terminmarkt", sagte ein Händler. Als Grund nannte er die Abgaben an der Wall Street. Zu den Gewinnern des Tages zählten dagegen das Gold und auf der Devisenseite Yen und Dollar.
Zum Auftakt war der Leitindex Dax um 0,7 Prozent auf 9620 Punkte geklettert, womit er einen neuen Rekord aufstellte. Danach pendelte er allerdings zurück und durchschlug die 9500 Punkte nach unten bis auf 9400 Punkten. bei Handelsschluss notierte er 1,6 Prozent leichter.
Am Montag - dem letzten und verkürzten Handelstag des alten Jahres - hatte das deutsche Börsenbarometer die 9600er Marke ins Visier genommen, aber nicht knacken können.
Auch der MDax markierte am Morgen noch einen weiteren Höchststand. Danach legte aber auch er den Rückwärtsgang ein. Zuletzt notierte er 0,3 Prozent leichter bei 16.516 Punkten. Der TecDax hielt sich zumindest nahe seines Vortagesschlusskurses bei 1166 Zählern.
Für die anfänglich noch gute Stimmung hatte der Endspurt an den US-Börsen am Dienstag gesorgt, der den großen Indizes dank guter Konjunkturdaten neue Rekordstände beschert hatte.
Traditionell mit Schwung ins neue Jahr
Börsianern zufolge sollten die aktuellen Kursverluste nicht überbewertet werden. Viele Anleger seien noch im Urlaub und die Umsätze entsprechend dünn, sagte Analyst David Madden vom Brokerhaus IG Markets. Auch Aktienstratege Peter Gamry von der Saxo Bank prognostizierte für die kommenden Wochen weitere Kursgewinne. "Der Januar ist normalerweise ein starker Börsenmonat."
Ein guter Start in das jeweils neue Börsenjahr hat fast schon Tradition: Der Dax hat in den vergangenen fünf Jahren am ersten Handelstag stets zugelegt, im Schnitt um satte 2,2 Prozent.
"Allerdings ist der Dax in diesem Zeitraum an den Jahresenden nie so stark gestiegen wie zum Jahresende 2013. Die Messlatte liegt also schon sehr hoch", fügte ein Händler an. Zudem kommt etwas Gegenwind aus Asien. In China sind sowohl der offizielle Einkaufsmanagerindex als auch das von der Bank HSBC ermittelte Pendant im Dezember zurückgegangen, konnten sich aber oberhalb der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 halten.
Mit Blick auf den Höhenflug der Aktienmärkte in den vergangenen Monaten, das dem Dax 2013 das zweite Jahr in Folge ein Plus von mehr als 25 Prozent bescherte, ergänzte Gamry: "Das war eine ziemlich unglaubliche Rally und irgendwann werden wir eine Korrektur sehen müssen, wenn auch voraussichtlich noch nicht im Januar." Analysten trauen den europäischen Aktien 2014 im Schnitt ein Plus von zwölf Prozent zu.
Versorger unter Druck
Bei den Einzeltiteln setzte die Aussicht auf eine mögliche Kapitalerhöhung die Papiere RWE unter Druck. Die Aktien des Versorgers fielen 3,6 Prozent. "Da sind einige Anleger wohl über den Bericht im 'Handelsblatt' gestolpert", sagte ein Händler. Die Zeitung hatte berichtet, der Vorstand wolle sich auf der Hauptversammlung das Recht auf eine Erhöhung des Grundkapitals um bis zu zehn Prozent einräumen lassen. "Das wäre nur ein Vorratsbeschluss", sagte ein Händler. "So etwas macht jedes Unternehmen." Da die Versorgertitel aber schon 2013 in Ungnade gefallen waren, sei das für die Aktie nicht hilfreich gewesen.
Die RWE-Aktien haben 2013 nicht an der Dax-Hausse teilgenommen. Die Titel waren mit einem Jahresverlust von fast 15 Prozent der drittschwächste Dax-Wert. Aber auch Eon hatten Federn gelassen, Händler hatten dies mit der schlechten Branchenstimmung begründet. Im Sog von RWE gaben sie noch einmal 2,7 Prozent nach.
Schwächster Wert war mit minus 3,4 Prozent die Aktie von K+S, die unter Gewinnmitnahmen und einer pessimistischen Prognose der Analysten der Bank of America leidet.
Kurssprung bei Fiat
Topstory zu Jahresbeginn am Aktienmarkt war die Komplettübernahme von Chrysler durch Fiat, die zunächst einmal für Verwirbelungen am Aktienmarkt sorgte. Erst zehn Minuten nach Handelsbeginn konnte die Mailänder Börse einen Kurs für die Fiat-Aktie berechnen. "Das Volumen der Geldseite überwog die Brief-Seite ganz extrem, es gab faktisch keine Abgeber in der Aktie", berichtete ein Händler. Dementsprechend hoch falle der Kursgewinn aus. Das Papier gewann nach der Nachricht 16,4 Prozent auf 6,92 Euro. Die Nachricht von der kompletten Kontrolle über Chrysler wirke "wie ein Befreiungsschlag".
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/DJ