Bernanke beruhigt Dax über 7600 Punkten
31.08.2007, 18:00 UhrSignale der US-Notenbank für sinkende Zinsen haben am Freitag den Anlegern wieder Mut gemacht und am deutschen Aktienmarkt für steigende Kurse gesorgt. "Bernanke hat signalisiert, dass die Fed Gewehr bei Fuß steht. Das beruhigt", sagte ein Händler. Auf Unternehmensseite stand Arcandor nach Vorlage von Geschäftszahlen im Fokus. Die Aktien des ehemaligen KarstadtQuelle-Konzerns schnellten in der Spitze um 14 Prozent in die Höhe.
Der Dax stieg um 1,6 Prozent auf 7638 Punkte und notierte damit so hoch wie seit gut fünf Wochen nicht mehr. Gegenüber der Vorwoche hat der Leitindex 1,7 Prozent zugelegt. Der MDax legte 1,6 Prozent auf 10286,07 Punkte zu. Der TecDax gewann zwei Prozent auf 917,30 Punkte.
US-Notenbankchef Ben Bernanke erklärte, die US-Notenbank werde tun was nötig sei, um die Auswirkungen der Turbulenzen an den Finanzmärkten zu begrenzen. Allerdings sei es nicht ihre Aufgabe, Investoren, die schlechte Entscheidungen getroffen haben, aus der Klemme zu helfen. US-Präsident George W. Bush äußerte sich ähnlich: Es sei nicht Aufgabe der Regierung, Spekulanten zu retten. "Das ist richtig, dass Notenbank und Regierung nicht der Kreditwirtschaft mit billigem Geld helfen wollen. Das kann ja wirklich nicht ihre Aufgabe sein", sagte ein Händler. Einige Händler zeigten sich enttäuscht, dass Bernanke keine klareren Signale für eine deutlicher Zinssenkung gegeben hatte und auch den Zeitpunkt offen ließ. Daher hätten die Kurse ihre Tageshochs nicht behaupten können.
Händler warnten vor einer Überbewertung der Kursgewinne. "Ich habe das dumpfe Gefühl, das steht alles auf sehr dünnen Füßen", warnte ein Händler. "Erst wenn die US-Anleger am Dienstag aus dem verlängerten Labor-Day-Wochenende kommen, wissen wir wohin die Reise geht", erläuterte ein anderer Börsianer. "Das kann alles wieder schnell verpuffen." Die US-Börsen bleiben am Montag wegen des Tags der Arbeit, den die Amerikaner am ersten Montag im September begehen, geschlossen.
Arcandor beschert MDax sattes Plus
Bei den Unternehmen galt das Hauptaugenmerk Arcandor. "Die Zahlen waren besser als wir erwartet haben", kommentierten die Analysten von Cheuvreux die Quartalsentwicklung. Arcandor-Chef Thomas Middelhoff kündigte zudem an, bereits zum Ende des Rumpfgeschäftsjahres 2007 schwarze Zahlen schreiben zu wollen. "Es sieht so aus, als hätte Karstadt den Turnaround ja geschafft", erklärte ein Händler. Ein anderer Händler begründete das starke Kaufinteresse auch mit der jüngsten Kursentwicklung. "Die Aktie hatte von ihrem Hoch Mitte Juli fast 40 Prozent verloren. Jetzt ist ordentlich Aufholpotenzial nach oben gegeben", sagte er. Mit einem Kursplus von über elf Prozent waren Arcandor für gut 17 der 157 Plus-Punkte im MDax verantwortlich.
Im Dax ragten bei hohem Umsatz erneut Infineon mit einem Kursanstieg von 3,7 Prozent auf 11,42 Euro hervor. Nach Aussage von Händlern profitiert die Aktien des Chipherstellers weiter vom Altis-Verkauf sowie der guten Branchenstimmung. Infineon gibt mit dem US-Konzern IBM das Gemeinschaftsunternehmen Altis an den russischen GIS-Konzern ab.
Zu den größten Dax-Gewinnern zählten zudem TUI mit Plus 3,4 Prozent sowie Adidas, Eon und Siemens mit einem Plus von je 2,5 Prozent.
Die Aktien von Metro drehten nach anfänglichen Kursgewinnen von 3,5 Prozent in Reaktion auf eine veränderte Aktionärsstruktur rund ein Prozent ins Minus. Der Mischkonzern Haniel hat seinen Anteil an Metro deutlich aufgestockt und damit immer wiederkehrende Marktgerüchte entkräftet, er wolle beim Handelsriesen aussteigen. Am Vorabend hatten Metro-Aktien 4,5 Prozent zugelegt.
Quelle: ntv.de