Marktberichte

Weniger US-Jobs Euro macht Sprung

Ein unerwarteter Arbeitsplatzabbau in der weltgrößten Volkswirtschaft USA hat am Freitag heftige Reaktionen am Renten- und Devisenmarkt ausgelöst. Der Euro stieg um fast einen Cent auf 1,3774 Dollar. Der Bund-Future baute seine Kursgewinne deutlich aus und lag in der Spitze 57 Ticks höher bei 114,32 Zählern. Die zehnjährige Bundesanleihe stieg bis zu 61 Ticks auf 100,87 Zähler und rentierte mit 4,136 Prozent.

In den USA sank die Zahl der Stellen außerhalb der Landwirtschaft im August überraschend zum ersten Mal seit vier Jahren. "Es scheint für mich fast unvermeidlich, dass wir einer Rezession entgegensteuern. Eine Zinssenkung scheint ausgemacht zu sein", folgerte Michael Metz, Anlageexperte bei Oppenheimer & Co. "Wir können jetzt nicht mal mehr einen Zinsschritt von 50 Basispunkten ausschließen", sagte auch HSBC-Analyst Lothar Hessler mit Blick auf den nächsten Fed-Zinsentscheid am 18. September. Etwas zurückhaltender äußerte sich Commerzbank-Analystin Antje Praefcke: "Die Arbeitslosenquote liegt immer noch bei 4,6 Prozent, von einer drohenden Rezession zu sprechen, halte ich für über das Ziel hinaus geschossen."

Die US-Notenbank (Fed) hält seit Juni 2006 den Zielsatz für Tagesgeld (Federal funds) konstant bei 5,25 Prozent. In Reaktion auf die vom Hypothekenmarkt ausgehenden Turbulenzen an den Kreditmärkten hatte die Notenbank Mitte August den Diskontsatz - also den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank direkt mit kurzfristigen Krediten versorgen können - bereits auf 5,75 von 6,25 Prozent gesenkt.

Europäische Daten im Schatten der USA

Ein unerwartet niedriges Wachstum im produzierenden Gewerbe in Deutschland nahmen Anleger hingegen ohne nennenswerte Reaktion zur Kenntnis. Die Industrie hat im Juli die Produktion um 0,1 Prozent erhöht, erwartet worden war aber ein Plus von 0,8 Prozent. "Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Richtung tendenziell nach oben zeigt", sagte Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank. "Wir gehen davon aus, dass wir im dritten Quartal ein etwas höheres Wachstum sehen werden."

Auch Aussagen von Vertretern der Europäischen Zentralbank wurden von Investoren gelassen aufgenommen. Einen Tag nach der abgeblasenen Zinserhöhung hat Bundesbankpräsident Axel Weber als erstes EZB-Ratsmitglied eine Rückkehr zum bisherigen Kurs gefordert. Andere Geldpolitiker schlugen moderatere Töne an und ließen einen weiteren Zinsschritt offen. Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag ihren Leitzins wegen der Börsenturbulenzen entgegen ihrer ursprünglichen Absicht bei vier Prozent belassen.

Die EZB legte am Mittag den Referenzwert des Euro mit 1,3696 (Vortag: 1,3669) Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken EuroFX wurde der Wert mit 1,3686 (1,3655) Dollar ermittelt. Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen fiel auf 4,22 (4,25) Prozent. Der Rex-Rentenindex lag 0,09 Prozent niedriger bei 115,3646 Punkten.

Quelle: ntv.de

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