Balance zwischen Europa und USA Euro kaum verändert
05.07.2011, 14:45 UhrAn den Devisenmärkten richten sich die Strategen auf eine neue Trichet-Ansage ein: Wenn die Währungshüter das Zinsniveau im Euroraum in dieser Woche weiter anheben, verstärkt sich das Zinsgefälle zwischen Euro und US-Dollar.
Der Euro verharrt unter der Marke von 1,45 US-Dollar gefallen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,4478 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4461 (Montag: 1,4500) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6915 (0,6897) Euro.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89840 (0,90150) britische Pfund, 117,23 (117,11) japanische Yen und 1,2213 (1,2324) Schweizer Franken fest.
"Der Markt wartet auf US-Impulse", hieß es. Mit auffallend hohem Medieninteresse verfolge der US-Markt derzeit die Anhörung der Klage von Euro-Skeptikern in Karlsruhe. "Ich habe selten so häufig das Gesicht von Finanzminister Schäuble im US-Fernsehen gesehen", sagte ein Händler. Sollten dort Interpretationen aufkommen, der Euro-Rettungsschirm stehe in Frage, dürfte der Euro schnell unter Druck kommen. Vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wird aktuell die Verfassungsmäßigkeit der deutschen Zahlungen in den Rettungsschirm geprüft.
Händler verweisen daneben auch auf die scharfe Erholung des Euro seit Ende Juni. Eine Korrektur sei längst überfällig gewesen. Zudem läge im Bereich knapp über 1,45 Dollar eine wichtige technische Widerstandsmarke. Die Abwärtstrendlinie aus den Hochs seit Mai sei von vielen Marktteilnehmern als Barriere empfunden und zum Ausstieg aus dem Euro genutzt worden. Ein Rückgang bis rund 1,43 Dollar sei deshalb eine normale Konsolidierung.
Notenbanken im Blick
Im Fokus des Marktes stehen auch Zinsentscheidungen der Notenbanken. Die Aussicht, dass die EZB am Donnerstag ihren Leitzins anheben und den Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte auf dann 1,5 Prozent erhöhen dürfte, hatte die Gemeinschaftswährung bislang gestützt. Denn auf der anderen Seite des Atlantiks, im Dollar-Raum, ist vorläufig nicht mit einer Zinswende zu rechnen.
Die Schwedische Reichsbank hat am Vormittag ihren Leitzins zum siebten Mal in Folge um 25 Basispunkte auf nun 2 Prozent erhöht. In Australien war der Zins in der Nacht unverändert bei 4,75 Prozent belassen worden.
Doch dieser Zinsvorteil wird gelegentlich von anderen Faktoren überlagert. So werde am Markt derzeit befürchtet, dass der Kampf Chinas gegen die Inflation das Wirtschaftswachstum weltweit belasten könnte, sagten Händler. So sprach die chinesische Notenbank von einem großen Inflationsdruck, der vermindert werden müsse. Volkswirte erwarten deshalb bald eine weitere Verschärfung der Geldpolitik. In diesem Umfeld werde der US-Dollar als sicherer Hafen gesucht.
Die an der Griechenland-Hilfe traten in den Hintergrund. Ein Bericht über die Positionierung der EZB schien die Lage zu entschärfen. Demnach will die Zentralbank der Eurozone griechische Staatsanleihen nur dann ablehnen, wenn alle drei großen Ratingagenturen einen Zahlungsausfall feststellen.
Wie die "Financial Times" (FT) unter Berufung auf hochrangige Finanzkreise berichtet, will sich die EZB auf die höchste Bonitätsnote stützen, die griechische Papiere von Standard & Poor's, Fitch oder Moody's erhalten. Solange wenigstens eine der drei Agenturen keinen Ausfall ("Default") konstatiere, könnten griechische Anleihen bei den Repogeschäften der EZB als Sicherheit akzeptiert werden, hieß es.
Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte zu Wochenbeginn erklärt, dass sie die in den gegenwärtig diskutierten Plänen vorgesehene Beteiligung privater Gläubiger als teilweisen Zahlungsausfall ("selective default") ansehen könnte. Dieser Ausblick hatte den Kurs des Euro kurzzeitig belastet. Bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse hatte die EZB am Montagnachmittag einen Wechselkurs von 1,4500 US-Dollar für den Euro errechnet. Ein Euro entspricht außerdem 117,11 Yen, 0,90150 Pfund Sterling oder 1,2324 Schweizer Franken.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ/dpa/rts