Marktberichte

Im Schatten des US-Arbeitsmarkts Dax verteidigt die 6000

An den Aktienmärkten in Europa und den USA herrscht nach dem Jahreswechsel weiter Vorsicht. In Deutschland hält sich der Dax am Mittwoch über der psychologisch wichtigen Marke von 6000 Punkten. Anleger warten weiter auf richtungsweisende Impulse.

In den kathollischen Bistümern ziehen tausende Sternsinger von Haus zu Haus: Ohne die Kollegen aus Süddeutschland bleibt der Handel am Dreikönigstag bemerkenswert schwunglos.

In den kathollischen Bistümern ziehen tausende Sternsinger von Haus zu Haus: Ohne die Kollegen aus Süddeutschland bleibt der Handel am Dreikönigstag bemerkenswert schwunglos.

(Foto: picture alliance / dpa)

DAX
DAX 23.807,13

Der Dax beendete den Handelstag nahezu unverändert 0,04 Prozent im Plus bei 6043 Punkten und notierte damit weiterhin in der Nähe seines am Dienstag erreichten 15-Monatshochs von 6058 Stellen, jedoch noch rund 200 Punkte unter dem Niveau vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008. Der MDax rückte 0,50 Prozent vor auf 7784 Zähler. Der TecDax stieg deutlich stärker um 0,96 Prozent auf 856 Punkte. Der EuroStoxx50 für die Euro-Zone lag 0,2 Prozent tiefer bei 3007 Stellen, während die US-Börsen im frühen Geschäft minimale Gewinne verbuchten.

Deutsche Marktteilnehmer berichteten von einem ruhigen Geschäft am Dreikönigstag. Insbesondere in Süddeutschland seien viele Anleger wegen des Feiertags nicht am Arbeitsplatz. "Erst nächste Woche wird der Markt sein wahres Gesicht zeigen", sagte ein Börsianer. Dann wird mit der Rückkehr vieler Anleger aus den Weihnachtsferien gerechnet. Zudem wird die Bilanzsaison in den USA langsam Fahrt aufnehmen. "Es dürfte aber mit dem Aktienmarkt erst dann weiter hochgehen, wenn klar wird, dass die Konjunktur wirklich anzieht", sagte ein Händler.

Eintreffende Konjunkturdaten ließen die Anleger weitgehend kalt. Die US-Dienstleister waren zum Jahresende wieder in den Wachstumsbereich zurückgekehrt, und der Stellenabbau in den USA hat sich einer Umfrage zufolge im Dezember spürbar verlangsamt. Vor dem Hintergrund einer dünnen Nachrichtenlage orientieren sich die Anleger verstärkt an einzelnen Analystenstimmen.

Im Dax gingen die Telekom-Aktien nach einer Verkaufsempfehlung der UBS auf Talfahrt und waren mit einem Minus von 2,5 Prozent auf 10,25 Euro das Schlusslicht im deutschen Leitindex. "Wir glauben, dass 2010 sich angesichts einer negativen Gewinndynamik als schwierig erweisen könnte", stellte Laura Janssens, Analystin bei der Schweizer Großbank fest. Zudem habe T-Mobile USA weiter strukturelle Probleme, und die Telekom sei stark in Griechenland engagiert. Das Land hat derzeit große Finanzprobleme. Janssens bemängelte zudem eine schwache Gewinndynamik und verwies auf die zuletzt überdurchschnittliche Kursentwicklung. Erst am Vortag hatte Morgan Stanley das Kursziel für die Telekom gekürzt.

Anleger trennten sich zudem von den Papieren der Deutschen Bank, die rund ein Prozent verloren. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien des deutschen Branchenprimus 2009 mit einem dicken Plus von 78 Prozent abgeschlossen hatten. Dagegen standen die Aktien der Commerzbank mit einem Aufschlag von 3,4 Prozent an der Dax-Spitze. Die Titel hatten 2009 gegen den Markttrend elf Prozent eingebüßt.

Kartendebakel belastet Gemalto

Nach überraschend guten US-Autoabsatzzahlen verteuerten sich die Aktien von BMW um 1,6 Prozent und die VW-Vorzugsaktien um 2,8 Prozent. BMW hatte seine Verkäufe in den USA im Dezember insgesamt um neun Prozent gesteigert. "Das könnte nach den schwachen Vormonaten eine Trendwende sein", sagte ein Händler. Bei VW betrug das Absatzplus sogar 16 Prozent.

