Analysten weiter pessimistisch Dow auf 5-Jahres-Tief
09.10.2002, 22:40 UhrAn der Wall Street standen die Zeichen am Mittwoch wieder auf Verkauf. Pessimistische Analysten-Kommentare zu großen Konzernen wie General Electric und General Motors haben insbesondere die US-Standardwerte belastet. Die anstehende Berichtssaison lastete zudem wie Blei auf den Märkten, so ein Händler. Nachbörslich eröffnete Yahoo den Reigen bei den Technologiewerten. Für die Nasdaq ging es 1,3 Prozent auf 1.114 Zähler nach unten, der Dow Jones gab sogar 2,9 Prozent auf 7.286 Zähler nach und markiert damit ein neues Fünf-Jahres-Tief.
Entsprechend pessimistisch zeigte sich die Investmentbank Morgan Stanley für das Abschneiden der Aktienmärkte in den kommenden 12 bis 18 Monaten. Die Analysten senkten ihre Prognose für den Dow Jones auf 10.800 von zuvor 11.300 Punkten in diesem Zeitraum.
Am Dienstag hatte das Eingreifen von Präsident Bush in den Hafen-Streik noch für kleine Pluszeichen an den Märkten gesorgt. Mittlerweile werde jedoch klar, dass es acht bis neun Wochen dauern werde, bevor die liegengebliebenen Waren verschifft werden könnten, so ein Händler. Das sei länger als erwartet und könne so auch das Weihnachtsgeschäft belasten.
US-Präsident George W. Bush hatte die Öffnung der seit zehn Tagen durch Streiks blockierten Häfen an der amerikanischen Westküste angeordnet. Damit muss die Arbeit umgehend wieder aufgenommen werden. Arbeitgeber und Gewerkschaften haben nun während einer 80-tägigen Abkühlungsperiode Zeit, eine Lösung zu suchen. Es war das erste Mal seit einem Vierteljahrhundert, dass sich ein Präsident zu einem solchen Schritt entschloss.
Die Berichtssaison komme langsam in Fahrt und es gebe wohl niemand, der ernsthaft mit positiven Conference-Calls der Unternehmen rechne, so James Volk von D.A. Davidson an Co. Die Konzerne würden ihre Investitionen immer noch eher reduzieren als aufstocken, die Wirtschaft und die Unternehmensergebnisse seien weiterhin schwach.
Nachbörslich berichtete Yahoo über sein Ergebnis zum dritten Quartal. Demnach erzielte das Internet-Portal einen Pro-Forma-Gewinn von 0,05 Dollar je Aktie - Analysten hatten im Vorfeld nur mit 0,04 Dollar je Aktie gerechnet. Auch der Umsatz konnte trotz des schwachen Werbeumfeldes um rund 50 Prozent auf 248,8 Millionen Dollar gesteigert werden. Die Aktie legte nachbörslich in einer ersten Reaktion leicht zu. Im Vorfeld der Zahlen hatte das Papier bereits knapp 5 Prozent auf 9,98 Dollar gut gemacht.
Auch Cisco konnte sich von der Verlusten der Vortage deutlich erholen. Die Aktie hatte die vergangenen fünf Handelstage nachgegeben und setzte nun zur Auholjagt an. Das Papier legte 7,3 Prozent auf 9,23 Dollar zu. Positiv wirkte sich ein Upgrade der Aktie durch die Analysten von Needham & Co aus. Die Experten haben das Papier auf "Strong Buy " von "Buy" aufgestuft und sehen es derzeit auf einem günstigen Kursniveau.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von Abbott Laboratories. Der Pharmakonzern hat im dritten Quartal seinen Gewinn um 14 Prozent auf 46 Cent je Aktie gesteigert. Ohne Einmalbelastung habe der Überschuss bei 48 Cent gelegen, so das Unternehmen, dass damit die Erwartungen von Analysten erfüllte. Die Aktie legte 2,1 Prozent auf 40,30 Dollar zu.
Der US-Nahrungsmittel- und Hauswarenhersteller Sara Lee hat seine Gewinnschätzung für das erste Quartal nach oben korrigiert. Der Gewinn je Aktie werde nun wahrscheinlich 35 Cent und nicht wie bislang 27 Cent betragen, so das Unternehmen. Analysten hatten bislang mit einem Plus von 28 Cent gerechnet. Die Aktie verbesserte sich 7,8 Prozent auf 21,47 Dollar.
Der weltgrößte Glasfaberkabel-Hersteller Corning erwartet dagegen im dritten Quartal wegen der anhaltenden Schwäche der Telekombranche einen Umsatz am unteren Ende seiner bisherigen Prognose. Der Erlös werde nun maximal 840 Millionen Dollar betragen, so der Konzern. Bislang hatte Corning Umsätze zwischen 825 und 875 Millionen Dollar prognostiziert. Die Papiere verbesserten sich dennoch um 11,8 Prozent auf 1,23 Dollar.
General Electric stand unter Druck, nachdem die Analysten von Morgan Stanley ihr Kursziel für die Aktie des Mischkonzerns auf 27 von zuvor 36 Dollar nach unten gesetzt hatten. Die Papiere fielen 5,8 Prozent auf 22 Dollar.
Auch die Autowerte kamen bei Morgan Stanley nicht gut weg. Die Analysten senkten ihre Gewinnprognosen für die Aktien von General Motors, Ford und DaimlerChrysler für das Jahr 2003. Die General Motors-Aktie fiel 7,7 Prozent auf 31,01 Dollar, für Ford ging es 7,7 Prozent auf 7,15 Dollar nach unten.
Der Maschinenbauer Caterpillar will die Dividende für das dritte Quartal aufrecht erhalten. Mit 35 Cents je Aktie wird der Wert des Vorquartals beibehalten. Die Aktie von Caterpillar wird allerdings durch einen Analystenkommentar belastet - Salomon Smith Barney hat die Gewinnschätzungen nach unten revidiert. Im Jahr 2002 rechnen die Experten bei dem Unternehmen mit einem Gewinn von 1,87 Dollar je Aktie nach bisher 1,92 Dollar je Aktie. Für 2003 wurde die Schätzung auf 2,14 Dollar je Aktie von 2,47 Dollar je Aktie gesenkt. Das Kursziel wurde auf 39 von 45 Dollar gesenkt, das Rating lautet weiterhin Underperform. Die Aktie gab 6,8 Prozent auf 33,86 Dollar nach.
Die Ratingagentur Moody's hat die Einstufung der langfristigen Kreditwürdigkeit von J.P. Morgan Chase wegen Sorgen über die zukünftige Gewinne von "Aa3" auf "A1". Die aktuellen Probleme könnten die Umsetzung der Kapitalmarktstrategie des Unternehmens behindern, teilte Moody's am Mittwoch in New York mit. Der Ausblick für das Unternehmen sei stabil. Die Aktie von J.P. Morgan gab knapp 7 Prozent auf 15,45 Dollar nach.
Weiter aufwärts ging es für die Aktie des Getränkeherstellers PepsiCo. Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre Anlageempfehlung für die Aktie "Market Performer " auf "Market Outperformer" heraufgesetzt. Gleichzeitig erhöhten sie in einer am Mittwoch vorgelegten Studie ihre Prognose für den Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr um 0,01 US-Dollar auf 1,96 Dollar. Das Unternehmen hatte mit seinen Zahlen für das dritte Quartal am Vortag die Erwartungen übertroffen und wurde mit einem Kursantieg von knapp 15 Prozent belohnt - am Mittwoch wurden noch 1,2 Prozent auf 41,61 Dollar draufgesattelt.
Quelle: ntv.de