Marktberichte

Zahlenfeuerwerk im Leitindex Dax schwächer erwartet

Gut gelaunt, aber nervös: So beendete der Dax den April.

Gut gelaunt, aber nervös: So beendete der Dax den April.

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich nach Ansicht von Beobachtern ein leicht unterkühlter Auftakt ab: Die Gespräche der Experten kreisen um die geldpolitischen Weichenstellungen in den USA und Europa. Im Dax erwartet Anleger eine Flutwelle an Zahlen.

Vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte der Dax am Donnerstag laut Börsianern schwächer in den Handel starten. Viele Marktbeobachter rechnen wegen der schwachen konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone mit einer Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent.

Auf Unternehmensebene stehen Quartalsberichte von einer ganzen Reihe an Schwergewichten an: Allein aus dem Dax haben sich für Donnerstag fünf Indexmitglieder mit Zahlen angemeldet.

Erster größerer Tagesordnungspunkt ist der Quartalsbericht von Siemens: Die Münchener hätten mit ihren Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal nur die "erwartete Gewinnwarnung" veröffentlicht, hieß es. "Der Markt hat lange auf schlechtere Zahlen und eine Umsatz- oder Gewinnwarnung spekuliert, nun ist sie da", meinte ein Händler. Die Aktie dürfte daraufhin zwar verlieren, großer Druck wie bei einer überraschenden Warnung sei aber nicht zu erwarten.

"Spätestens seit den Zahlen von General Electric oder Schneider Electric wusste jeder, dass er mit solchen Zahlen rechnen muss", so ein anderer Händler: "Und GE hatte sogar noch die besondere Schwäche in Europa betont". Siemens rechnet nun nur noch mit einem Gewinn am unteren Rand der bisherigen Prognose, der Umsatz könnte sogar leicht gegenüber dem Vorjahr sinken. Der Gewinn je Aktie verfehlte die Schätzung von 1,29 Euro deutlich und fiel auf 1,18 Euro zurück. Besonders schwach zeigten sich weiter die Bereiche Industrie und Infrastruktur.

Positiv werteten Händler die Zahlen von Metro. Die Verluste seien eingegrenzt worden, "beim EBIT hat man sogar ein schmales Plus erreicht, obwohl ein Verlust erwartet worden war", meinte ein Händler. Die Prognose eines Rückgangs im operativen Ergebnis für das Rumpfgeschäftsjahr sei ebenfalls wie erwartet. "Per Saldo sind das Zahlen eines Konzerns im Umbau, da sollte man nicht zuviel hineininterpretieren", sagte ein anderer Händler. Zudem mache Metro seinen Hauptumsatz im vierten Quartal. "Allein deswegen sollte man diese Quartalszahlen hier nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen". Dennoch dürften sie den Aktienkurs am Donnerstag stützen.

Positiv überrascht äußerten sich Händler über die Quartalszahlen von Beiersdorf. "Nach den schlechteren Daten von Procter & Gamble waren einige gegenüber dem Konsumbereich etwas vorsichtiger geworden", sagte ein Händler. Besonders in den Schwellenländern sei nicht mit einem derart starken Wachstum bei Beiersdorf gerechnet worden. Der nun erfolgte Gewinnsprung dank unerwartet hoher Marge sei dagegen ziemlich überraschend: "Das sollte die Aktie klar antreiben". Vor allem das Nettoergebnis lag mit 153 Mio. deutlich über den erwarteten 136 Mio. Euro.

Neben Siemens und Metro warten Börsianer auf Ergebnisse von BMW, Deutsche Lufthansa, Infineon, Shell, Hugo Boss und Fuchs Petrolub. Am Nachmittag stehen aus den USA unter anderem Zahlen der Opel-Mutter General Motors an.

Positiv für die meisten deutschen Autohersteller dürften die US-Absatzzahlen im April ausgefallen sein. "An BMW, Porsche und Audi gibt es nichts zu kritisieren, Daimler ist wie erwartet nur mit einem schwachen Plus dabei", meinte ein Händler. Die wirkliche Überraschung sei jedoch der Einbruch von über 10 Prozent bei Volkswagen gegenüber dem Vorjahr.

