Lüftchen aus USA Dax landet im Plus
14.01.2008, 17:42 UhrDie deutschen Standardwerte haben am Montag Stärke bewiesen und dem Kursrutsch der US-Börsen getrotzt. Nach einem etwas schwächeren Start strampelte sich der Leitindex in die Gewinnzone vor. Am Nachmittag sorgten starke Zahlen von IBM aus den USA für Unterstützung.
Der Dax legte bis Handelsschluss 0,2 Prozent auf 7.732 Punkte zu. Die zuletzt gebeutelten Finanzwerte erholten sich etwas, während defensive Aktien wie Versorger fielen. "Wir haben schon in den vergangenen Tagen versucht, uns vom US-Markt abzukoppeln. Schließlich ist die EU-Konjunktur nur mittelbar von der Hypothekenkrise betroffen", begründete ein Händler die leichte Aufwärtsbewegung.
Die Furcht vor einer Rezession in den USA hatte die Wall Street am Freitag rund zwei Prozent ins Minus gedrückt. In dieser Woche zittern Anleger aber auch vor den Zahlen der US-Großbanken Citigroup und Merrill Lynch. Den Auftakt macht am Dienstag die Citigroup. Einem Bericht des US-Senders CNBC zufolge könnte die Citigroup wegen der Kreditmarktkrise bis zu 24 Mrd. US-Dollar abschreiben. Allerdings machten sich in den USA auch Hoffnungen auf weitere Finanzspritzen für das Kreditinstitut breit.
Positiv nahm der Markt die Nachricht auf, dass Merrill sich weitere vier Mrd. US-Dollar aus Kuwait besorgt hat, Citigroup befindet sich laut Medienberichten derweil auf der Suche nach neuen Kapitalgebern.
Die deutschen Finanzwerte reagierten auf die Nachricht neuer Liquiditätsspitzen positiv: Deutsche Bank stiegen um 0,9 Prozent, Allianz um 2,3 Prozent. "Es gibt eine Erholung von zuletzt schwachen Sektoren wie die Finanzbranche und Konsumgüter. Fundamentale Gründe sind nicht erkennbar, das sind eher technische Gegenbewegungen", sagte ein Aktienhändler. Private Anleger hielten sich insgesamt zurück. "Heute handeln die Profis unter sich."
Im Aufwind befanden sich auch die Aktien des Börsenbetreibers Deutsche Börse, die die Gewinnerliste im Dax mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 126,69 Euro im Wechsel mit Infineon anführten. Mehrere Analystenhäuser erhöhten das Kursziel für die Deutsche Börse, die durch den geplanten Umzug ihrer Büros ihre Steuerlast deutlich reduzieren will. Zudem hatte Finanzvorstand Thomas Eichelmann im Gespräch mit Reuters ein Rekordergebnis für 2008 in Aussicht gestellt.
Infineon kletterten 2,5 Prozent. Als Antrieb wurden von Börsianern zwei positive Studien genannt. Zum einen soll Dresdner Kleinwort zwar das Ziel von 18 auf 16 Euro gesenkt haben und liegt damit noch deutlich über dem aktuellen Kursniveau. Zudem stütze eine positive Studie der Deutschen Bank zu US-Halbleiterwerten die Titel in dem Sektor.
Auf der Überholspur fuhren die Titel von SAP, die 2,7 Prozent auf 33,31 Euro zulegten. Händler verwiesen auf die starken Zahlen von IBM, die auch die Titel von SAP mit nach oben trieben.
Gefragt waren auch TUI, die 1,5 Prozent gewannen. Der Touristikkonzern plant Unternehmenskreisen zufolge eine Eingliederung seiner Schifffahrtssparte und einen Umzug des Firmensitzes von Hannover nach Hamburg. Damit solle - entgegen den Forderungen von manchen Investoren - der vollständige Verbleib der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd im Konzern gesichert werden.
Volkswagen kletterten ebenfalls um 3,6 Prozent auf 153,80 Euro, nachdem der Wolfsburger Autobauer auf der Detroiter Automesse einen weiteren Verkaufsanstieg für 2008 in Aussicht stellte.
Als Bremsklotz erwiesen sich die Versorger. Mit einem Minus von knapp drei Prozent auf 94,31 Euro waren die Titel von RWE größte Verlierer. Auch die Papiere von E.on gaben zwei Prozent nach.
Bei den Aktien aus der zweiten Reihe konnten Beiersdorf Händlern zufolge von positiven Analystenkommentaren profitieren. Die Titel stiegen zeitweise um mehr als sieben Prozent auf 50,18 Euro und führten damit die Gewinnerliste im MDax an. Zuletzt notierten die Titel 4,1 Prozent höher. Beiersdorf will am Dienstag vorläufige Zahlen veröffentlichen.
Kl öckner stiegen nach einem Interview der "Börsen-Zeitung" mit Vorstandschef Thomas Ludwig um 1,4 Prozent. Demzufolge peilt der Stahlhändler durch Zukäufe 2008 erneut einen Umsatzzuwachs von rund 10 Prozent an. "Das klingt positiv und dürfte die Aktie stützen, da der Markt aktuell lediglich mit acht Prozent kalkuliert", sagte ein Händler. Zudem erwarte Klöckner zu Beginn des zweiten Quartals Preiserhöhungen im europäischen Stahlmarkt.
Qiagen legten 1,9 Prozent zu. Händler verwiesen auf ein Kartellverfahren in den USA, das das Biotechnologieunternehmen gewonnen hat. Die Klage von Third Wave Technologies sei vom Bezirksgericht in Wisconsin abgewiesen worden, teilte Qiagen am Samstag in Gaithersburg mit. Die Commerzbank bestätigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie. "Dieses gewonnene Verfahren is teine leicht positive Nachricht für Qiagen", sagte Analyst Daniel Wendorff am Morgen.
Abseits der großen Indizes ging es für Vivacon nach einem Trading Statement und einem Ausblick auf 2008 16,0 Prozent auf 11,95 Euro nach oben. Das abgelaufene Geschäftsjahr sei das profitabelste mit dem höchsten Konzerngewinn der Geschichte gewesen, teilte der Immobilienkonzern mit. Für 2008werde ein Transaktionsvolumen von mehr als 700 Millionen Euro erwartet. Einer ersten Händlereinschätzung zufolge klingen die Aussagen "wirklich gut". Die Aktie sei zudem eine der günstigsten im Immobiliensektor und habe deutliches Erholungspotenzial.
Quelle: ntv.de