Marktberichte

Eurozone in der Rezession Euro fällt unter 1,29

Die Eurozone kommt auch im ersten Quartal nicht aus den Knien: Die Währungshüter pumpen unverdrossen weiter.

Die Eurozone kommt auch im ersten Quartal nicht aus den Knien: Die Währungshüter pumpen unverdrossen weiter.

(Foto: REUTERS)

Die Reaktion an den Devisenmärkten fällt deutlich aus: Nach Veröffentlichung der BIP-Daten aus Europa gibt der Kurs der Gemeinschaftswährung kräftig nach. Die deutsche Wirtschaft schrammt nur knapp an der Rezession vorbei. Insgesamt sieht es in Europa düster aus.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland haben den Euro schwer belastet. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich bis auf 1,2841 Dollar nach 1,2921 Dollar im Vortagesgeschäft. Ein Dollar war damit 0,7761 Euro wert.

Am Nachmittag sorgten neue Wirtschaftdaten aus USA für frische Impulse: Der Empire State Manufacturing Index für Mai fiel auf minus 1,43 zurück und sorgte damit für eine leichte Enttäuschung. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 3,50 nach zuvor 3,05 Zählern gerechnet. Auch Auftragseingänge und Job-Komponente gingen zurück.

"Wichtiger sind aber die US-Daten zu Industrieproduktion, weil die Fed mit ihren Zinsentscheidungen darauf achtet", meinte ein Händler. Der schwache Empire-Index zusammen mit dem etwas stärkeren Rückgang der Produzentenpreise dürfte aber Spekulationen stützen, dass die Fed ihre Geldschwemme nicht besonders schnell einstellen werde. Der Euro erholt sich daher leicht von seinem Kurssturz und steigt von seinem Tagestief bei 1,2841 Dollar auf zuletzt 1,2873 Dollar.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs zur Wochenmitte auf 1,2864 (Dienstag: 1,2977) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7774 (0,7706) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84640 (0,84815) britische Pfund, 132,04 (131,88) japanische Yen und 1,2499 (1,2416) Schweizer Franken fest.

Marktbeobachter hatten zuvor einen klaren Zusammenhang zwischen Euro-Kurs und schwachen Konjunkturdaten aus Europa hergestellt: Das Abrutschen Frankreichs in die Rezession und ein unerwartet schwaches Wirtschaftswachstum in Deutschland setzte die Gemeinschaftswährung unter Verkaufsdruck. In den beiden größten europäischen Volkswirtschaften lagen Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) jeweils unter den Erwartungen. In Frankreich schrumpfte die Wirtschaft im ersten Quartal stärker als erwartet und die deutsche Konjunktur nahm zu Beginn des Jahres nur überraschend langsam an Fahrt auf.

Deutschland ist demnach im ersten Quartal nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Nach dem Einbruch am Ende 2012 schaffte sie von Januar bis März nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Analysten hatten im Schnitt ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft der Eurozone, gefolgt von Frankreich, Italien und Spanien.

Italien schrumpft am stärksten

Insgesamt verharrt die gemeinsame Wirtschaftsleistung der Eurozone Anfang 2013 in der Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 17 Ländern der Währungsgemeinschaft schrumpfte zwischen Januar und März um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent gerechnet. In den großen Mitgliedsländern lief die Konjunktur durch die Bank schlechter als erwartet. Die Wirtschaft in Deutschland wuchs nur um 0,1 Prozent, während das Bruttoinlandsprodukt in Frankreich mit 0,2 Prozent stärker sank als angenommen.

Düster sieht es vor allem in Italien aus: Das Land steckt in der längsten Rezession seit Jahrzehnten. Die Wirtschaftskraft büßte zum Jahresauftakt 0,5 Prozent ein. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone schrumpft damit schon seit sieben Quartalen in Folge und damit so lange wie noch nie seit Beginn der Statistik 1970.

Besser als befürchtet ausgefallene ungarische Konjunkturdaten schieben unterdessen den Kurs des Forint kräftig an. Euro und Dollar verbilligen sich in der Spitze um jeweils etwa ein Prozent auf 291,40 beziehungsweise 225,94 Forint.

Das ungarische Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal binnen Jahresfrist um 0,9 Prozent. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem Minus von 1,2 Prozent erwartet. Im Vergleich zum vierten Quartal 2012 wuchs die Wirtschaft sogar um 0,7 Prozent. "Ich rechne mit einer Fortsetzung des Wachstums auf Quartalsbasis", sagte Analyst Gergely Suppan von der Takarekbank. Dank der niedrigen Inflation und steigender Reallöhne seien höhere Ausgaben der Konsumenten zu erwarten.

Wien meldet Stillstand

Die österreichische Wirtschaft stagnierte dagegen im ersten Quartal: Die Nachfrage der privaten Haushalte sowie die Investitionen der Unternehmen seien weiter schwach, teilte das Wiener Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) mit. Im Schlussquartal 2012 war die Wirtschaftsleistung noch um 0,1 Prozent gesunken. Anfang März gaben sich Österreichs Wirtschaftsforscher zuversichtlich, dass das Land die konjunkturelle Talsohle durchschritten hat. Allerdings dürfte die Wirtschaft der Alpenrepublik in den kommenden fünf Jahren nur langsam wachsen.

Die Exporte stiegen zu Jahresbeginn mit einem leichten Plus von 0,3 Prozent ähnlich verhalten wie zuletzt. Da auch die Importnachfrage nur etwas zulegte, habe der gesamte Außenhandel keine Wachstumsimpulse für die heimische Produktion geliefert. Der Tourismus habe hingegen vom frühen Ostertermin profitiert und daher die Wertschöpfung gesteigert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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