Marktberichte

Das "Oracle" spricht am Abend Dax zwischen Bangen und Hoffen

Da hatten sich die Anleger am Montag wohl etwas übernommen - nach den satten Gewinnen des Vortages ging den deutschen Standardwerten am Dienstag schon wieder die Puste aus. Die Anleger machten erst mal Kasse. Der Dax fiel 0,9 Prozent auf 4.434 Punkte.

Die deutlichen Kursgewinne des Dax am Montag seien wohl vor allem eine technische Reaktion auf die massiven Verluste der Vorwoche gewesen, so ein Händler. Für einen langfristigen Aufwärtstrend reiche das aber nicht. Die Nachrichtenlage sei dünn, wirkliche Impulse, die einen Aufstieg untermauern könnten, gebe es nicht. Wichtig für den Dax am heutigen Tag sei aber vor allem, dass der Index nicht deutlich unter den charttechnischen Unterstützung bei 4.450 Punkten schließe.

Aus den USA kam am Nachmittag eine ganze Reihe von Konjunkturdaten. Nach Angaben des US-Handelsministeriums ist die Zahl der US-Wohnbaubeginne im Mai um 11,6 Prozent auf 1,733 Millionen Einheiten gestiegen und lag damit über den Erwartungen von 1,600 Millionen Einheiten. Es war zudem der stärkste Anstieg seit Juli 1995. Die Realeinkommen der US-Arbeitnehmer sind unterdessen im Mai um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Die US-Verbraucherpreise blieben im Mai im Vergleich zum Vormonat unverändert. Analysten hatten hier mit einem Anstieg um 0,1 Prozent gerechnet.

Die Zahlen seien im großen und ganzen wenig überraschend gewesen, so ein Händler. Dem Markt hätten sie daher auch kaum nach oben geholfen. Nach Börsenschluss könne es dagegen noch mal spannend werden, denn dann legt der weltweit zweitgrößte Softwarekonzern Oracle Geschäftszahlen für das vierte Quartal vor.

Unter Druck stand die Aktie der Münchener Rück, die 4,4 Prozent auf 218,99 Euro fiel. Die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben rund 7,6 Millionen Aktien des Rückversicherers in einer Preisspanne zwischen 213 und 215 Euro je Anteilsschein platziert. Im Sog der Münchener Rück ging es auch für die Allianz nach unten, die Aktie gab 3,3 Prozent auf 206,84 Euro nach. Die Deutsche Bank gab unterdessen bekannt, dass die Platzierung überzeichnet ist. Dem Institut fließen dadurch rund 1,6 Milliarden Euro zu. Die Aktie schloss mit einem Plus von 1,0 Prozent bei 70,36 Euro.

Der Finanzdienstleister MLP hat eine einstweilige Verfügung gegen das Anlegermagazin "Börse online" erwirkt. Das Blatt hatte dem Heidelberger Unternehmen unter anderem vorgeworfen, in seiner Bilanz unrichtige Angaben zum Kapitalfluss gemacht zu haben. Hält "Börse online" die Behauptungen aufrecht, so droht eine Strafe von bis zu 250.000 Euro. Die MLP-Aktie legte um 6,9 Prozent auf 35,81 Euro zu.

Im Blickpunkt der Anleger stand erneut die Aktie der Deutschen Telekom. Die Vorstandsmitglieder des Bonner Konzerns wollen als freiwillige Einsparmaßnahme in diesem Jahr auf Aktienoptionen als Teil ihrer Vergütung verzichten. Neben Telekomchef Ron Sommer und seinen sieben Vorstandskollegen sollten zudem 3.000 weitere Führungskräfte des Konzerns auf die Hälfte ihrer Aktienoptionen verzichten, so ein Telekom-Sprecher gegenüber n-tv. Die Aktie fiel 1,3 Prozent auf 10,40 Euro.

Der Chip-Hersteller Infineon hat ein Gemeinschaftsunternehmen mit den beiden US-Konzernen Motorola und Agere Systems gegründet. Die neue Gesellschaft StarCore solle Digitalsignalprozessoren für den Einsatz in verschiedenen Produkten der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik entwickeln und vermarkten, so Infineon. Die Aktie legte 2,8 Prozent auf 16,81 Euro zu.

Der Autobauer DaimlerChrysler will in diesem Jahr mehr als 16 Millionen Fahrzeuge, und damit mehr als bislang prognostiziert, in den USA verkaufen. Dies kündigte Konzern-Chef Schrempp in einem Interview an. Auch die defizitäre US-LKW-Sparte Freightliner werde in diesem Jahr die Gewinnzone erreichen, so Schrempp weiter. Schlechte Nachrichten gab es allerdings vom Smart. Die DaimlerChrysler-Tochter MCC hat 500 der Kleinstwagen wegen Lenkungsproblemen zurückgerufen. Die betroffenen Kunden seien aufgefordert worden, ihren Smart nicht mehr zu fahren und in eine Werkstatt bringen zu lassen, so ein MCC-Sprecher. Für die Aktie ging es 0,4 Prozent auf 48,65 Euro nach oben.

Optimistisch zeigte sich die Deutsche Lufthansa. Das laufende Geschäftsjahr gelte nicht als abgehakt, diene aber der Konsolidierung, so Finanzvorstand Kley in einem Zeitungsinterview. Die Durchschnittserlöse seien aber im ersten Quartal 2002 bereits um 1,2 Prozent gestiegen, dieser Trend halte weiter an. Die Aktie verbuchte dennoch ein Minus von 1,3 Prozent auf 14,05 Euro.

Der WCM-Vorstandschef Roland Flach vermutet hinter dem Kurseinbruch der Papiere des Beteiligungs- und Grundbesitzunternehmens möglicherweise gezielte Spekulationen. Man könne nicht ausschließen, dass es sich um eine Auftragsarbeit handele, so Flach in der n-tv-Telebörse. Die WCM-Aktie war am Dienstag wegen eines negativen Analystenberichts von United ZurichFinance zeitweise um fast 30 Prozent eingebrochen. Zum Handelsschluss lagen die Aktien immer noch mit 19 Prozent bei 7,15 Euro in der Verlustzone.

Der insolvente Luftschiffbauer Cargolifter erhält eine Soforthilfe vom Land Brandenburg. Mit dem Massekredit über 4,15 Millionen Euro seien die wichtigsten Infrastrukturkosten vorerst gesichert. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung von 31 Prozent auf 1,02 Euro.

In Deutschland wird es bald eine neue Börse geben. Die US-Technologiebörse Nasdaq will ab Januar 2003 mit einem Gemeinschaftsunternehmen auch in Deutschland an den Start gehen. Die Börsen Berlin, Bremen sowie die Commerzbank, Comdirect und die Dresdner Bank wollen gemeinsam einen neuen Aktienmarkt in Deutschland etablieren, teilte die Nasdaq in Frankfurt mit. Gehandelt werden sollen an der neuen Börsenplattform zunächst die wichtigsten Aktien des Dax 100, Nemax 50, Nasdaq 100, Eurostoxx 50 sowie des Dow Jones. Auf mittlere Sicht werden 3.000 Werte angestrebt.

Quelle: ntv.de

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