Marktberichte

Nach Italien-Auktion Dollar im Vorteil

Am Devisenmarkt bleibt es zwischen dem Euro-Dollar-Pärchen spannend. Zur Zeit steht die Euro-Krise wieder im Vordergrund. Die Schuldenkrise in den USA rückt dafür in den Hintergrund. Auslöser ist die Auktion italienischer Anleihen. Für Italien wird es immer teurer, sich mit Geld zu versorgen.

"Dachgeschosswohnungen zu verkaufen" steht auf einem Banner an einem Balkon in Rom.

"Dachgeschosswohnungen zu verkaufen" steht auf einem Banner an einem Balkon in Rom.

(Foto: REUTERS)

Nach der Auktion italienischer Anleihen haben sich die Anleger am Donnerstag vom Euro getrennt. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich gegenüber ihrem Vortagesschluss um bis zu einen US-Cent auf 1,4270 Dollar. Die Rendite zehnjähriger italienischer Papiere näherte sich wieder den sechs Prozent an.

Bei der Auktion von Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten hat Italien insgesamt 7,966 Milliarden Euro eingenommen. Ziel waren 5,5 bis 8,5 Milliarden Euro. Die Bruttorendite für die zehnjährigen Papiere war so hoch wie seit Februar 2000 nicht mehr. "Die höheren Renditen sind keine Überraschung, aber beruhigen auch nicht gerade", sagte ein Händler. Die Gefahr vor einem Übergreifen der Schuldenkrise weitere Euro-Staaten sei noch nicht gebannt.

Für zusätzliche Verunsicherung sorgten laut Händlern Spekulationen über einen Rücktritt des italienischen Finanzministers Giulio Tremonti. Sein Kabinettskollege Saverio Romano erklärte allerdings, diese Gerüchte erschienen ihm "absolut unbegründet". Der Mailänder Leitindex notierte zeitweise zwei Prozent im Minus, der Dax weitete seine Verluste aus und notierte mit 7135 Punkten 1,6 Prozent schwächer. "Das ist ein Cocktail von Angst, Gewinnmitnahmen und Enttäuschungen", sagte ein Händler.    

Bereits am Vorabend war der Euro kräftig ins Rutschen geraten. Zuvor hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditbewertung Griechenlands von "CCC" auf "CCC" und damit auf knapp über "Zahlungsausfall" gesenkt hatte. Den Ausblick setzte S&P auf negativ, womit eine weitere Abstufung droht.

Für den weiteren Handelsverlauf rechnen Devisenhändler mit weiter stark schwankenden Kursen des Euro-Dollar-Paares. Im Blick steht dabei das Gezerre in den USA über eine Anhebung der Schuldengrenze. Noch ist keine Lösung in Sich, obgleich sich beide Lager zuletzt etwas angenähert haben.

Zittern um US-Rating

Die US-Regierung bereitet derweil einen Notfallplan vor, sollte es bis zum 2. August keine Einigung geben. Selbst nach dem Stichtag ist die US-Regierung nicht automatisch zahlungsunfähig. Vielmehr muss die Regierung entscheiden, welche Rechnungen bezahlt werden und welche nicht. Angesichts zuletzt besserer Steuereinnahmen könnte der Stichtag möglicherweise sogar hinausgezögert werden bis zum 10. August oder auch länger. Allerdings machen sich zunehmend Beobachter Sorgen, dass die USA im Gefolge der Krise, selbst bei einer Einigung, ihr "AAA"-Rating verlieren könnte.

Die Entwicklungen sind per se negativ für den Dollar, allerdings gehen die Meinungen unter Marktteilnehmern auseinander, was dies praktisch für den Greenback bedeutet. Während einige Wertverluste gegen den Euro von 5 Prozent oder mehr nicht ausschließen, erwarten andere Beobachter eine starke Aufwertung des Greenback, wenn US-Anleger bei einer Stimmungseintrübung an den Finanzmärkten Positionen im Ausland auflösen und Dollar zurückführen.

Quelle: ntv.de, nne/ddi/DJ/rts

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