Erste Zweifel an der Nasdaq Dow knapp unter 14.300
06.03.2013, 22:59 Uhr
Ganz schön hoch: Der Höhenflug des Dow lebt auch von der Aussicht auf anhaltend billiges Geld.
(Foto: REUTERS)
An der New Yorker Wall Street blicken Händler auf eine neue Rekordmarke: Ermutigende Daten vom US-Arbeitsmarkt heben den Leitindex der New Yorker Börse den zweiten Tag in Folge auf ein neues Allzeithoch. Hinter der ersten Reihe bekommt die Zuversicht bereits Risse.
Der Aktienindex Dow Jones Industrial Average mit seinen 30 Schwergewichten aus der US-Unternehmenslandschaft hat sich zur Wochenmitte auf ein neues Rekordhoch vorgekämpft.
Der Dow-Jones-Index schloss 0,29 Prozent höher auf einem neuen Allzeithoch bei 14.296,24 Punkten. Im Handelsverlauf war er sogar bis auf 14.320,65 Punkte vorgerückt. Bereits am Vortag hatte der weltweit bekannteste Aktienindex die alte Bestmarke vom Oktober 2007 geknackt. Der S&P-500 legte am Mittwoch um 0,11 Prozent auf 1541,46 Punkte zu.
An der technologielastigen Nasdaq hingegen ging den kauffreudigen Anlegern die Puste aus: Der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,24 Prozent auf 2792,56 Punkte, für den breiter gefassten Composite-Index ging es um 0,05 Prozent auf 3222,37 Punkte nach unten. Die anhaltende Talfahrt der Apple-Aktien und leichte Kursverluste bei Microsoft hätten die Stimmung an der Nasdaq belastet, hieß es.
Im übrigen Handel herrschte weiter Zuversicht: Bereits vor Börsenstart veröffentlichte positive Konjunkturdaten hätten die Aktienkurse gestützt, sagten Händler. Die Beschäftigung im US-Privatsektor war im Februar stärker als erwartet gestiegen, wie die aktuellen Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP zeigten. Der offizielle Arbeitsmarktbericht zur Lage im Februar hat das US-Arbeitsministerium für Ende der Woche angekündigt. Die ADP-Daten gelten als erster Hinweis auf die mit Spannung erwarteten offiziellen Daten. Die Aufträge für die US-Industrie gingen im Januar zwar zurück, mit zwei Prozent aber weniger als befürchtet.
Der Höhenflug im Dow folgt auf die Veröffentlichung einer Reihe von positiven Wirtschaftszahlen in der vergangenen Woche, unter anderem vom US-Häusermarkt. Außerdem beflügelt die Aussicht auf eine anhaltend lockere Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve die Anleger. Sorgen wegen des weiterhin ungelösten US-Haushaltstreits blieben weiter im Hintergrund.
Auch zuletzt noch risikoscheue Anleger kämen nun angesichts der sich aufhellenden Aussichten zurück, sagte Analystin Kim Forrest von Fort Pitt Capital Group. JJ Kinahan von TD Ameritrade sprach von weiterem Potenzial für neue Börsenrekorde.
"Es gibt noch immer eine Menge Bargeld, das in den Aktienmarkt fließen kann. Man sieht, dass die Investoren Geld vom Bondmarkt abziehen, aber es ist noch nicht an der Börse angekommen."
Auf der Ebene der Einzelwerte sorgten die Aktien von Microsoft für Gesprächsstoff, die am Dow-Ende 0,92 Prozent auf 28,09 US-Dollar verloren. Eine angebliche Panne kostet den Softwareriesen Millionen: Wegen unfairer Geschäftspraktiken muss der Konzern 561 Mio. Euro Geldstrafe an die Europäische Union zahlen. Microsoft hat nach Ansicht der EU-Kommission versäumt, den Nutzern des Betriebssystems Windows 7 neben dem hauseigenen Internet Explorer verschiedene Browser von Konkurrenten für das Surfen im Internet anzubieten.
Die Aktien von Apple verbilligten sich um 1,3 Prozent auf 425,66 Dollar. Im vergangenen Herbst war der Kurs noch bis knapp unter die 700-Dollar-Marke gestiegen. Die Privatbank Berenberg hatte sich in die Reihe derjenigen Analysehäuser eingereiht, die sich jüngst skeptisch zu den Aussichten des iPhone-Herstellers geäußert hatten.
Die Titel von Verizon Communications sanken um 0,86 Prozent. Hier wirkte ein Medienbericht vom Dienstag noch negativ nach: Die Telefongesellschaft stellt Kreisen zufolge das Verhältnis zu ihrem Partner Vodafone auf den Prüfstand. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Personen meldete, spielen die Amerikaner unterschiedliche Szenarien durch. Diese reichen von der Komplettübernahme des Gemeinschaftsunternehmens Verizon Wireless bis hin zu einer Fusion mit den Briten. Die Vodafone-Papiere schnellten in London um fast 7 Prozent in die Höhe.
Schlusslicht im S&P 500 und im Nasdaq 100 waren die Papiere von Staples: Die Aktien des Büroartikel-Herstellers fielen zur Wochenmitte dagegen um mehr als 7 Prozent zurück. Der Branchenprimus enttäuschte die Anleger mit seinem Quartalsumsatz und seiner Gewinnprognose.
Zu den Favoriten im Dow zählten wie schon am Dienstag konjunktursensible Technologiewerte. So zogen Intel, Cisco Systems und Hewlett-Packard (HP) um bis zu 2,7 Prozent an. Den Spitzenplatz sicherten sich die Aktien der Bank of America. Sie verteuerten sich um 3,20 Prozent.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 0,68 Mrd. Aktien den Besitzer. 1640 Werte legten zu, 1319 gaben nach und 124 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,74 Mrd. Aktien 1355 im Plus, 1099 im Minus und 112 unverändert.
Der Kurs des Euro gab angesichts der guten US-Konjunkturdaten nach. Zuletzt wurden 1,2986 US-Dollar je Euro bezahlt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts