Angespannte Lage in Ukraine Euro dreht wieder ab
24.02.2014, 16:40 Uhr
Rauf oder runter?
(Foto: dpa)
Der gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex schiebt die europäische Gemeinschaftswährung an - allerdings nur kurz. Im Rückwärtsgang bleibt der Yuan. Seit einiger Zeit wertet die Zentralbank die Landeswährung ab. Das könnte den Yen interessant machen.
Ermutigt von einem unerwartet guten Geschäftsklima in Deutschland fragen Anleger den Euro nach. Die Gemeinschaftswährung kletterte mit der Veröffentlichung. Allerdings kam sie dann wieder zurück und stoppte erst kurz vor 1,3720 Dollar. Am frühen Nachmittag kostet die europäische Gemeinschaftswährung 1,3724 Dollar.
Die Europäische Zentralbank (EZB) legte am Nachmittag den Referenzkurs auf 1,3735 Dollar fest. Der Greenback kostete damit 0,7281 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82465 britische Pfund, 140,69 japanische Yen und 1,2209 Schweizer Franken fest.
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ist trotz der Turbulenzen in vielen Schwellenländern so gut wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg im Februar überraschend den vierten Monat in Folge - und zwar um 0,7 auf 111,3 Punkte.
Mit dem unerwarteten Anstieg des Indexes bleibe der Ausblick für die deutsche Konjunktur freundlich, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Vor allem das Ende der Rezession in der Europäischen Währungsunion schlage sich positiv auf die deutsche Wirtschaft nieder. "Der Ifo-Index setzt die EZB nicht unter Druck, weitere Lockerungsmaßnahmen zu beschließen."
Spekulationen über weitere geldpolitische Lockerungen im Euroraum reißen nicht ab, das belastet die Gemeinschaftswährung. "Ob die EZB wie von uns erwartet die Zinsen im März noch einmal senkt, steht auch nach den heutigen Daten weiter auf des Messers Schneide", kommentierten die Volkswirte von der Commerzbank.
Yuan fällt weiter
Derweil fällt der Yuan weiter. Zwar verlangsamte sich der Abwertungsdruck der chinesischen Währung etwas. Doch fiel sie auf den tiefsten Stand seit Anfang November. Die chinesische Notenbank hat den Mittelkurs auf dem regulierten Devisenmarkt weiter angehoben auf zuletzt 6,1189 Yuan. Am Freitag hatte er auf 6,1176 gelautet, nachdem die Zentralbank ihn bereits in der Vorwoche täglich weiter nach oben geführt hatte, mithin die eigene Währung abwertete.
Der Dollar geht mit 6,0947 Yuan um, verglichen mit 6,0914 Yuan zum Wochenschluss an. Zwischenzeitlich war die US-Devise bis auf das Viermonatshoch von 6,0990 Yuan geklettert. Devisenhändler machen bei 6,10 Yuan einen starken Widerstand aus.
"Die Notenbank hat das Tempo, mit dem sie den Yuan-Wechselkurs drückt, nach dem heftigen Abverkauf gedrosselt. Vor allem auf dem Auslandsmarkt geriet der Yuan zuletzt gehörig unter Druck", sagt ein Devisenhändler in Schanghai. "Die jüngste Abwertung des Yuan dürfte von der Regierung initiiert gewesen sein und ein Signal für eine veränderte Wechselkurspolitik darstellen. Die Zeiten der steten Yuan-Aufwertung dürften sich dem Ende neigen", heißt es bei der UBS. Während der Yuan auf dem Binnendevisenmarkt in China kaum schwanken kann, wird er auf dem Auslandsmarkt in Hongkong relativ frei gehandelt.
