Marktberichte

MLP schwer angeschlagen Dax wirft das Handtuch

Der Ausflug der deutschen Standardwerte in die Gewinnzone am Dienstag war nur von kurzer Dauer, am Mittwoch ging es schon wieder tief in den roten Bereich. Vor allem die High-Tech-Werte litten unter einer schwachen Prognose des US-Softwarekonzerns Siebel. Negativer Höhepunkt war allerdings MLP. Die Aktie des Finanzdienstleisters ging nach einem Vorabbericht der Börse-Online förmlich in den freien Fall über. Der Dax sackte 2,1 Prozent auf 4.510 Punkte ab.

Bei MLP keimen nach Händlerangaben erneut Bedenken über die Bilanzierungspraxis des Finanzdienstleisters auf. Hintergrund ist ein Vorabbericht des Anlegermagazins "Börse Online". Danach habe es Ungereimtheiten in den MLP-Bilanzen der Vorjahre gegeben. "Einiges deute darauf hin, dass MLP in den Jahren 2000 und 2001 deutlich zu hohe Gewinne ausgewiesen haben könnte." MLP soll dem Artikel zufolge Beraterprovisionen nicht periodengerecht gegen "Sonstige Vermögensgegenstände " verbucht haben. Die Aktie von MLP brach daraufhin 15 Prozent auf 33,29 Euro ein. Bereits Mitte Mai hatte ein Bericht in "Börse Online" über angebliche Bilanztricks die Aktie von MLP stark einbrechen lassen. MLP wies den Magazinbericht am Abend zurück. Die Unterstellungen entbehren jeglicher Sachkenntnis, hieß es von MLP.

Negative Nachrichten schwappten zudem aus den USA herüber. Siebel teilte am Dienstagabend nach Börsenschluss mit, das laufende Quartal verlaufe so schwierig, wie das Vorquartal und dies sei eines der schlechtesten Quartale überhaupt gewesen.

Für einen Lichtblick am düsteren High-Tech-Himmel sorgte am Nachmittag dann der US-Handy-Hersteller Motorola, der einen positiven Ausblick für das laufende Quartal gab. Motorola kündigte an, der Umsatz im zweiten Quartal werde im Zielbereich von 6,4 Milliarden Dollar liegen oder diesen sogar übertreffen. Auch die Prognose für den Verlust von 4 Cent je Aktie werde erreicht oder sogar übertroffen, hieß es weiter.

Den deutschen High-Techs nutzte die Motorola-Ankündigung allerdings nichts. SAP verlor 4,2 Prozent auf 107,49 Euro, Siemens schloss mit 3,6 Prozent bei 60,86 Euro im Minus und Epcos verbuchte Verluste von 2,5 Prozent auf 37,62 Euro. Für die Telekom ging es 3,3 Prozent auf 10,30 Euro nach unten, nachdem das Papier am Vortag noch über 6 Prozent zugelegt hatte.

Infineon muss sich einen neuen Chef für sein Nordamerika-Geschäft suchen. Jan du Preez habe das Unternehmen verlassen, so ein Sprecher des Halbleiter-Herstellers am Mittwoch. Einem Zeitungsbericht zufolge ist du Preez zum US-Konkurrenten Micron Technology gewechselt. Die Aktie fiel knapp 6 Prozent auf 15,66 Euro. Der schwedische Telekom-Ausrüster Ericsson hat unterdessen seine Mikroelektronik-Sparte an Infineon verkauft. Der Kaufpreis liege bei 400 Millionen Euro, die in Aktien bezahlt würden, so Infineon. Bereits am vergangenen Freitag hatten beide Unternehmen Verhandlungen über eine Übernahme der Sparte durch Infineon bestätigt. Der Kaufpreis für die Sparte sei relativ hoch, so ein Händler zu den Kursverlusten bei Infineon.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat dem Energiekonzern E.ON die Übernahme der britischen Powergen und deren US-Tochter LG&E genehmigt. Die E.ON-Aktie legte knapp 2 Prozent auf 56,80 Euro zu und war damit der größte Gewinner im Dax.

Nicht nur E.ON war am Mittwoch ein Lichtblick auch die Prognosen von Aktienexperten geben etwas Hoffnung, denn trotz der deutlichen Kursverluste beim Dax seit Jahresbeginn bleiben die meisten Aktienexperten mit Blick auf das zweite Halbjahr optimistisch und verweisen auf die erfreuliche Konjunkturentwicklung in den USA und Europa. Die Mehrheit der Strategen sieht den wichtigsten deutschen Börsen-Index bis Ende 2002 noch um mindestens 1000 Punkte auf 5700 bis rund 6000 Zähler steigen.

Quelle: ntv.de

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