Marktberichte

"Super Thursday" gar nicht super Dax sieht rot

Der weiter ungelöste US-Schuldenstreit sowie enttäuschende Zahlen mehrerer Dax-Größen sorgen für Verluste am deutschen Aktienmarkt. Analysten sprechen von einem gemischten Bild am "Super Thursday", an dem gleich sieben Dax-Konzerne ihre Zahlen vorlegen.

Die Gemengelage sorgt für Schwindelgefühle.

Die Gemengelage sorgt für Schwindelgefühle.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach dem starken Kursrücksetzer vom Vortag hat auch am Donnerstag der Verkaufsdruck überwogen. Schuld war das anhaltende Parteiengezänk um eine Anhebung des Limits für die Staatsverschuldung der USA. Daneben sorgte auch die erste Welle an Quartalszahlen von Dax-Unternehmen unter dem Strich nicht gerade für Begeisterung. "Das ist ein Cocktail aus Angst, Enttäuschung und Gewinnmitnahmen", sagte ein Händler.

Der Dax gab 0,8 Prozent auf 7.145 nach. Der MDax büßte 1,5 Prozent auf 10.488 Zähler nach. Und der TecDax rutschte 1,7 Prozent ins Minus auf 826 Punkte.

Anhänger der Tea-Party-Bewegung machen US-Präsident das Regieren schwer.

Anhänger der Tea-Party-Bewegung machen US-Präsident das Regieren schwer.

(Foto: REUTERS)

Selbst, wenn sich Demokraten und Republikaner in letzter Minute zusammenraufen und die drohende Zahlungsunfähigkeit abwenden, ist die US-Schuldenkrise für viele Börsianer nicht bewältigt: "Das ganze ist ein Weckruf", betonte David Thebault, Chef-Händler des Brokerhauses Global Equities," denn wir beginnen nun, die Zahlungsunfähigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft einzupreisen."

Auch diesseits des Atlantik ist das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit von Staaten geschrumpft. So musste Italien bei der knapp acht Milliarden schweren Emission von Staatspapieren Investoren mit höheren Zinsen locken. "Die höheren Renditen sind keine Überraschung, aber beruhigen auch nicht gerade", sagte ein Händler.

Dax
Dax 23.632,95

Die Quartalszahlen der deutschen Unternehmen überraschten die Börsianer unter dem Strich eher negativ. Die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft stehen zwar glänzend da: Volkswagen, Siemens und Co meldeten teils üppige Gewinne. Doch die Top-Manager warnten auch vor konjunkturellen Risiken in aller Welt. Vor allem von VW und BASF hatten die Börsianer mehr erwartet: Ihre Aktien gerieten heftig unter Druck

"Super Thursday"

Für das VW-Papier ging es 5,6 Prozent abwärts. Die Wolfsburger verkauften in der ersten Jahreshälfte weltweit zwar über vier Millionen Autos, 14,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum, was 6,5 Mrd. Euro Gewinn brachte. Der Umsatz stieg gleichzeitig um 25,8 Prozent auf 77,8 Mrd. Die Entwicklung dürfte im zweiten Halbjahr aber nicht mehr ganz so rosig ausfallen: Zins- und Wechselkurseffekte sowie die hohen Rohstoffpreise belasten das Geschäft.

Die Titel des Chemieriesen BASF sanken nach einem schwachen Quartalsergebnis um 5,2 Prozent. Lufthansa gaben 2,8 Prozent nach. Zum einen war die Bilanz für viele eine Enttäuschung, zum anderen stellte die Fluggesellschaft ihre Aktionäre auf Turbulenzen in der zweiten Jahreshälfte ein. Im abgelaufenen Vierteljahr hätten der Ölpreis, die Unruhen in Nordafrika und das Beben in Japan ihren Tribut gefordert.

Auch Siemens enttäuschte die Aktionäre unterm Strich. "Auftragseingang gut, aber Margen und somit Profitabilität ein Thema", sagte ein Analyst bei der Commerzbank zu den Zahlen zum dritten Quartal. Zwar sei die Ergebnisseite von Einmaleffekten belastet worden, allerdings zeigten sich auch "underlying" etwa hohe Marketingaufwendungen. Die Titel wurden mit einem Minus von 1,1 Prozent abgestraft.

Gegen den Trend setzen sich Eon nach einem positiven Analystenkommentar der Deutschen Bank durch. Die Aktien legten 0,9 Prozent zu. Auf dem deutschen Strommarkt werde es nach dem Atomausstieg und der Abschaltung defizitärer fossiler Kraftwerke härter zugehen, erklärten die Analysten. Da man verstärkt auf Kohle zurückgreifen müsse, würden sich die Margen in dem Bereich erhöhen. Das mache die Kraftwerke von Eon wertvoller. Die Analysten nahmen die Eon-Aktien herauf auf "Buy" von "Hold".

MAN-Aktien, die nach der Anhebung der Prognose zunächst zulegten, purzelten ebenso schnell wieder ins Minus. Zuletzt notierten die Titel 2,7 Prozent leichter.

Infineon hielten sich ebenfalls nicht an der Spitze. Hier schmolzen die Gewinne komplett ab und die Papiere rutschten mit 3,4 Prozent ins Minus. Der Chiphersteller hatte ebenfalls seinen Zwischenbericht vorgelegt.

Wincor verdient weniger

Im MDax bewog ein niedrigerer Gewinn in den ersten neun Monaten des Jahres Wincor Nixdorf-Anleger zwischenzeitilich zu Verkäufen. Die Titel des Herstellers von Geldautomaten rappelten sich aber wieder mit 1,8 Prozent ins Plus . Das Unternehmen habe nach wie vor strukturelle Probleme, bemängelte DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber. Die Prognosen des Marktes für 2011/2012 seien zu hoch.

Im TecDax schickte ein Gewinnrückgang im zweiten Quartal schickte Aixtron auf Berg- und Talfahrt. zuletzt notierten die Titel 2,7 Prozent leichter. "Die Zahlen waren eigentlich nicht so schlecht wie erwartet, deshalb haben einige Käufer heute Morgen den ersten Kursrutsch zum Einstieg genutzt", sagte ein Händler. Die Auftragslage von Aixtron sei intakt. 

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen