Große Unsicherheit Dax reißt die Latte
27.08.2008, 17:48 UhrDie Angst vor einer Rezession hat die Anleger am Aktienmarkt wieder eingeholt. Etwas Linderung verschafften am Mittwoch deutlich besser als erwartet ausgefallene US-Auftragseingänge für langlebige Güter. Der Dax baute daraufhin einen Teil seiner Kursverluste ab, lag aber dennoch im Gegensatz zu MDax und TecDax im Minus.
"Wir sind in einer extrem schwierigen Marktphase mit erschreckenden Erwartungen", schätzte ein Analyst die Lage ein. "Es wird darüber gestritten, ob wir schon in einer Rezession sind oder nicht, und wann es wieder besser werden kann." Da die Meinungen darüber auseinanderklafften, bleibe die Unsicherheit hoch.
Am Nachmittag war dem Leitindex vorübergehend der Sprung in die Gewinnzone gelungen. Grund waren die anziehenden Märkte in den USA. Auch die deutschen Verbraucherpreise für August, die eine Abschwächung des Inflationsdrucks zeigten, trugen dazu bei.
Der Dax schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 6321 Punkten. Der MDax stieg um 0,5 Prozent auf 8463 Zähler nach. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 0,9 Prozent und lag bei 817 Punkten.
Einen großen Bogen machten Anleger um Autowerte. Grund waren schwache Vorgaben aus Asien.
BMW gaben um 0,9 Prozent nach, Daimler verloren 1,5 Prozent und VW 1,1 Prozent. Auch TUI standen unter Druck, sie fielen um 2,4 Prozent. Die asiatische Reederei Neptune Oriental hat offen gelassen, ob sie Hapag Lloyd kaufen will.
Daneben stehen weiterhin Allianz und Commerzbank im Blick des Marktes. Nach einer Zeitungsmeldung könnte die Allianz die Dresdner Bank an die China Development Bank statt an die Commerzbank verkaufen. Händler meinen allerdings, der Bericht könnte lanciert sein, um die Commerzbank unter Druck zu setzen, damit diese einen hohen Preis bezahle. Commerzbank legten um 0,7 Prozent zu, Allianz gaben dagegen um 0,9 Prozent nach.
Bayer gewannen 0,7 Prozent. Bristol-MyersSquibb und Pfizer meldeten schlechte Daten zu einer Phase III-Studie für Apixaban. Ein Händler kommentierte: "Das ist wegen der Konkurrenzsituation positiv für das Bayer-Thrombosemittel Rivaroxaban (Xarelto)". Der Aktie nutzte dies bislang nichts.
Auch Henkel gerieten nach anfänglichen kräftigen Zugewinnen in die Verlustzone. Die Credit Suisse hat die Aktie auf "Neutral" von "Underperform" und das Kursziel auf 30 von 29 EUR erhöht. Dennoch fiel die Aktie um 1,2 Prozent.
Leicht positiv wurde die Meldung gewertet, wonach Eon den Vertrieb neu ordnen und insgesamt 10 Prozent der Stellen im Vertrieb streichen will. Die Aktie gab trotzdem um 0,1 Prozent nach.
Siemens gaben um 0,5 Prozent nach. Der geplante Abbau von knapp 17.000 Stellen wird den Konzern laut Zeitungsbericht in einer Größenordnung von 800 Millionen Euro belasten. Das Unternehmen selbst hatte von einer "hohen dreistelligen Millionensumme" gesprochen. Ein Analyst beziffert die Restrukturierungsbelastungen mit 500 bis 900 Millionen Euro.
Im MDax schossen Aktien von ProSiebenSat.1 um 7,1 Prozent nach oben, während Premiere um 2,0 Prozent nachgaben. Goldman Sachs hat die Einschätzung für ProSieben-Aktien in einer Branchenstudie von "Neutral" auf "Buy" angehoben, dasKursziel aber von 8,50 auf 7,93 Euro gesenkt. Die Bewertung der Titel sei zu niedrig, außerdem biete das Unternehmen einen der besten Ausblicke aller Fernsehsender, schrieben die Analysten. Für Premiere beträgt das neue Ziel 13,88 nach zuvor 14,00 Euro, die Bewertung lautet weiterhin "Neutral".
Zulegen konnten auch die im SDax notierten Aktien von GfK. Sie legten um 4,3 Prozent zu. Das Marktforschungsinstitut hat die Übernahme des britischen Wettbewerbers TNS nach monatelangem Tauziehen aufgegeben.
Quelle: ntv.de