Dank Energie und Pharma Dow kämpft sich ins Plus
24.07.2009, 16:03 UhrNach einer fast zweiwöchigen Kursrally haben sich die US-Börsen am Freitag trotz teilweise überraschend schwacher Quartalsbilanzen stabil gezeigt. Während die Standardwerte-Indizes vor allem von Kursgewinnen im Pharma- und Energiesektor profitierten und sogar den Sprung ins Plus schafften, gelang es den Nasdaq-Indizes nicht, sich von den Enttäuschungen bei Microsoft zu erholen.

"Die Ergebnisse von Microsoft und Amazon stimmen mich ein wenig pessimistischer für den Rest der Berichtssaison", kommentiert ein Händler.
(Foto: REUTERS)
Die US-Börsen haben am Freitag uneinheitlich geschlossen. Enttäuschende Unternehmenszahlen setzten den Markt lange unter Druck. Auf den Magen schlugen den Händlern besonders die Ergebnisse des Softwaregiganten Microsoft und des Internet-Händlers Amazon. Deren Quartalszahlen weckten neue Sorgen über den weiteren Verlauf der Berichtssaison - besonders bei Tech-Werten. Viele Anleger wandten sich daher anderen Branchen zu und stiegen vor allem bei Pharma- und Energiewerten ein. Dow und S&P konnten sich so aus dem Minus befreien.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verabschiedete sich mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 9093 Punkten ins Wochenende. Im Verlauf pendelte er zwischen 9007 und 9100 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 gewann ebenfalls 0,3 Prozent auf 979 Zähler. Der Technologie-Index Nasdaq beendete dagegen seine zwölftägige Gewinnserie und sank um 0,4 Prozent auf 1965 Punkte. Im Wochenverlauf legte der Dow Jones vier Prozent zu, der S&P 4,1 Prozent und die Nasdaq 4,2 Prozent.
Microsoft-Aktien stürzten 8,3 Prozent ab und zogen weitere Branchenwerte mit in die Tiefe. Der Umsatz des Börsenschwergewichts war im vierten Quartal um 17 Prozent eingebrochen. Erstmals in seiner Geschichte verkaufte Microsoft weniger von seinem Flaggschiff Windows. Damit dämpfte der Softwaregigant nach den überraschend guten Zahlen von Intel, IBM und Apple Hoffnungen auf eine rasche Erholung der Technologiebranche. Intel-Papiere verbilligten sich um 0,6 Prozent, die von IBM und Apple legten dagegen um 0,4 beziehungsweise 1,3 Prozent zu.
Verstärkt wurde der Abwärtstrend durch die durchwachsenen Quartalsergebnisse von Amazon. Beim weltgrößten Internet-Händler brach der Gewinn im zweiten Quartal um zehn Prozent ein und damit deutlich stärker als von Analysten vorhergesagt. Amazon-Aktien verloren 7,9 Prozent.
"Die Ergebnisse von Microsoft und Amazon stimmen mich ein wenig pessimistischer für den Rest der Berichtssaison", sagte CAZ Investments-Chairman Christopher Zook. "Nachdem Intel die Erwartungen übertroffen hatte, haben die Unternehmen eine Menge Druck gespürt, gute Resultate vorzulegen oder einen positiven Ton in ihren Telefonkonferenzen anzuschlagen. Microsoft tut dies nicht und wird abgeschossen."
Auf den Märkten lastete auch die schlechte Stimmung bei den US-Verbrauchern. Sie machen sich verstärkt Sorgen über die Wirtschaftsentwicklung, die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und ihres Vermögens, wie aus dem Verbraucherindex von Reuters und der Universität Michigan hervorging. Der Index für Juli fiel auf 66,0 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit April.
Unterstützung erhielt der Markt mit zunehmenden Handelsverlauf von Energiewerten wie Chevron, die vom Anstieg des Ölpreises um 1,4 Prozent profitierten. Die Chevron-Aktien kletterten um 0,8 Prozent.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,02 Mrd. Aktien den Besitzer. 1909 Werte legten zu, 1089 gaben nach und 122 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,24 Mrd. Aktien 1447 im Plus, 1159 im Minus und 142 unverändert.
An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um 01/32 auf 95-19/32. Sie rentierten mit 3,664 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 05/32 auf 95-06/32 und hatten eine Rendite von 4,546 Prozent.
Geithner drängt in DC auf Reformen
US-Finanzminister Timothy Geithner hat den Kongress aufgerufen, die geplante Regulierung der Finanzmärkte bis zum Jahresende zu verabschieden. Die Aufsicht über den Finanzsektor müsse entscheidend gestärkt werden, um eine Wiederholung der schweren Bankenkrise zu verhindern, sagte Geithner vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses. "Wir haben die Chance, unser Finanzsystem grundlegend zu verändern", meinte Geithner. "Es ist sehr wichtig, dass wir es dieses Jahr tun."
Zugleich widersprach Geithner der These, die Krise sei eine Folge der Deregulierung gewesen. Die bisherigen Vorschläge der Regierung zur Neuordnung sehen die Einrichtung eines "Regulierungs-Rates" vor sowie mehr Macht für die Zentralbank.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts