Marktberichte

Inside Wall Street Ein Index wird verkauft

Was würden wohl Dow und Jones sagen, wenn sie diese Meldung lesen müssten: Nachdem ihr traditionsreicher Verlag, in dem unter anderem das Wall Street Journal erscheint, im vergangenen Jahr in das Medienimperium des Rechtsaußen Rupert Murdoch verkauft wurde, soll jetzt die Indexgruppe ausgegliedert werden - Namen und Erbe der Wall-Street-Legenden stehen auf dem Spiel.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eines ist klar: Charles Dow und Edward Jones wären nicht erfreut, wenn sie von den jüngsten Plänen wüssten. Schon die Übernahme des gesamten Hauses durch Murdoch gefährdete zuletzt die Integrität des Hauses, das zu den ältesten im amerikanischen Finanzwesen gehört. Wenn jetzt die Indexgruppe, zu der mit dem Dow Jones Industrial der wohl bekannteste und wichtigste Börsenindex der Welt gehört, an einen neuen Eigentümer gehen soll, steht nicht weniger als die Zukunft dieser Leitmarke auf dem Spiel.

Nicht dass der Index in seiner mehr als 125-jährigen Geschichte nicht schon einige Veränderungen erfahren hätte. Immerhin startete er einmal mit elf Aktien, von denen neun zu Eisenbahnen und die beiden anderen zu Industrie-Unternehmen gehörten. Mittlerweise sind dreißig Papiere im Index - darunter ein einziges, das bereits bei der Einführung mit dabei war: General Electric.

Auch startete der Index zunächst als internes Instrument, mit dem sich die Herren Dow und Jones einen Marktüberblick verschafften. Erst 1896 wurde er erstmals öffentlich notiert, und zwar mit einem Stand von 40,94 Dollar. Wenige Monate später brach der Index auf 28,48 Dollar ein und markierte damit sein historisches Tief. Von dort an ging es aufwärts bis über die Marke von 14.000 Punkten - aktuell notieren die Blue Chips bei rund 9500 Zählern.

Was den Dow-Jones-Index in all den Jahren so beliebt gemacht hat: Die Indexhüter gaben sich stets Mühe, mit den gelisteten Aktien - zunächst elf, mittlerweile 30 - die gesamte amerikanische Börsenlandschaft recht gut wiederzugeben. Daher wurde immer wieder umgeschichtet. Während die Eisenbahnen an Bedeutung für die USA verloren, fielen auch deren Aktien aus dem Index, die Industriewerte nahmen zu. Dann rückten Finanzaktien nach, später Konsumwerte und in den Neunzigerjahren auch Hightech: Lange Jahre waren Intel und Microsoft die einzigen Dow-Aktien, die nicht an der altehrwürdigen New York Stock Exchange gehandelt wurde, sondern an der Technologiebörse Nasdaq.

Auch in den vergangenen Jahren gab es dramatische Umschichtungen - jede verbunden mit ein wenig Sentimentalität. Als die Indexhüter vor ein paar Jahren Eastman Kodak entfernten, folgten sie dem Trend weg von der Filmfotografie und hin zum digitalen Zeitalter. Mittlerweile ist von dem ganzen traditionellen Unternehmen nicht mehr viel übrig, zuletzt wurde der beliebte Diafilm Kodachrome aus den Regalen genommen. Das digitale Zeitalter sorgte auch für das Index-Aus von International Paper, denn dieses Marksegment schrumpfte immer mehr.

Dass aus Philip Morris zunächst Altria wurde und das einst gewaltige Konsum-Imperium nach mehreren Transaktionen aus dem Index verschwand war ebenso aufregend wir das aus von General Motors vor wenigen Monaten.

Grundsätzlich ist der Dow-Jones-Index also Veränderungen gewöhnt. Wie es mit dem Index weitergeht, soll nun an neuen Eigentümern liegen. Deren wichtigste Entscheidung wird zunächst die Namensfrage sein. Einmal ausgegliedert müsste der Dow Jones nicht mehr Dow Jones heißen. Doch ist der Name eine Marke, deren Wert kaum schätzbar ist. Allein deshalb könnte der Leitindex zumindest in dieser Hinsicht unangetastet bleiben - alles andere bleibt abzuwarten.

Quelle: ntv.de

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