Dax-Vorschau Die Unsicherheit kehrt zurück
22.09.2012, 10:00 Uhr
Wohin geht die Reise?
(Foto: REUTERS)
Am deutschen Aktienmarkt kehrt Ernüchterung ein: Die jüngste, von den neuen Hilfsprogrammen der Notenbanken befeuerte Rally im gerät in der abgelaufenen Woche ins Stocken. Für die neue Woche sagen Analysten dem Dax ebenfalls keine großen Sprünge voraus.
Unsicherheit und Zurückhaltung am deutschen Aktienmarkt dürften nach dem abgeklungenen Enthusiasmus über die Geldspritzen der Notenbanken die neue Woche dominieren. "Zwischen Euphorie und Ernüchterung" sieht die Helaba die Märkte. In einem Marktkommentar der Landesbank Berlin heißt es sinngemäß dasselbe: Die Rally sei ins Stocken geraten und von Seiten der Politik gehe hohe Unsicherheit aus.
Daher sieht die Bank eine beträchtliche Rückschlaggefahr für den Dax. In der abgelaufenen Woche hatte der Index immerhin 0,5 Prozent zugelegt und am Freitag bei 7451 Punkten geschlossen. "Da die Währungshüter ihr Pulver zunächst großzügig verschossen haben, liegt der Ball nun wieder bei der Politik", heißt es weiter. "Die Schuldenkrise muss auf dieser Ebene gelöst werden, was die Schwankungsanfälligkeit wieder spürbar erhöhen sollte." In Europa stehen bedeutende Weichenstellungen kurz bevor, doch schon das Gezerre um eine gemeinsame Bankenaufsicht zeige, wie schwierig es sei, eine gemeinsame Linie zu finden, so die Bank weiter.
Für Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB sind vor allem die nächsten Schritte der spanischen Regierung entscheidend. "Die Frage ist, wie reformfähig und -willig sich Madrid zeigt", sagt Basse. Trotz zuletzt sinkender Risikoaufschläge auf spanische Staatsanleihen rechnen einige Beobachter damit, dass Spanien bald ein komplettes Hilfsprogramm seiner Euro-Partner über den Rettungsschirm ESM beantragen könnte und im Gegenzug dafür seine Sparbemühungen verstärken muss.
Die Europäische Zentralbank hatte nach der letzten Ratssitzung betont, unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfenden Ländern mit dem Ankauf von umlaufenden Anleihen beistehen zu wollen. Dies sowie die in der vergangenen Woche angekündigten Fed-Hilfen zur Ankurbelung der US-Wirtschaft beflügelten die Märkte: Der Dax hat seit Anfang September mehr als sechs Prozent zugelegt.
Konjunktur im Fokus
Neben den Unwägbarkeiten rund um das Thema Schuldenkrise könnten in der neuen Woche auch die Konjunkturaussichten den deutschen Aktienmarkt belasten. Nachdem China, Japan, Europa und teilweise auch die USA mit ihren jüngsten Daten enttäuscht hatten, stehen ab Montag zahlreiche neue Indikatoren auf der Agenda.
Aufschlüsse über die Perspektiven der US-Wirtschaft sollten vor allem die am Donnerstag anstehenden Auftragseingänge geben. Aus Sicht von Ralph Solveen von der Commerzbank regiert in den USA derzeit die Vorsicht, dementsprechend dürften weniger langlebige Güter bestellt werden. Im Schnitt rechnen Analysten mit einem Rückgang von 2,5 Prozent. Am Freitag werden die für die US-Wirtschaft sehr wichtigen Verbraucherausgaben veröffentlicht.
Erkenntnisse über die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erhoffen sich die Investoren vom Ifo-Index am Montag. Er dürfte laut Umfrage im September bei 102,3 Punkten stagnieren. Im August war der Ifo-Geschäftsklimaindex den vierten Monat in Folge gesunken.
Auf Unternehmensseite sieht es in der neuen Woche eher ruhig aus. Der im SDax gelistete Baumarkt-Konzern Hornbach veröffentlicht am Donnerstag seine Zahlen zum zweiten Quartal. Darüber hinaus lassen sich noch der weltgrößte Sportartikelhersteller Nike und die schwedische Modekette H&M in die Bücher schauen.
Metro und MAN verlassen den Dax
Im Blick behalten dürften die Investoren auch das Ausscheiden von Metro und MAN aus dem Dax am Montag. Für den Handelsriesen und den Lkw-Hersteller geht eine Ära zu Ende - Continental und Lanxess schlagen dagegen mit dem Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga ein neues Kapitel auf. MAN war seit Einführung des Dax vor fast 25 Jahren Mitglied. Bei der Metro war die später in dem Handelskonzern aufgegangene Vorgänger-Gesellschaft Kaufhof schon ab 1987 dabei. Die Metro AG selbst notierte erstmals 1996 im Dax.
Die Mitgliedschaft in den Indizes hängt von zwei Faktoren ab: der Marktkapitalisierung des Streubesitzes und dem Aktienumsatz. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse hatte die Index-Veränderungen Anfang September veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa