Kluft in der Geldpolitik Euro kratzt an der 1,40-Marke
13.10.2010, 17:45 UhrDie Aussicht auf eine baldige neue Geldspritze der US-Notenbank Fed beflügelt den Euro. Die Gemeinschaftswährung knackt in der Spitze die psychologisch wichtige 1,40-Dollar-Marke. Am Vortag war sie zeitweise auf 1,3774 Dollar zurückgefallen.
Deutlich fester ist der Euro am Mittwochabend aus dem europäisch dominierten Handel gegangen. Eine weltweite US-Dollar-Schwäche als Antwort auf das Fed-Protokoll vom Vorabend treibt die Gemeinschaftswährung wieder bis dicht unter die 1,40-Dollar-Marke. Am Abend zeigt sich der Euro bei 1,3985 Dollar. Die Schwäche des US-Dollar treibt auch Gold auf ein neues Rekordhoch von rund 1.375 Dollar.
Auch der Schweizer Franken sprang im Tagesverlauf auf ein Allzeithoch zur US-Devise. Nur zum Yen konsolidiert der Greenback weiter knapp über Jahrestief. Nach Einschätzung der Commerzbank liege dies an der Angst vor weiteren Interventionen. Der japanische Finanzminister Yoshihiko Noda setze weiter auf verbale Abschreckung. Die Devisenstrategen der Commerzbank stufen die Angst des Marktes als übertrieben ein. Selbst wenn Japans Behörden noch einmal intervenieren sollten, versuchten sie lediglich, die Geschwindigkeit der Yen-Aufwertung zu reduzieren.
Fed-Gedlspritze treibt an
Als Grund für die Schwäche des US-Dollar wird im Handel das Protokoll der FOMC-Sitzung vom 21. September verwiesen. Die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank halten zusätzliche Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft für notwendig, sollte sich nicht noch eine unerwartete Wachstumsverstärkung zeigen.
Einige Teilnehmer schlugen vor, dass die Fed nicht nur weitere Staatsanleihen kaufen sollte, sondern auch signalisieren könnte, dass sie einen zeitweisen Anstieg der Inflation auf über 2,0 Prozent begrüßen würde. Das informelle Inflationsziel der Fed liegt zwischen 1,7 Prozent und 2,0 Prozent Jahreskernteuerung.
Es schlägt die Stunde des Euro
Für den Euro sehen Analysten vor allem aufgrund der sich ausweitenden Kluft in der Geldpolitik zwischen den USA und der Euro-Zone noch Spielraum nach oben. "Während die Fed Gas gibt, tritt die Europäische Zentralbank (EZB) auf die Bremse - das dürfte die Gemeinschaftswährung in der Gunst der Anleger weiter steigen lassen", sagte ein Händler.
Bundesbank-Chef Axel Weber, der auch dem EZB-Rat angehört, hatte am Vorabend davor gewarnt, zu lange mit dem Ausstieg aus der ultra-lockeren Euro-Geldpolitik zu warten. Besonders das Ankaufprogramm für Wertpapiere, das die EZB im Mai auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise aufgelegt hatte, kritisierte er. Die Staatsanleihenkäufe hätten sich nicht rentiert und sollten eingestellt werden, sagte er. Der europäische Rentenmarkt ging daraufhin auf Talfahrt. Der Bund-Future fiel um bis zu 80 Ticks auf 131,21 Zähler und notierte bis zum Mittag noch 50 Ticks im Minus. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 2,3 Prozent.
Zusätzliche Unterstützung erhielt der Euro auch von den Daten zur Industrieproduktion in der Euro-Zone, die im August zum Vormonat stärker gestiegen waren als erwartet. "Insgesamt zeugen die Produktionsdaten von einer fortwährenden Erholung in der Industrie", schrieb Postbank-Analyst Thilo Heidrich. Auch der Ausblick für die kommenden Monate sei freundlich. "Das ist der letzte Stupser gewesen, den der Euro brauchte, um die 1,40-Dollar-Marke zu knacken", sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de, DJ/rts