Marktberichte

"Window Dressing" Dax macht sich hübsch

Die deutschen Standardwerte haben am Dienstag Boden wieder gut gemacht. Händler sprachen von "Window Dressing" zum Quartalsende. Fonds seien auf der Käuferseite gewesen, um zum Bilanzstichtag besser abzuschneiden. Die heftigen Verkäufe vom Vortag hätten den Weg für Schnäppchenjäger geebnet, hieß es weiter. Auf der Gewinnerseite standen besonders die Verlierer des Quartals Finanztitel und Stahlwerte.

Der Dax zog bis Handelsschluss um 2,5 Prozent auf 4.088 Punkte an. Marktteilnehmer verwiesen allerdings auf die geringen Umsätze, mit denen der Anstieg der letzten Wochen und auch der Kurseinbruch am Vortag einhergingen.

"Insgesamt gibt es gar keinen richtigen Trend, niemand weiß, wie es letztlich weitergehen wird", kommentierte ein Händler die Kursbewegung. Nun sei die Frage, ob ab Mittwoch die Spekulation auf eine lockerere EZB-Politik die Kurse weiter treibe oder ob die Angst vor schwachen Berichten zum ersten Quartal die Kurse zurückwerfe, sagte ein weiterer Marktteilnehmer.

Der Fokus richtete sich zunehmend auf das Gipfeltreffen der G20-Länder in London, das am Donnerstag beginnt. Viele erhoffen sich von den Staats- und Regierungschefs der größten Industrie- und Schwellenländer neue Impulse für die Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Am selben Tag entscheidet auch die EZB über die weitere Zinspolitik.

Commerzbank gingen mit plus 7,8 Prozent aus dem Handel. Im Blick stand bei den Banken eine Studie von JP Morgan, in der die Deutsche Bank und Barclays besonders schlecht wegkommen. Die Analysten sehen bei der Deutschen Bank einen zusätzlichen Abschreibungsbedarf von 4,9 Mrd. US-Dollar für das laufende Jahr. Das bereitete aber keine Kopfschmerzen. Die Titel zogen 4,5 Prozent an. Auch Daimler und BMW erholten sich gut: Daimler gewannen 0,9 Prozent an, BMW notierten zum Schluss 1,3 Prozent höher.

Mit Kursverlusten von 3,7 Prozent reagierten die in keinem Index gelisteten Porsche-Aktien auf Halbjahreszahlen. "Letzten Endes ist Porsche ja nur noch eine Finanzholding, Autos spielen da ja nicht mehr so die Rolle", kommentierte Equinet-Analyst Thomas Nagel. Dank seiner Geschäfte mit VW-Aktienoptionen hatte der Sportwagenbauer doppelt so viel Gewinn wie Umsatz erwirtschaftet. DZ-Bank-Analyst Michael Punzet kritisierte den starken Anstieg der Netto-Verschuldung. Im Sog von Porsche rutschten VW um 2,2 Prozent ab, womit sie im Dax die rote Laterne hielten.

Siemens wurden von einem Pressebericht bewegt. Der Elektronikkonzern "räumt im Einkauf auf", trennt sich von 74.000 Lieferanten und will damit Milliardenbeträge sparen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Das sollte der Zeitung zufolge dem Vorstandsvorsitzenden Peter Löscherhelfen, die Gewinnprognose noch zu retten. Ein Händler wertete den Bericht "leicht positiv". Die Aktionäre honorierten die Nachricht mit einem Plus von 3,2 Prozent.

Spekulationen auf ein Ende der Zusammenarbeit der beiden Deutsche-Börse-Großaktionäre TCI und Atticus ließen den Aktienkurs des Frankfurter Börsenbetreibers um 9,3 Prozent in die Höhe schnellen. Analysten zufolge könnten die wegen der Finanzkrise stark unter Druck geratenen Aktionäre bereits ausgestiegen sein. "Wenn Atticus und TCI jetzt wirklich Ruhe geben, dann ist das für den weiteren Kursverlauf natürlich vielversprechend", sagte ein Händler. Der Börsenbetreiber lag mit TCI und Atticus über die Geschäftsstrategie im Dauerclinch. Unterstützt wurde die Aktie zudem von einer Kaufempfehlung der Analysten von Bank of America/Merrill Lynch.

Im MDax drehten die Papiere von Kl öckner & Co (KlöCo) nach Zahlen und einem angekündigten Führungswechsel 9,6 Prozent ins Plus. Der Stahlhändler steigerte 2008 trotz der bereits einsetzenden Krise den Umsatz um rund acht Prozent und den operativen Gewinn (Ebitda) um 62 Prozent, schließt aber wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise weitere Sparmaßnahmen nicht aus. Das Absatzniveau werde 2009 voraussichtlich "deutlich" unter dem des Vorjahres liegen. Zudem gibt der Vorstandsvorsitzende Thomas Ludwig zum Jahresende seinen Posten auf und wird von Finanzvorstand Gisbert Rühl abgelöst.

Bei den Techwerten standen die Aktien von SMA Solar nach endgültigen Zahlen im Fokus. Der Solartechnikhersteller verdreifachte im vergangenen Jahr seinen Überschuss und konnte den Umsatz - wie bereits im Februar bekanntgegeben - mehr als verdoppeln. Zudem schlug der Vorstand eine Dividende von einem Euro pro Aktie vor, was etwa ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor ist. Nach Einschätzung eines Händlers sind die endgültigen Zahlen leicht besser als die vorläufigen Ergebnisse. Allerdings habe SMA Solar noch keinen Ausblick für 2009 gegeben. Der Kurs gab 2,2 Prozent nach.

Mit endgültigen Jahreszahlen stand auch QSC im Fokus. Der Telekomanbieter konnte im vergangenen Jahr den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) steigern und sprach von einer guten operativen Geschäftsentwicklung in den ersten zwei Monaten 2009. Die Aktie honorierte die Aussagen mit Gewinnen von 4,6 Prozent.

Mit Verkäufen reagierten Anleger dagegen auf die Geschäftszahlen von EOP Biodiesel. Mit einem Minus von 13,3 Prozent gehörten die Aktien zu den schwächsten Werten im SDax. Analysten bezeichneten das Quartalsergebnis als Enttäuschung. Er kritisierte vor allem, dass sich der Biodiesel-Produzent nicht gegen fallende Treibstoff-Preise abgesichert habe. EOP war trotz gestiegener Umsätze in die roten Zahlen gerutscht.

Quelle: ntv.de

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