"Der Passat läuft dort nicht wie erhofft und schafft seine Absatzziele nicht", erklärte ein Analyst in einer ersten Einschätzung. Allerdings sei der US-Markt für VW im internationalen Vergleich "nur noch ein Nebenmarkt". Daher dürfte die Aktie unter den Absatzzahlen nicht besonders leiden.

Die EZB-Ratssitzung beginnt um 9.00 Uhr (MEZ). Mit dem Zinsentscheid ist wie üblich um 13.45 Uhr zu rechnen. EZB-Chef Mario Draghi wird die Entscheidung der Währungshüter ab 14.30 Uhr vor der Presse erläutern.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte ihren Leitzins für die weltgrößte Volkswirtschaft am Vorabend erwartungsgemäß bei 0 bis 0,25 Prozent belassen. Auch die Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur gehen in unvermindertem Tempo weiter. Der Dow-Jones-Index, der S&P-500 und der Nasdaq-Composite gaben jeweils 0,9 Prozent nach. In Frankfurt blieb die Börse wegen des Mai-Feiertags geschlossen. Am Dienstag hatte der Dax 0,5 Prozent fester bei 7913 Zählern geschlossen.

In Japan setzte der Tokioter Aktienmarkt angesichts schwacher US-Daten seine Verluststrecke fort. Der Nikkei-Index verlor am Donnerstag ein Prozent. Der Shanghai-Composite in China notierte 0,5 Prozent schwächer.

Zur Lage vor dem Feiertag

Vor dem Maifeiertag waren die europäischen Börsen trotz schwacher Konjunkturdaten aus den USA kaum unter Druck geraten. Die Anleger setzten vor der Feiertagspause zur Wochenmitte darauf, dass die Zentralbanken ihre extrem großzügige Geldpolitik auch in Zukunft fortsetzen werden.

Im Vordergrund stand am letzten Apriltag der Bankensektor: Die Deutsche Bank hatte sehr gute Quartalszahlen vorgelegt und zugleich eine Kapitalerhöhung angekündigt. Die Aktie legte um 6,1 Prozent zu. "Endlich geht die Deutsche Bank ihr Kapitalproblem an, das haben wir der Bank seit Beginn der Kreditklemme empfohlen", hieß es bei JP Morgan. Die Aktien der Commerzbank zogen im Fahrwasser 3,5 Prozent an. Zudem stachen UBS und von Lloyds ins Auge nach jeweils überzeugenden Quartalszahlen. Sie gewannen 5,7 beziehungsweise 1,6 Prozent. Der Branchenindex gewann 0,2 Prozent.

Der Minen-Sektor verlor belastet von Konjunktursorgen 2 Prozent. Tim Schroeders, Portfoliomanager bei Pengana Capital, sieht Risiken für den Sektor im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanagerindex sowie dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Die Weltwirtschaft reagiere nicht auf die laxe Geldpolitik der Zentralbanken, meinte er.

Unter Druck standen am Dienstag Fresenius und FMC, die nach Quartalszahlen 1,5 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent verloren. Die RTL Group legten keinen guten Börsenstart hin. Das Papier schloss bei 54 Euro nach einem Ausgabepreis von 55,50 Euro.

Im späten Dienstagshandel hatten die wichtigsten deutschen Aktienindizes weiter zugelegt: Der L-Dax schloss bei 7914,43 Punkten, nachdem der Leitindex Dax im Hauptgeschäft um 0,51 Prozent auf 7913,71 Punkte gestiegen war. Der L-MDax stand am Ende bei 13.461,76 Punkten. Der Index mittelgroßer Werte hatte zuvor 0,34 Prozent auf 13.443,71 Punkte zugelegt. Der L-TecDax ging bei 925,05 Punkten aus dem Späthandel. Zuvor hatte der Composite-Index der Technologiewerte 0,17 Prozent auf 923,19 Punkte nachgegeben.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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