Marktberichte

Spinnen die, die Anleger? Dax leichter

Gute Konjunkturdaten aus den USA und gute Zahlen von Dell sind eigentlich Grund genug, Aktien zu kaufen. Die Anleger dagegen ignorierten beides und verkauften. Für Händler war der Fall klar: "Nichts als Gewinnmitnahmen".

Der Dax ging 0,2 Prozent leichter ins Wochenende bei 5.036 Zählern.

Die neuesten Konjunkturdaten aus den USA vom Freitag waren besser ausgefallen als erwartet. Der Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan ist nach vorläufigen Berechnungen im Mai auf 96 Punkte angestiegen nach 93 Punkten im April. Analysten hatten dagegen mit einem Stand von 92,7 Punkten gerechnet. Diese Daten werden von Experten deshalb als "schwergewichtig" eingestuft, weil die Verbraucher bei der US-amerikanischen Konjunktur ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Der private Konsum "stemmt" rund zwei Drittel des gesamten wirtschaftlichen Volumens der größten Volkswirtschaft der Welt.

Bereits vor Börsenbeginn veröffentlichte das US-Handelsministerium die neuesten Zahlen zur Handelsbilanz. Den Angaben zufolge betrug das Defizit im März 31,63 Milliarden Dollar und war damit leicht rückläufig. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 31,79 Milliarden Dollar gerechnet. Im Februar hatte das Minus 31,75 Milliarden Dollar betragen.

Dell, nach der Fusion von Hewlett-Packard und Compaq nur noch der zweitgrößte Computer-Konzern der Welt, vermeldete am späten Donnerstagabend einen Gewinn von 17 Cent je Aktie und übertraf damit die Prognosen der Analysten um 1 Cent. Das Ergebnis sei vor allem durch eine Steigerung des Marktanteils erreicht worden, so das Unternehmen weiter. Im zweiten Quartal will der Konzern Umsatz und Ergebnis weiter steigern. Eine Belebung der Technologieausgaben sehe man trotz der Stabilisierung der Umsätze allerdings nicht, so Dell weiter.

Die deutschen High-Techs konnten nur bedingt von den Dell-Zahlen profitieren. Siemens legten 0,9 Prozent zu auf 71,71 Euro, für Infineon ging es m 0,5 Prozent auf 20 Euro nach oben, Epcos dagegen fielen 2,1 Prozent auf 44,95 Euro und SAP rutschten sogar 3,4 Prozent auf 130,85 Euro im Minus.

Händler warnten allerdings, das Dell-Ergebnis nicht überzubewerten. Dell selber habe gesagt, dass es noch keine Belebung der Technologieausgaben gebe. Von einer Trendwende für die Branche könne man daher noch nicht sprechen. Für die nächste Woche gaben sich die meisten Händler denn auch eher skeptisch. Es gebe keinen Grund, warum der Markt auch in der nächsten Woche weitersteigen könnte, so Rolf Elgeti von der Commerzbank. Nach der guten Entwicklung in dieser Woche sei es sehr wahrscheinlich, dass die Anleger vorsichtiger würden und eine Phase der Konsolidierung anstehe.

Eine Berg- und Talfahrt erlebte die Aktie der Deutschen Telekom im Vorfeld ihrer für kommenden Dienstag erwarteten Geschäftszahlen. Zunächst legte die Aktie rund ein Prozent zu, fiel am Ende aber deutlich ins Minus mit einem Abschlag von 3,6 Prozent auf 13,32 Euro. Im Markt habe es Gerüchte gegeben, der Bonner Konzern werde in der kommenden Woche eine Gewinnwarnung ausgeben, so ein Händler. Am Nachmittag verlautete dann aus unternehmensnahen Kreisen, eine Gewinnwarnung der Telekom werde es nicht geben.

Erneut im Fokus der Anleger stand die Aktie von MLP, die am Donnerstag mit einem Minus von knapp 16 Prozent aus dem Handel gegangen war. Das Anlegermagazin „Börse Online“ hatte in einem Bericht behauptet, Geschäftsmodell und Bilanzierung des Finanzdienstleisters seien fragwürdig, zudem hätte das Unternehmen einen enormen Schuldenberg angehäuft. Ein Dementi von MLP konnte die Anleger allerdings nicht überzeugen. Und so verlor die Aktie am Freitag weitere 19,2 Prozent auf 40,75 Euro - insgesamt also rund ein Drittel ihres Wertes in nur zwei Tagen.

Die größten Gewinner im Dax waren am Ende Degussa und DaimlerChrysler mit einem Plus von jeweils 2,7 Prozent. Degussa verteuerten sich dadurch auf 35,44 Euro, eine DaimlerChrysler-Aktie kostete 53,89 Euro. Bei DaimlerChrysler konnte nach Händlerangaben die Hoffnung auf gute Absatzzahlen der US-Tochter Chrysler beflügeln. Einige Experten würden damit rechnen, dass Chrysler im Vergleich zu General Motors und Ford seine Verkäufe im Mai stärker ausgeweitet habe. Dazu käme der positive Ausblick von Mitsubishi, an dem DaimlerChrysler einen Anteil von rund 37 Prozent hält. Mitsubishi rechnet in der ersten Jahreshälfte mit einem Reingewinn von fünf Milliarden Yen (43 Millionen Euro).

Auch die anderen Auto-Werte im Dax präsentierten sich stark - Volkswagen stiegen um 0,8 Prozent auf 56,78 Euro und für BMW ging es trotz Dividendenausschütung um 1,4 Prozent nach oben auf 47,60 Euro.

Im MDax richteten sich die Blicke einmal mehr auf Cargolifter. Der angeschlagene Luftschiffbauer schiebt die Entwicklung seines wichtigsten Projekts weiter auf. Das Luftschiff CL 160 solle wegen der Finanzprobleme des Unternehmens vorerst nicht gebaut werden. Man werde sich auf die Produktion des kleineren Transportballons CL75 konzentrieren und benötige dafür bis Ende 2003 rund 70 Millionen Euro, so das Unternehmen. Woher das Geld kommen soll, sagte Cargolifter nicht. Die Aktie fiel um 7,8 Prozent auf 1,30 Euro.

Quelle: ntv.de

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