Devisen-Vorschau Dollar profitiert von Unsicherheit
14.08.2010, 08:00 UhrDieser Tage war der Devisenmarkt für eine faustdicke Überraschung gut. Die Entscheidung der US-Notenbank, ihre Politik der quantitativen Lockerung wieder aufzunehmen, führte zu einer scharfen Korrektur des Euro nach unten. Wenngleich die Maßnahmen der Fed nicht ganz unerwartet kamen, waren die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass ein Wiederanwerfen der Notenpresse den Dollar tendenziell weiter schwächen würde.
Die Reaktion spricht dafür, dass tiefer liegende Faktoren im Spiel sind. Denn die Anleger haben sich offenbar weniger auf die neuen geldpolitischen Schritte konzentriert, sondern vielmehr auf die inhärente Botschaft der Maßnahme. Die wirtschaftliche Erholung in den USA verläuft wesentlich holpriger als sich das die Federal Reserve vor wenigen Wochen noch selbst einräumte. Mit ihrem deutlich zurückhaltenderen Ausblick hat die US-Notenbank diesem Umstand nun auch Rechnung getragen.
Sicherer Hafen
Die wieder erwachte Angst vor einem möglichen Double-Dip in den USA und den damit verbundenen negativen Wachstumskonsequenzen weltweit hat in der Folge das Risikobarometer vieler Anleger wieder ansteigen lassen. Aber gerade in unsicheren - oder als unsicher wahrgenommenen - Zeiten kann der Dollar seine Stärken als weltweite Reservewährung voll ausspielen; die Anleger trennen sich dann geradezu instinktiv von als riskant geltenden Assets und kehren in den "sicheren" Dollar-Hafen zurück.
Das führt dann dazu, dass schlechte US-Daten wie etwa die jüngste Handelsbilanz den Greenback nicht etwa schwächen sondern vielmehr stärken. Die Entwicklung des Dollar/Euro-Paars scheint somit weniger von wirtschaftlichen Fundamentaldaten geprägt, sondern vielmehr ein Ausdruck des jeweils aktuellen Krisenbewusstseins an den internationalen Finanzmärkten zu sein.
So ist denn auch die fulminante Erholung des Euro von Ständen von unter 1,2000 US-Dollar auf über 1,3300 US-Dollar vor allem darauf zurückzuführen, dass die Anleger ein Auseinanderbrechen der Eurozone, - ein Szenario, das vor dem Euro-Rettungspaket als durchaus glaubwürdig an den Märkten gespielt wurde -, plötzlich wieder als wenig wahrscheinlich erachteten und den Euro als kaufenswert erachteten.
Zurück zu Fundamentaldaten
Dieses Wechselspiel der Gefühle macht eine Prognose des Währungspaares schwierig und lässt zunächst ein schwankungsreiche Entwicklung im Euro/Dollar-Paar zwischen etwa 1,2500 und 1,3300 US-Dollar erwarten. Sollte sich die Lage an den Finanzmärkten in den kommenden Tagen wieder beruhigen, bestehen gute Chancen, dass die Risikoaversion der Anleger wieder nachlässt und sich diese wieder verstärkt wirtschaftlichen Fundamentaldaten zuwenden.
Das würde auch den Euro wieder stärken, denn zumindest momentan sind die Konjunkturdaten aus der Eurozone besser, wie die Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal eindrucksvoll unterstreichen. Es sind aber wohl erhebliche Zweifel angebracht, ob dem Euroland und hier speziell Deutschland eine dauerhafte Entkopplung von den Entwicklungen in den USA,- ihres Zeichens noch immer die größte Volkswirtschaft der Welt -, gelingen wird.
Quelle: ntv.de, DJ