Peso unter Grippe-Druck Euro gibt weiter nach
27.04.2009, 20:50 UhrAn den Devisenmärkten hat der Ausbruch der Schweinegrippe die Anleger zu Wochenbeginn verunsichert. "Die Schweinegrippe steht im Mittelpunkt", sagte Währungsstratege Masafumi Yamamoto von der Royal Bank of Scotland. Anleger sorgten sich um die Folgen für die ohnehin schwache Weltwirtschaft und setzten lieber auf als vergleichsweise sicher angesehene Währungen wie den US-Dollar.
Der Euro ist am Montag zeitweise unter die Marke von 1,31 US-Dollar gesunken. Bis zum späten Nachmittag erholte sich der Euro wieder etwas und kostete 1,3120 Dollar. Am Abend notierte der Euro bei 1,3022 Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,3125 (Freitag: 1,3232) Dollar festgesetzt. Der Dollar war damit 0,7619 (0,7557) Euro wert.
"Derzeit ist relativ viel Unsicherheit am Markt. Dies begünstigt den Dollar", sagte Devisenexperte Mario Mattera vom Bankhaus Metzler. Sorgen um eine weltweite Grippeepidemie nach dem Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko haben in den USA, Europa sowie in Asien bereits für deutliche Kursverlust an den Aktienmärkten gesorgt.
In Zeiten schwacher Börsen bleibe der sichere Hafen Dollar weiterhin gefragt. Über kurz oder lang könnte die EZB aus Sicht von Mattera dazu gezwungen sein, sich wie andere führende Notenbanken auch auf eine längere Phase niedriger Leitzinsen festzulegen. Dies halte den Euro unter Druck.
Zu anderen wichtigen Währungen hatte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,90075 (0,90600) britische Pfund, 126,82 (128,30) japanische Yen und 1,5078 (1,5102) Schweizer Franken festgesetzt. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 693,01 (683,72) Euro gefixt. Der Kilobarren Gold kostete 22 365 (22 125) Euro.
Die Schweinegrippe hat in Mexiko bereits mehr als hundert Menschen das Leben gekostet. Der mexikanische Peso verlor zeitweise mehr als drei Prozent gegen den Dollar. "Es gibt die Sorge, dass es zu einer Einschränkung von Reisen und Tourismus kommen könnte, was zu einer weiteren Anheizung der Wirtschaftskrise besonders in den am stärksten betroffenen Ländern führen könnte", sagte Sue Trinh von RBC Capital Markets in Sydney.
Die wachsende Risikoscheu und sinkende Aktienkurse schoben die Anleihemärkte an. Der Bund-Future legte bis zum Nachmittag 56 Ticks auf 123,02 Zähler zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 3,140 Prozent. Die Commerzbank verwies aber darauf, dass Trends, die durch "nichtökonomische" Ereignisse wie in diesem Fall die Schweinegrippe ausgelöst werden, nicht stabil sind. "Die Zunahme der Risikoaversion verhilft aber vermutlich dem Bund-Future zu einem freundlicheren technischen Bild und erlaubt es der Rendite zehnjährigen US-Treasuries, einen größeren Abstand zum oberen Rand ihrer Handelsspanne aufzubauen", hieß es in einem Marktkommentar.
Unterstützt wurden Händlern zufolge die Rentenmärkte zudem von Aussagen von EZB-Ratsmitglied Nout Wellink, wonach die Europäische Zentralbank auch darüber diskutieren sollte, den Leitzins unter ein Prozent zu senken. "Der Bund-Future hat nach Nachrichten zur Schweinegrippe und den Kommentaren von Wellink einen Satz nach oben gemacht", sagte ein Händler. "Ich denke aber der Sprung auf das Tageshoch bei 123,37 Punkten ist allein auf die fehlende Liquidität heute zurückzuführen", ergänzte er.
Im Verlauf der Woche wird Experten zufolge vor allem die mit einem Volumen von 101 Mrd. Dollar bislang beispiellose Emission von US-Treasuries im Fokus der Anleger stehen.
Quelle: ntv.de