Marktberichte

Irlands "Nein" fast sicher Euro im Sinkflug

Das "Nein" der Iren zum EU-Vertrag von Lissabon hat dem Euro vor dem Wochenende einen weiteren Dämpfer versetzt. Die Gemeinschaftswährung, die schon am Vormittag geschwächelt hatte, notierte am frühen Freitagnachmittag bei 1,5330 Dollar und damit über einen Cent unter dem Stand vom Vorabend. "Der Euro leidet natürlich unter den politischen Querelen", sagte Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank. "Allerdings erweisen sich politische Belastungen üblicherweise als kurzlebig. Der bestimmende Einfluss für den Kurs geht von der Zinspolitik aus."

Nachdem in den vergangenen Tagen zahlreiche US-Notenbanker der Inflation verbal den Kampf angesagt hatten, werde am Markt immer mehr mit einer Zinserhöhung der Federal Reserve gerechnet, sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Für dieses Jahr werden am Markt bereits mehrere Zinserhöhungen der Fed erwartet, deswegen könnte der Euro auf Sicht der kommenden zwei Wochen möglicherweise bis auf 1,50 Dollar sinken", so der Volkswirt. Das Thema Zinserhöhung wiegt auch seiner Einschätzung nach für den Devisenmarkt schwerer als ein "Nein" Irlands. "Dafür spricht auch, dass der Dollar nicht nur zum Euro, sondern auch gegenüber anderen Währungen Boden gut gemacht hat". Zugleich sorgte auch das laufende Treffen der Finanzminister der G8 für Unsicherheit.

Schwerer Schlag für EU

Den Referenzwert legte die Europäische Zentralbank (EZB) mit 1,5336 (Donnerstag: 1,5417) Dollar fest, und im Referenzkursverfahren der Banken(EuroFX) notierte der Euro bei 1,5327 Dollar. Damit geht für den Euro eine schwarze Woche zu Ende: Vergangenen Freitag hatte die Gemeinschaftswährung noch über 1,57 Dollar gekostet.

Dem irischen Justizminister Dermot Ahern zufolge haben die irischen Wähler den EU-Vertrag abgelehnt. "Es sieht so aus, dass dies ein Nein-Votum sein wird", sagte Ahern im irischen Fernsehen. Für die Europäische Union wäre das ein Rückschlag, denn mit dem Reformvertrag sollte die Arbeit der auf 27 Mitglieder angewachsene Gemeinschaft wesentlich erleichtert werden. Doch bei einer Ablehnung der Iren könnte der EU-Vertrag nicht wie geplant am 1. Januar 2009 in Kraft treten. Die EU müsste auf der Grundlage des Vertrages von Nizza weiterarbeiten, der mit seinen komplizierten Abstimmungsregeln als untauglich für eine Gemeinschaft von 27 Staaten gilt.

Am Rentenmarkt zeigten sich die Marktteilnehmer jedoch kaum von den Problemen der EU beeindruckt: "Das hat man im Blick, aber angesichts der Inflationssorgen spielt das im Moment die zweite Geige", sagte ein Händler. Der Bund-Future fiel bis zum Nachmittag um 24 Ticks auf 110,17 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe betrug 4,628 Prozent. Die Umlaufrendite börsennotierter öffentlicher Anleihen stieg auf 4,75 (Vortag: 4,69) Prozent. Der Rex-Rentenindex sank um 0,4 Prozent auf 113,53 Stellen.

Quelle: ntv.de

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