Leichte Yen-Erholung Euro fasst Tritt
26.11.2013, 13:54 Uhr
In einem intellektuellen Nervenzentren der USA: Jens Weidmann spricht im "Center for European Studies" der Harvard-Universität in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts.
(Foto: REUTERS)
An den Devisenmärkten gibt es leichten Rückenwind für den Euro. Bundesbankpräsident Weidmann äußert sich einmal mehr kritisch zur EZB-Politik. Außerdem bremst der Yen seinen freien Fall zu Dollar und Euro.
Der Kurs des Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert bei 1,3537 Dollar nach 1,3516 Dollar im späten US-Handel.
Für Gesprächsstoff sorgt ein kritischer Kommentar zu der aktuellen Krisenpolitik der Notenbanken in den USA, Japan und Europa. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat bei einer Rede an der Harvard University in den USA vor einer übermäßigen Ausweitung der Aufgaben von Zentralbanken gewarnt.
Weidmann gegen den Trend
Die Notenbanken sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, die Preisstabilität zu gewährleisten, sagte das EZB-Ratsmitglied aus Deutschland an der US-Universität Harvard. Vor allem bestehe das Risiko, dass Regierungen mit ihren Finanzen lockerer umgehen, wenn sie sich einer Rettung durch die Zentralbanken sicher seien.
Die Finanzpolitik könne die Notenbanken dominieren, wenn das Aufkaufen von Staatsanleihen oder niedrige Zinssätze nicht mehr durch Inflationsrisiken begründet seien. Im Kern bekräftigte Weidmann damit eine Linie, die der Bundesbank-Chef schon seit jeher zu verteidigen sucht: Die Unabhängigkeit der Zentralbank.
Zuvor hatten mehrere EZB-Führungsmitglieder signalisiert, dass sie über noch niedrigere Leitzinsen im Euroraum nachdenken. In den Reihen von Banken und Versicherern gilt eine weitere Absenkung des Zinsniveaus als Schritt in die falsche Richtung.
"Wir werden die Zinsen längere Zeit niedrig halten und falls nötig noch weiter senken", bekräftigte zuletzt der französische Notenbankchef Christian Noyer. Die EZB hatte Anfang des Monats den Leitzins überraschend auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gekappt. Unbestätigten Informationen zufolge soll gut ein Viertel der Ratsmitglieder gegen den von EZB-Präsident Mario Draghi und Chefökonom Peter Praet forcierten Beschluss gestimmt haben - darunter auch Weidmann.
Niederlande tankt billig Geld
Die niederländischen Finanzierungskosten fielen bei der Auktion 3-jähriger Staatsanleihen auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen. Hintergrund ist die Verpflichtung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinsen in ihrem Kampf gegen Deflationsrisiken niedrig zu halten. Dies läßt kurzfristige Renditen weiter nachgeben.
Bei der Auktion am Dienstag wurden Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis April 2016 im Volumen von 2,4 Milliarden Euro begeben. Die Durchschnittsrendite ging dabei auf 0,275 Prozent von 0,435 Prozent bei der letzten Aufstockung dieser Schuldtitel vor zwei Monaten zurück. Sie liegt damit auf dem niedrigsten Niveau seit November 2012.
Die Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte im November und das Versprechen, die Zinsen über einen längeren Zeitraum auf einem niedrigen Niveau zu halten, und ihre Offenheit für weitere unterstützende Maßnahmen halten die kurzfristige Renditen im Euroraum auf niedrigem Niveau.
Iran-Einigung zieht Dollar nach oben
Am Edelmetallmarkt scheint sich unterdessen die Lage zu stabilisieren. Der Preis für Gold kann sich offenbar von seinem Mehrmonatstief erholen. Im US-Handel hatte der Goldpreis das niedrigste Niveau seit Anfang Juli erreicht. Die Feinunze kostete mit 1249,21 Dollar 0,5 Prozent mehr als am vergangenen Freitag.
Beherrschendes Thema bleibt hier die überraschende Wende im jahrelangen Atomstreit mit Teheran. Laut Analysten stellt das Iran-Abkommen lediglich einen Kompromiss dar, eine endgültige Lösung lasse weiter auf sich warten. Der Dollar zähle dennoch zu den Gewinnern der politischen Entwicklung. Die Iran-Einigung mindere die Konjunktursorgen und stärke Spekulationen über ein baldiges Zurückfahren der ultralockeren US-Geldpolitik.
Yen erholt sich
Der Yen bremste derweil den freien Fall sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro. Zur Gemeinschaftswährung war der Yen auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. "Die anhaltend hohe globale Risikobereitschaft und die sich mehrenden Erwartungen hinsichtlich weiterer Lockerungsschritte der Bank of Japan machen dem Yen weiterhin zu schaffen", sagte Ulrich Mekelburg von UniCredit. Der Euro, der am Montag im Hoch 138 Yen kostete, wird am Mittag mit 137,37 Yen etwas niedriger gehandelt.
Händler gingen jedoch davon aus, dass der Yen seine Talfahrt schon bald wieder aufnehmen dürfte. Mekelburg vermutet, dass kurzfristig vor allem dem US-Dollar zum Yen etwas die Luft ausgehen könnte. Denn wegen des Feiertags "Thanksgiving" am Donnerstag - die US-Börsen sind dann geschlossen - könnten Händler den Dollar verkaufen. "Dadurch blieben auch weitere üppige Kursgewinne des Euro zum Yen auf der Strecke", prognostiziert der Devisen-Analyst. Der Euro handelt derweil zum Dollar etwas fester bei 1,3549.
Außerdem hatte die Bank of Japan erst in der vergangenen Woche angekündigt, ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs beizubehalten. Bei der US-Notenbank Fed setzen die Investoren dagegen auf einen baldigen Ausstieg aus den milliardenschweren Anleihenkäufen.
Die Fed will ihre Geldpolitik allerdings erst dann lockern, wenn sich die US-Wirtschaft nachhaltig erholt hat. Am Nachmittag stehen unter anderem Konjunkturdaten aus dem Immobiliensektor an. "Alles in allem sollte das Bild bestätigt werden, wonach im Trend von einer fortgesetzten Erholung des Immobiliensektors ausgegangen werden kann", prognostizierte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg in einem Kommentar.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts