Marktberichte

Peking belastet Der Euro schwächelt

Investoren am Devisenmarkt flüchten weiter in den als sicheren Hafen geltenden Dollar. Händler nennen dafür zwei Gründe: die Haushaltsprobleme Griechenlands und eine Straffung der Geldpolitik in China.

Der Euro bleibt angeschlagen.

Der Euro bleibt angeschlagen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Euro bleibt unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweilig auf ein Neun-Monats-Tief von 1,3533 Dollar und lag mehr eineinhalb US-Cent unter dem Vortagesschluss. Am Nachmittag erholte sich die Gemeinschaftswährung nach Veröffentlichung unerwartet schwacher US-Konjunkturdaten auf 1,3622 Dollar. Der von der Universität Michigan ermittelte Index zum US-Verbrauchervertrauen war nach vorläufigen Berechnungen im Februar überraschend auf 73,7 gesunken.

Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen senden die Verbraucher unterschiedliche Signale. Zwar habe der unerwartet kräftige Anstieg der Einzelhandelsumsätze zunächst gezeigt, dass die Konsumnachfrage zu Beginn des ersten Quartals robust geblieben sei. Die überraschende Eintrübung der Konsumstimmung deute vor dem Hintergrund sinkender Aktienkurse aber darauf hin, dass die wirtschaftliche Erholung "nicht ohne Risiken" vor sich gehe.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,3572 (Donnerstag: 1,3718) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7368 (0,7290) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86910 (0,87750) britische Pfund, 122,33 (123,03) japanische Yen und 1,4650 (1,4663) Schweizer Franken fest.

Die Europäische Union hatte ihrem ins Schlingern geratenen Mitglied Griechenland zwar grundsätzlich Unterstützung zugesagt, sich jedoch nicht konkret festgelegt. "Die Absichten der EU sind gut, aber der Markt wünscht mehr Details", sagte Währungsanalyst Kasper Kirkegaard von Danske in Kopenhagen. "Bevor wir nicht mehr Details zu einer politischen Lösung für Griechenland bekommen, bleibt der Euro unter Verkaufsdruck." Allerdings sind auch beim Finanzministertreffen in der kommenden Woche nach Einschätzung von EU-Diplomaten keine Beschlüsse zu Instrumenten für eine finanzielle Unterstützung Griechenlands zu erwarten. "Wir müssen die Märkte im Unklaren lassen", sagte ein EU-Diplomat in Brüssel.

Das Misstrauen der Anleger in die Finanzkraft einiger hoch verschuldeter südeuropäischer Euro-Staaten hat die Absicherung von Staatsanleihen gegen einen Ausfall verteuert. Die Kreditderivate zur Versicherung fünfjähriger griechischer Schulden (CDS) stiegen dem Datenanbieter CMA Datavision zufolge auf 359,1 Basispunkte von 353,7 Basispunkten zum New Yorker Vortagesschluss. Eine Versicherung von zehn Millionen Euro an Verbindlichkeiten des Mittelmeer-Anrainers verteuerte sich also auf 359.100 Euro. Die italienischen CDS zogen um rund zwei auf 130,6 Basispunkte an. Gefragt waren hingegen die als liquide und relativ sicher geltenden Bundesanleihen. Der Bund-Future, der die zehnjährige Bundesanleihe als Grundlage hat, legte 32 Ticks auf 123,47 Stellen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 3,195 Prozent.

Zur Verunsicherung trug Händlern zufolge auch ein weiterer Schritt zur Straffung der chinesischen Geldpolitik bei, mit der Experten zufolge die Notenbank in Peking eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern könnte. China erhöhte zum zweiten Mal binnen vier Wochen die Mindestreserve-Anforderung für Banken. Die Geschäftsbanken der Volksrepublik müssen ab dem 25. Februar eine um 0,5 Prozentpunkte höhere Mindesteinlage bei der Notenbank halten.

"Das Vorgehen Chinas hat als Brandbeschleuniger gewirkt", sagte Devisenexperte Mario Mattera vom Bankhaus Metzler. Der Schritt sei "völlig unerwartet" noch vor der langen Feiertagswoche in China gekommen. Dies habe die Angst vor einer Zinserhöhung genährt. Zudem sei die Sorge vor einer starken Abkühlung der Konjunktur mit einer entsprechend geringeren Rohstoffnachfrage hochgekocht.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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