Marktberichte

Tiefer in der Krise als gedacht Dax schließt breit im Minus

Der Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt bleibt zum Ende der Woche ungebrochen. Händler verweisen auf die anhaltenden Sorgen um die finanzielle Situation der Euro-Staaten Griechenland, Portugal und Spanien. Durchmischte Signale vom US-Arbeitsmarkt hellen die Stimmung nur vorübergehend auf. Der Dax geht unterhalb der Marke von 5500 Punkten aus dem Handel.

Langer Flug quer durch die Verlustzone: Der deutsche Aktienmarkt ist gelandet.

Langer Flug quer durch die Verlustzone: Der deutsche Aktienmarkt ist gelandet.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 23.712,19

Die Schwäche der vergangenen Tage hat am deutschen Aktienmarkt auch am Freitag angehalten. Der Dax beendete den letzten Handelstag der Woche 1,79 Prozent tiefer auf 5434 Zählern. Der MDax fiel um 2,89 Prozent auf 7243 Zähler. Der TecDax rutschte um 2,69 Prozent auf 775,94 Punkte ab.

MDAX
MDAX 30.280,73

Die Furcht vor den Folgen der hohen Staatsverschuldung von Griechenland und Portugal lastete am Freitag auf den europäischen Aktienmärkte insgesamt. Händlern zufolge beunruhigten die Probleme in einigen Ländern der Euro-Zone vor allem ausländische Investoren, die deswegen ihre Aktien verkauften. Der EuroStoxx für die Euro-Zone gab 2,8 Prozent auf 2631 Zähler nach. Unter Druck geriet insbesondere die Börse in Paris, wo der Leitindex CAC40 3,4 Prozent abrutschte.

TecDax
TecDax 3.624,26

Die Verunsicherung über die Staatsfinanzen einiger südeuropäischer Euro-Staaten hatte zum Wochenschluss neue Nahrung aus Portugal erhalten. Das von der Opposition dominierte Parlament in Lissabon hatte einem Gesetz zugestimmt, mit dem die Sparbemühungen der Regierung einen Rückschlag erleiden. In der Folge stiegen die Risikoaufschläge für Staatspapiere aus Portugal, Griechenland und Spanien drastisch.

Der Euro fiel auf bis zu 1,3639 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2009. "Ähnlich wie kürzlich die Finanzmarktkrise könnte sich auch diese Krise zu einem Flächenbrand entwickeln - mit Auswirkungen auf andere Länder, auf Bankensysteme und letztendlich erneut auf die Konjunktur", warnten die Devisenmarktanalysten der Commerzbank. "Doch im Gegensatz zur Bankenrettung letztes Mal gibt es jetzt unter Umständen keine Institution, die stark genug wäre, einzuspringen." An den Aktienmärkten in Lissabon und Athen gaben die Leitindizes 1,4 beziehungsweise 3,7 Prozent nach.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Durchmischte Signale vom US-Arbeitsmarkt hatten der deutschen Aktienhandel am frühen Nachmittag erreicht: In den USA war die Beschäftigung im Januar zwar überraschend gesunken, die Arbeitslosenquote war allerdings ebenfalls unerwartet zurückgegangen.

"Was sicher nicht zur Beruhigung beigetragen hat, sind die revidierten Berechnungen des US-Arbeitsministeriums", sagte Marktstratege David Buik von BGC Partners in London. So lagen die Jobverluste in den Vereinigten Staaten seit Beginn der Rezession bei 8,4 Mio. und damit um 1,39 Mio. höher als bislang berechnet.

"Das zeigt nur, mit was für einer horrenden Rezession wir es eigentlich zu tun haben und dass eine Erholung viel weiter entfernt sein könnte, als wir bisher gedacht haben." Mit Blick auf die Schuldenproblematik einiger südlicher Eurolandmitglieder ist Buik der Ansicht, dass sie nur die Spitze eines Eisberges seien.

Technologiewerte rutschten an das Dax-Ende, wobei die Papiere von Infineon mit minus 3,67 Prozent auf 3,959 Euro der schwächste Wert waren. Die Aktien der Lufthansa gaben 2,52 Prozent auf 11,045 Euro ab. Laut Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler, hat das wenig mit Einzeldaten von Konkurrenten wie British Airways zu tun. "Es herrscht am Markt gerade ein genereller Verkaufsdruck", der auch die Lufthansa-Aktien belaste.

Die Aktien der beiden Dax-Schwergewichte Siemens und Bayer rutschten um 2,2 beziehungsweise 3,2 Prozent ab, Volkswagen und Daimler um jeweils mehr als zwei Prozent.

Die Kursverluste von Bankenwerten sind laut einem Händler etwas abgemildert worden, da mit der weiter angespannten Lage am US-Arbeitsmarkt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in den USA in naher Zukunft gesunken sei. Die Aktien der Commerzbank gingen mit einem Minus von 0,69 Prozent auf 5,495 Euro aus dem Handel. Die Papiere der Deutsche Bank fielen um 1,58 Prozent auf 43,19 Euro.

Die Telekom-Aktien hielten sich mit einem Abschlag von 0,31 Prozent auf 9,211 Euro vergleichsweise gut. Das "Wall Street Journal" hatte über einen geplanten Börsengang der amerikanischen Mobilfunk-Tochter berichtet. T-Mobile USA ist die Nummer vier auf dem US-Mobilfunk-Markt und eines der Sorgenkinder des Konzerns.

Einziger Dax-Gewinner waren die Aktien von Henkel mit einem Plus von 0,2 Prozent 35,30 Euro. Das Handelsvolumen im Dax stieg auf 234,1 (Donnerstag: 170,3) Mio. Aktien. Der Umsatz erhöhte sich auf 5,57 (4,37) Mrd. Euro.

Zuversicht im Lkw-Geschäft

Volvo
Volvo 24,69

Gegen den Markttrend in Europa legten die Aktien des Lkw-Bauers Volvo in Stockholm 2,2 Prozent zu - trotz tiefroter Geschäftszahlen für 2009. Börsianer werteten es jedoch positiv, dass der Konzern für 2010 Anzeichen einer Erholung sieht. Die Aktien des Konkurrenten MAN schlugen sich mit einem Minus von 0,8 Prozent besser als der Dax.

Am Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,78 (Vortag: 2,89) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 124,22 Punkte. Der Bund Future gewann 0,44 Prozent auf 124,25 Punkte.

Die US-Börsen notierten bei Handelsschluss uneinheitlich. Der Dow-Jones-Index lag mit 9963 Punkten 0,4 Prozent im Minus. Der S&P500 notierte 0,3 Prozent tiefer bei 1060 Zählern, während der Nasdaq-Composite 0,1 Prozent auf 2128 Stellen zulegte.

In New York sorgten die Aktien von Airgas mit einem Kurssprung von fast 40 Prozent für Aufsehen. Rivale Air Products will Airgas feindlich übernehmen, dessen Papiere büßten knapp acht Prozent ein.

Der Kurs des Euro fiel auf den tiefsten Stand seit Mai 2009 und kostete zuletzt 1,3603 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,3691 (Donnerstag: 1,3847) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7304 (0,7222) Euro.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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