Keine Spur von Jahresendrally Dax stürzte ab
09.12.2002, 20:15 UhrDer Dax ging mit gemischten Gefühlen in die neue Börsenwoche - die Zeit für die von einigen Anlegern erhoffte Jahresendrally wird langsam knapp, zumal die Sorgen um einen möglichen Krieg zwischen den USA und dem Irak wieder in den Mittelpunkt des Geschehens rückten. Die Unternehmen hüllten sich unterdessen in Schweigen und lieferten kaum marktrelevante Nachrichten. Wenig positiv wirkte sich auch die Meldung aus, dass mit dem Konkursantrag von United Airlines die siebtgrößte Pleite der US-Geschichte und die größte Pleite einer Fluglinie Realität geworden ist. Der Dax schwankte in großen Spannen zwischen Plus und Minus. Ab dem Nachmittag kannte der Dax im Sog der schwachen US-Börsen dann allerdings nur noch eine Richtung und die zeigte steil nach unten. Der Blue-Chip-Index fiel 4,4 Prozent auf 3.066 Punkte.
Die Kriegsangst kehre als Belastung für die Aktienmärkte zurück, so ein Händler. In der Nacht zum Montag war der von Bagdad vorgelegte Waffenbericht beim Weltsicherheitsrat in New York eingetroffen. Seit dem 27. November suchen zudem UNO-Inspektoren in dem Golfstaat nach verbotenen Waffen. Die USA haben dem Irak mit Krieg gedroht, falls das Land nicht freiwillig abrüstet. Die USA äußerten sich skeptisch darüber, ob der vom Irak vorgelegte Bericht der Wahrheit entspricht. Aus US-Regierungskreisen verlautete, die USA hätten Beweise dafür, dass der Irak entgegen seinen Behauptungen die Entwicklung verbotener Waffenprogramme fortgesetzt habe. Man müsse nun abwarten, wie sich die Situation weiter entwickele, so der Händler weiter. Sollte es zu neuen Problemen kommen, würden damit auch die letzten Hoffnungen auf eine Jahresendrally zunichte gemacht.
Charttechniker zeigen sich bereits skeptisch, was den erhofften vorweihnachtlichen Aufschwung angeht. Bis zum Weihnachtsfest werde der Dax nicht mehr aus seiner mittelfristigen Handelsspanne von 2.980 und 3.400 Punkten ausbrechen, hieß es. In dieser Zone bewegt sich der Dax seit Mitte Oktober.
Der Halbleiterhersteller Infineon will künftig in China mit der Firma SMIC bei der Produktion von Speicherchips kooperieren. Infineon baue durch die Kooperation seine Position als drittgrößter Halbleiterhersteller im Wachstumsmarkt China aus, so die Münchener. Entsprechende Verträge seien unterzeichnet. Angaben zum Geschäftsvolumen machte Infineon nicht. Die Aktie gab 9,1 Prozent auf 8,39 Euro nach.
Nach unten ging es auch für die Lufthansa-Aktie, die 3,7 Prozent auf 10,21 Euro fiel. Die US-Fluggesellschaft United Airlines hat am Montag einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursgesetzes gestellt. Es ist die mit Abstand größte Pleite einer Fluglinie aller Zeiten. United ist der wichtigste Partner der Lufthansa im Luftfahrtbündnis Star Alliance. Nach Angaben der Lufthansa hat die Pleite des US-Partners keine Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Marktgerüchte, die Lufthansa könne Anteile von United Airlines übernehmen, nannte das Unternehmen reine Spekulation. United-Chef Glenn Tilton hatte in einem Interview mit der Agentur Reuters genau dies aber als Möglichkeit genannt.
Bei den Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal und das Kabinenpersonal der Lufthansa ist zudem eine Einigung nicht in Sicht. Die Gewerkschaft ver.di hat das Angebot der größten deutschen Fluglinie an das Personal als völlig unzureichend zurückgewiesen. Demnach sollen die Einkommen zum 1. Januar 2003 um 2,4 Prozent und gegen Ende des Jahres um weitere 1,5 Prozent erhöht werden. Die Gewerkschaft fordert bis zu 9 Prozent mehr Gehalt.
Der Autobauer BMW hat dank des neuen Kleinwagens „Mini“ seinen Absatz im November um 4 Prozent auf 85.100 Fahrzeuge gesteigert. Ohne den Mini sei der Absatz allerdings um 4,6 Prozent auf 71.500 Stück zurückgegangen. In den ersten neun Monaten stieg der Absatz um 17 Prozent auf 976.300 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so BMW weiter. Das Jahresziel über 1.000.000 Autos zu verkaufen, sei damit auch bei einem schwachen Dezember zu erreichen. Die Aktie verlor 3,9 Prozent auf 31,82 Euro.
Der Reisekonzern TUI hat nach Angaben aus Unternehmenskreisen ein Sparprogramm für Personalkosten von jährlich 4 Milliarden Euro verabschiedet. In Deutschland soll ab 2003 die Zeitarbeit erheblich ausgeweitet werden, zudem werde die Gründung einer eigenen Zeitarbeitsagentur erwogen, hieß es weiter. Die Aktie fiel 4,6 Prozent auf 18,52 Euro.
Im MDax stand Schwarz Pharma im Blickpunkt der Anleger. Der Arzneimittelkonzern hat mit der Vermarktung seines Omeprazol-Generikums auch in den USA begonnen. Das Unternehmen erwartet nach eigenen Angaben durch die Vermarktung des Magenmittels eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung noch im Jahr 2002. Die Aktie fiel dennoch 2,8 Prozent auf 34,00 Euro.
Der Verkauf des Fernsehsenders ProSiebenSat.1 an den Hamburger Bauer Verlag steht kurz vor der Unterzeichnung. Das sagte der Geschäftsführer der insolventen Kirch Media, Heinz Joachim Ziems, gegenüber der Agentur Reuters. Allerdings werde der Vertrag erst dann wirksam, wenn auch eine Einigung über den Verkauf der Filmrechtebibliothek erzielt ist. So lange wollten die Anleger aber nicht warten, sie sorgten für ein Kursplus von 1,4 Prozent auf 6,34 Euro.
Quelle: ntv.de