Hingegen profitierten Daimler-Papiere nicht von besseren Mercedes-Geschäften in den Vereinigten Staaten und schlossen unverändert. In Paris half eine Kaufempfehlung der Bank of America/Merrill Lynch den Aktien von Peugeot auf die Sprünge. Die Titel zogen um 6,4 Prozent an.

Der leicht positive Trend im US-Automarkt scheine sich zu verfestigen und wecke für 2010 die Hoffnung auf eine positive Entwicklung, schrieb Equinet-Analyst Tim Schuldt. Gleichwohl warnte er vor zu hohen Erwartungen: "Die Absätze sind noch weit entfernt von ihren historischen Niveaus, und ich bezweifle, dass wir diese in absehbarer Zukunft wiedersehen werden."

Die Aktien der Deutschen Post verteuerten sich um 1,1 Prozent, nachdem der Logistikkonzern seinen Paketdienst innerhalb Frankreichs zum Verkauf gestellt hat. Damit räumen die Bonner weiter im defizitären Teil ihres Paketgeschäftes in Europa auf.

In New York büßten die Aktien des Agrarchemiekonzern Monsanto nach einem überraschenden Verlust zu Beginn seines Geschäftsjahres 0,4 Prozent ein. Die Aktien der europäischen Rivalen Bayer und Syngenta lagen 0,6 beziehungsweise 0,3 Prozent tiefer.

Auch die britische Modekette Marks & Spencer enttäuschte die Anleger. Die Aktien brachen nach schwachen Umsatzzahlen fast sieben Prozent ein. In Paris verbilligten sich die Papiere von Gemalto um 3,4 Prozent, nachdem der Bankkartenhersteller die Verantwortung für das Debakel mit rund 30 Mio. fehlerhaften Giro- und Kreditkarten in Deutschland übernommen hatte.

Wie erwartet kein zusätzlicher Kurstreiber für K+S waren die Zweitquartalszahlen von Mosaic, die der Düngemittelhersteller am Dienstag nachbörslich veröffentlicht hatte. "Der Gewinn liegt recht deutlich unter den Erwartungen und der Umsatz leicht über den Prognosen, sagte ein Händler. K+S legten nach anfänglichen Verlusten 1,1 Prozent zu auf 45,02 Euro.

Im MDax rutschten nach einem kritischen Kommentar der Analysten von Equinet die Aktien von Rheinmetall um knapp zwei Prozent auf 43,70 Euro ab. "Es sind derzeit keine neuen großen Militärprojekte in Sicht", monierten die Analysten, die ihre Empfehlung auf "hold" von "buy" senkten.

Im TecDax verteuerten sich Solarworld-Titel trotz gedämpfter Übernahmefantasie um 0,68 Prozent auf 16,32 Euro. Der Gründer und Großaktionär des Photovoltaik-Unternehmens, Frank Asbeck, will den Solarkonzern langfristig unter Kontrolle seiner Familie halten. "Nach meinem hoffentlich noch weit in der Ferne liegenden Lebensende wird das Aktienpaket in eine Stiftung eingebracht", sagte der 50-Jährige dem "Handelsblatt". Dies bekräftige die Strategie Asbecks, seine Sperrminorität nicht zu verkaufen, und sollte allen Gerüchten einen Dämpfer verpassen, wonach Solarworld von Sharp oder General Electric übernommen werden könnte, sagte ein Händler.

Der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht als "erster relevanter Indikator für die Entwicklung der Kapitalmärkte in 2010" habe vor allem im Dax bereits seine Schatten vorausgeworfen, sagte Mark Rohles, Marktanalyst bei IG Markets. "Die Anleger scheinen sich bis dahin zurückzuhalten, deutlich ablesbar an dürftigen Umsätzen."

Der bevorstehende Start der neuen Berichtssaison in den USA sorge ebenfalls für Passivität. Zudem habe sich der Feiertag in Bayern und Baden-Württemberg bemerkbar gemacht. Das Handelsvolumen im Dax fiel auf 108,7 Mio. Aktien nach 117 Mio. Stück am Vortag. Der Umsatz sank auf 2,46 (2,7) Mrd. Euro.

An den US-Börsen notierten zum Handelsschluss in Europa der Dow-Jones-Index mit 10.583 Punkten und der S&P500 mit 1137 Zählern jeweils leicht im Plus. Der Nasdaq-Composite lag mit 2310 Punkten 0,1 Prozent fester.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 3,08 (Vortag: 3,11) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,01 Prozent auf 123,06 Punkte. Der Bund Future gab um 0,14 Prozent nach auf 121,26 Punkte.

Der Euro fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4350 (Dienstag: 1,4442) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6969 (0,6924) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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