Marktberichte

Verfallstag wirft Schatten Dax sieht keine Sonne

Eigentlich wollten sich die Anleger am Mittwoch ganz auf die neusten Ifo-Daten konzentrieren. Der wie erwartet weiter gesunkene Index rief allerdings kaum Reaktionen hervor. Stattdessen versalzen schwache Chipwerte und erneut aufgekommene Kriegsängste dem Markt kräftig die Suppe. Für eine echte Überraschung sorgte die Allianz, bei der Stühlerücken im Vorstand angesagt ist. Der Dax fällt am Ende auf sein Tagestief von 3.023 Zähler, ein Abschlag von 3,7 Prozent.

Zudem warf der bevorstehende große Verfallstag seine Schatten voraus, sagten Händler. Am Freitag werden die Terminkontrakte auf Aktien und Indizes in Deutschland fällig. Vor dem einmal im Quartal anstehenden Termin versuchen Anleger traditionell die Kurse von Aktien oder Indizes in ihrem Sinne zu beeinflussen. Viele Händler gehen davon aus, dass diverse Marktteilnehmer auf einen Dax bei 3.000 Punkten gesetzt haben und das Börsenbarometer nun in diese Richtung drücken wollten.

Für zusätzlichen Druck sorgte im Tagesverlauf auch wieder die Angst vor einem Krieg zwischen den USA und dem Irak. US-Präsident Bush hatte sich zuvor "besorgt" über Lücken in dem jüngst vorgelegten irakischen Bericht zur Situation seiner Bewaffnung geäußert. Auch die US-Börsen reagierten mit einer Ausweitung der Verluste auf die Bemerkung von Bush.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Dezember auf 87,1 Punkte nach 87,3 Punkten im Vormonat gefallen. Analysten hatten mit einem etwas stärkeren Rückgang auf 87 Punkte gerechnet. Es ist der siebte Rückgang des Index, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft misst, in Folge. Die vom Münchener Ifo-Institut befragten Unternehmen beurteilten die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate allerdings zum ersten Mal seit Mai wieder besser. Die schlechte Lage der Wirtschaft sei in den Kursen bereits eingepreist, so ein Händler, daher habe der Markt auch nur wenig auf den Ifo-Index reagiert.

Die Allianz bekommt einen neuen Vorstandschef. Der bisherige Inhaber des Postens, Henning Schulte-Noelle, wird seinen Posten Ende April 2003 aufgeben und voraussichtlich in den Aufsichtsrat wechseln. Der Aufsichtsrat habe diesem Schritt bereits zugestimmt, teilte der Münchener Versicherer weiter mit. Nachfolger von Schulte-Noelle werde Michael Diekmann, der derzeit für die Versicherungsaktivitäten in Nord- und Südamerika sowie gruppenweit für den Bereich Human Ressources zuständig ist. Die Allianz-Aktie fiel 3,3 Prozent auf 101,60 Euro.

Schlechte Nachrichten für die deutschen High-Tech-Werte gab es am Dienstagabend aus den USA. Der weltweit zweitgrößte Hersteller von Speicherchips Micron Technologies hat seinen Verlust in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 52 Cent je Aktie nach 44 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet und damit die Erwartungen von Analysten verfehlt. Als Grund für das schwache Ergebnis nannte das Unternehmen einen Rückgang der Verkaufspreise für Micron-Produkte um durchschnittlich 12 Prozent.

Für zusätzlich Verkaufsdruck sorgte eine Herabstufung. Morgan Stanley senkte das Rating für den europäischen Halbleitersektor. In der Branche werde der Preisdruck anhalten und die Investitionen gering bleiben, sagten die Analysten. Zudem sei das Ertragsrisiko weiter hoch. Die Investoren sollten daher ihre Gewinne realisieren, hieß es weiter. Die Infineon-Aktie verlor 8,3 Prozent auf 7,20 Euro, für Epcos ging es 11,8 Prozent auf 10,76 Euro nach unten und Siemens verlor 4,2 Prozent auf 42,40 Euro. SAP, deren US-Konkurrent Oracle nach Börsenschluss seine Geschäftszahlen präsentiert, schloss mit 3,5 Prozent bei 81,09 Euro im Minus.

Im Blickpunkt der Anleger stand weiterhin der Energiekonzern E.On, der bei der geplanten zehn Milliarden Euro teuren Übernahme der Ruhrgas eine möglicherweise vorentscheidende Niederlage hat hinnehmen müssen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigte am Dienstag das vorläufige Verbot der Fusion. Nach Angaben aus Justizkreisen ist es wahrscheinlich, dass mit der Entscheidung vom Dienstag auch ein Nein des zuständigen Kartellsenats im noch offenen Hauptsacheverfahren folgt. E.On kündigte am Mittwoch an, sich auch bei einem endgültigen Fusionsverbot nicht gänzlich von seinen bereits gehaltenen Ruhrgas-Anteilen zu trennen. Die E.On-Aktie gab nach deutlichen Verlusten am Vortag nochmals 5,8 Prozent auf 40,50 Euro nach.

Die Deutsche Telekom ist vereinzelten Befürchtungen über eine mögliche Kapitalerhöhung entgegen getreten und muss sich nach eigenen Angaben bis Ende des dritten Quartals 2004 keine neuen Finanzmittel beschaffen. Damit reagierte das Unternehmen auf eine Mitteilung der Ratingagentur Moody's, die eine Kapitalerhöhung bei der Telekom zum Abbau der Verschuldung für notwendig erachtet. Die T-Akie gab dennoch knapp 4 Prozent auf 12,42 Euro nach.

Quelle: ntv.de

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