Hoch nach US-Daten Dax legte deutlich zu
14.11.2002, 20:20 UhrIn zwei Schüben stürmten die deutschen Standardwerte zum Gipfel. Zunächst gewichtete der Markt den positiven Ausblick von Allianz höher als den massiven Nettoverlust. Und am Nachmittag sorgten dann überraschend gute US-Konjunkturdaten für zusätzliche Bewegung. Der Dax schloss mit einem Plus von 4,0 Prozent bei 3.188 Punkten.
Die US-Einzelhandelsumsätze haben im Oktober überraschend auf dem Vormonatsniveau verharrt. Analysten hatten mit einem leichten Rückgang um 0,2 Prozent gerechnet. Marktbeobachter sehen darin Anzeichen einer leichten Konjunkturbelebung, denn immerhin macht der Einzelhandel rund 40 Prozent der gesamten Verbraucherausgaben aus. Auch vom US-Arbeitsmarkt kamen positive Signale. In der abgelaufenen Woche wurden weniger Erstanträge auf Arbeitslosengeld gestellt als von Experten erwartet.
Das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Deutschen Telekom wurde endlich auch offiziell gelüftet. Der bisherige T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke wird neuer Vorstandsvorsitzender des Bonner Konzerns. Ricke kann sich über eine weitestgehend bereinigte Bilanz freuen. Die Telekom wies für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres einen Nettoverlust von 24,5 Milliarden Euro aus. Darin enthalten sind Abschreibungen auf Mobilfunk-Aktivitäten und Lizenzen in Höhe von über 20 Milliarden Euro. Operativ - also vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen - erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 12 Milliarden Euro, eine Steigerung um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und noch ein Gerücht wurde bestätigt: Die Dividende für das laufende Jahr wird gestrichen, statt dessen soll der schuldenabbau forciert werden. Das alles war Musik in den Ohren der Anleger, sie setzten den Kurs der Aktie um 4,1 Prozent auf 11,69 Euro hoch.
Auch die Allianz hat in ihrer Bilanz Klar Schiff gemacht. Der Allfinanzkonzern wieß den höchsten Quartalsverlust in seiner Geschichte aus. Der Fehlbetrag belief sich auf 2,5 Milliarden Euro. Davon entfallen allein 1,7 Milliarden auf Abschreibungen auf die Wertpapierbestände. Weitere 500 bis 600 Millionen Euro dürften nach Ansicht von Finanzvorstand Helmut Perlet im vierten Quartal hinzu kommen. Ein weiterer wichtiger Verlustposten war die im vergangenen Jahr übernommene Dresdner Bank mit knapp einer Milliarde Euro. Für den weiteren Geschäftsverlauf zeigten sich die Münchener aber optimistisch. Marktbeobachter würdigten vor allem die Verbesserungen im Kerngeschäftsbereich Versicherungen. Die Aktie legte um 8,1 Prozent auf 105,00 Euro zu.
Epcos hat wegen Sonderbelastungen im Schlussquartal 2001/02 seinen Verlust kräftig ausgeweitet und damit die Markterwartungen verfehlt. Da der Ausblick aber positiv ausfiel, griffen die Anleger beherzt zu. Die Aktie stieg um 19,3 Prozent auf 11,88 Euro.
Massive Kostensenkungen haben BASF im dritten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Vor Sondereinflüssen legte das Betriebsergebnis um 80 Prozent auf 591 Millionen Euro zu. Die Analystenschätzungen wurden damit deutlich geschlagen. Die Aktie verteuerte sich um 1,9 Prozent auf 38,10 Euro.
Deutliche Kursabschläge musste hingegen Linde hinnehmen, die Aktie büßte 4,4 Prozent auf 34,95 Euro ein. Auf Grund der schwachen Konjunktur hat der Konzern Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis verzeichnet. Der Umsatz belief sich von Januar bis September auf 6,2 Milliarden Euro nach 6,4 Milliarden ein jahr zuvor. Operativ hat Linde 434 Millionen Euro verdient, 16 Prozent weniger im Jahresvergleich.
Überraschend hoch fielen die Abschreibungen beim Energieriesen E.On aus. 2,4 Milliarden Euro betrug die Wertberichtigung auf die britische Beteiligung Powergen. Analysten erklärten dies aber mit der schwierigen Lage auf dem britischen Stromerzeugermarkt. Das Betriebsergebnis ist in den ersten neun Monaten dagegen um 36 Prozent auf 3,18 Milliarden Euro geklettert. Aber auch das lag unter den Prognosen. Die Enttäuschung manifestierte sich auch im Kurs: Die Aktie verbilligte sich im festen Marktumfeld um 0,7 Prozent auf 46,44 Euro.
Quelle: ntv.de