T-Aktie bremst Dax strampelt sich frei
19.03.2002, 20:30 UhrDer Dax präsentierte sich am Dienstag gut in Form und machte weiteren Boden gut. Allerdings verhinderten die Kursverluste beim Indexschwergewicht Deutsche Telekom größere Zuwächse beim Deutschen Aktienindex. So mußte sich der Dax mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 5.463 Punkte zufrieden geben.
Die Stimmung am Markt sei weiter gut, hieß es von Händlern. Die Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung sei momentan das bestimmende Thema auf dem Parkett und halte die Anleger im großen und ganzen bei Kauflaune, hieß es weiter. Man müsse allerdings abwarten, was die US-Notenbank bei ihren Beratungen über die Zinspolitik entscheide. Sollten die Währungshüter die Zinsen wieder anheben oder Alan Greenspan sich weniger optimistisch als zuletzt zeigen, könnte das den Markt belasten.
Erst nach Börsenschluss gegen 20.15 Uhr (MEZ) kam die Entscheidung: Die US-Notenbank belässt die Leitzinsen wie erwartet unverändert. Der entscheidende Zielsatz für Tagesgeld betrage weiter 1,75 Prozent, teilte die Fed nach den Beratungen ihres geldpolitischen Ausschusses mit. In ihrer Erklärung stellte die Fed fest, dass die Infaltionsrisiken und die Gefahren einer weiteren Konjunkturabschwächung inzwischen ausgewogen seien. Damit warnte die Fed erstmals seit 15 Monaten nicht mehr vor einer weiteren wirtschaftlichen Abkühlung. Sie betonte vielmehr, dass die Wirtschaft unterstützt vom Lagerabbau mit einem "bedeutenden Tempo" wachse. Dieser Übergang von der expansiven zur neutralen geldpolitischen Haltung wird an den Märkten Analysten zufolge als Ende des Zinssenkungszyklus und als Vorbote für höhere Leitzinsen im Jahresverlauf gesehen.
Im Mittelpunkt des Handels stand die Aktie der Deutschen Telekom. Die Bonner gaben am Montagabend nach Börsenschluss bekannt, dass sie die Dividende für 2001 auf 0,37 Euro nach 0,62 Euro im Vorjahr kürzen wollen. Der geplante Börsengang der Mobilfunktochter T-Mobile werde auf unbestimmte Zeit verschoben, teilte das Unternehmen weiter mit. Außerdem geht der mit Verlusten kämpfende Konzern davon aus, den angestrebten Schuldenabbau erst ein Jahr später zu erreichen als bislang geplant. Die Maßnahmen seien teil eines Kataloges, mit dem man auf den am Einspruch des Bundeskartellamts gescheiterten Verkauf des Kabelnetzes reagiere, so die Telekom. Die Dividendenkürzung sei ein vernünftiger Schritt, auch wenn er einen schlechten Nachgeschmack habe, da der Konzern bis vor einigen Wochen noch eine andere Prognose gegeben habe, so ein Händler. Es sei jetzt klar, dass die Telekom keinen magischen Hasen im Hut haben und dass sie wirklich hart von der Entscheidung des Kartellamts getroffen wurden. Die Aktie verlor 1,7 Prozent auf 16,75 Euro.
Die anderen High-Tech-Werte zeigten sich mehrheitlich fester, für Infineon ging es 3,3 Prozent auf 26,75 Euro nach oben, Epcos verbesserte sich 2,7 Prozent auf 53,90 Euro und SAP schlossen mit 1 Prozent fester bei 176,30 Euro. Für Siemens ging es allerdings mit 0,4 Prozent auf 76,42 Euro nach unten, obwohl die Commerzbank das Papier auf "accumulate" von zuvor "hold" nach oben gestuft hatte.
Im Blickpunkt der Anleger stand auch Degussa. Der Spezialchemiekonzern hat im abgelaufenen vierten Quartal einen Umsatzrückgang um 7 Prozent auf 2,895 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Der Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen sank um 25 Prozent auf 193 Millionen Euro. In 2002 erwartet Degussa einen leichten Anstieg bei Vorsteuergewinn und Umsatz. Die Papiere schlossen mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 34,55 Euro.
Der Münchener Autobauer BMW legte auf einer Bilanzpressekonferenz Details zum Ergebnis des Geschäftsjahres 2001/02 vor und gab einen Ausblick auf das laufende Jahr. BMW sei zuversichtlich, auch in 2002 bei den Eckwerten Absatz, Umsatz und Ertrag Verbesserungen erreichen zu können, so der designierte Vorstandsvorsitzende Helmut Panke. Die Aktie legte 1,3 Prozent auf 46,60 Euro zu. Auch die anderen Auto-Werte präsentierten sich am Dienstag stark, Grund war eine Bestätigung der Quartals- und Jahresprognose des weltgrößten Autobauers General Motors. Die DaimlerChrysler-Aktie stieg 1,4 Prozent auf 54,30 Euro, für Volkswagen ging es 2,2 Prozent auf 60 Euro nach oben.
Die Analysten von Sal. Oppenheim haben die Aktie der HypoVereinsbank auf „outperformer“ von zuvor „underperformer“ nach oben gestuft. Die Papiere legten 2,7 Prozent auf 40 Euro zu. Auch die anderen Banken-Titel zeigten sich fester, die Commerzbank legte 0,9 Prozent auf 20,96 Euro zu, für die Deutsche Bank ging es 2,4 Prozent auf 74,20 Euro nach oben.
Der irische Billigfluganbieter Ryanair darf in seiner Werbekampagne den Flughafen Hahn im Hunsrück nicht mehr als "Frankfurt-Hahn" bezeichnen. Das Landgericht Köln bestätigte damit die von der Deutschen Lufthansa erwirkte einstweilige Verfügung des Oberlandesgerichts Köln vom 8. Januar, nach der die Bezeichnung irreführend ist. Der Flughafen Hahn liegt rund 100 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt.
Die Lufthansa-Aktie kann von dieser Entscheidung allerdings nicht profitieren und verliert 0,5 Prozent auf 18,61 Euro.
Die Entscheidung über die Zukunft des angeschlagenen Baukonzerns Philipp Holzmann fällt nach Ansicht von verhandlungsnahen Kreisen wahrscheinlich am Dienstag. Wenn sich die Banken nicht im Laufe des Tages auf ein Rettungskonzept verständigen könnten, müsse das Frankfurter Traditionsunternehmen wohl in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Die Holzmann-Aktie legte nach schwachem Start eine kräftige Kehrtwende auf's Parkett und legte mehr als 30 Prozent auf 6,40 Euro zu.
Quelle: ntv.de