Die zunehmende Unsicherheit über die Entwicklung in den Schwellenländern und der Anstieg des US-Dollar zum Yuan im Besonderen dürften indes dem Yen nach Ansicht von Morgan Stanley (MS) neuen Zulauf bescheren. Dass es der Dollar in der Vorwoche nicht geschafft habe, über 102,85 Yen zu steigen, sei ein negatives Signal. Eine weiteres negatives Zeichen wäre es, wenn der Dollar unter die 100-Tage-Durchschnittslinie bei 101,65 Yen fallen würde. Dann entstünde nach unten Luft bis 100,75 Yen und mittelfristig sogar bis 97,00. Aktuell kostet der Dollar 102,45 Yen.
Ukrainische Staatsanleihen heben den Kopf
Die Kurse ukrainischer Staatsanleihen legen wieder kräftig zu. Sie werden von der Hoffnung getragen, dass die Ukraine nach dem Sturz des Präsidenten Viktor Janukowitsch Finanzhilfe von der Europäischen Union und anderen Geldgebern erhalten wird. Die Landeswährung Hrywnja setzt ihre Abwertung dagegen fort.
Für die Landeswährung Hrywnja wäre Unterstützung durch den Internationalen Währungsfonds eher negativ, weil sie vermutlich nur unter der Bedingung eines flexibleren Wechselkurses gewährt würde. Der Kurs der ukrainischen Landeswährung dürfte sich dann in Richtung 9,50 bis 10,00 Hrywnja für einen US-Dollar bewegen und dort einpendeln, vermutet Iwan Tschakarow, Volkswirt bei der Citigroup in Moskau. Aktuell kostet der Dollar 9,27 Hrywnja.
Am Anleihemarkt sank die Rendite zehnjähriger ukrainischer Dollar-Anleihen um fast einen Prozentpunkt auf 9,17 Prozent. Die Anleger hätten mitbekommen, dass einige Investoren mit Griechenland-Anleihen Geld verdient hätten und spekulierten nun darauf, dass irgendjemand auch die Ukraine rette, sagt Marc Ostwald, Anleihestratege bei Monument Securities.
Die Übergangsregierung hat eine Geberkonferenz gefordert. Das Land benötigt nach Angaben des Finanzministeriums rund 35 Milliarden Dollar an ausländischer Hilfe. US-Finanzminister Jack Lew forderte die Regierung auf, wegen Finanzhilfen zügig auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) zuzugehen. Die Ukraine braucht dringend finanzielle Hilfen, das Land steht kurz vor dem Staatsbankrott. Russland drehte als Reaktion auf den Machtwechsel den Geldhahn zu und legte Milliardenhilfen auf Eis.
Spanien wird attraktiver
Für positive Stimmung sorgt die Anhebung der Kreditwürdigkeit Spaniens. Dies lässt die Anleger bei den Anleihen des Landes zugreifen. Die Kurse der zehnjährigen Papiere stiegen, entsprechend nach unten ging es für die Renditen. Mit 3,508 Prozent näherten sie sich zeitweise wieder ihrem in der vergangenen Woche erreichten Acht-Jahres-Tief von 3,499 Prozent. Die Madrider Börse notierte 0,6 Prozent fester, während die meisten anderen Indizes in Europa schwächer lagen.
Die Ratingagentur Moody's beurteilt die Bonität der spanischen Papiere nun mit "Baa2" und damit eine Stufe höher als zuletzt. "Das gibt Spanien Rückenwind", sagte Nick Stamenkovic, Bond-Stratege bei RIA Capital Markets. "Moody's hat nicht nur die wirtschaftlichen Fortschritte, sondern auch die strukturellen Reformen des Landes gewürdigt." Spanien hat eines der größten Haushaltsdefizite in der Euro-Zone, konnte es in den vergangenen Jahren mit drastischen Einsparungen jedoch fast halbieren.
Zehnjährige italienische Bonds, die bei Moody's ebenfalls mit "Baa2" bewertet werden, lagen nahezu unverändert bei 3,606 Prozent. Präsident Giorgio Napolitano hatte am Samstag den Sozialdemokraten Matteo Renzi als neuen Regierungschef vereidigt. Am Montag sollte die neue Regierung in einer Vertrauensabstimmung vom Parlament bestätigt werden.
Quelle: ntv.de