Yuan markiert Rekord Euro nähert sich kurzzeitig Jahreshoch
10.12.2013, 17:00 Uhr
Griechenland spielt am Devisenmarkt derzeit keine Rolle. Der Höhenflug des Euro dürfte Analysten zufolge auch noch weitergehen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit abnehmenden Zinsspekulationen erholt sich der Euro-Kurs. Die Lage in Griechenland bleibt dabei außen vor. Konkrete Gründe für den Anstieg sind unklar. Anleger spekulieren über Jahresabschlüsse und ein bewusstes Treiben des Kurses.
Der Euro ist wieder gefragt. Die Gemeinschaftswährung kletterte um etwa einen viertel US-Cent auf 1,3795 Dollar und näherte sich damit dem im Oktober aufgestellten Jahreshoch von 1,3832 Dollar an. Allerdings kommt der Euro anschließend wieder zurück. Auch zum Yen ist der Euro auf Höhenflug: Mit 142,17 Yen erreichte er am Dienstag den höchsten Kurs seit Anfang Oktober 2008.
Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3750 Dollar festgesetzt. Der Greenback kostete damit 0,7273 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83645 britische Pfund, 141,35 japanische Yen und 1,2214 Schweizer Franken fest.
Fundamentale Daten fehlen
"Fundamentale Faktoren kann ich nicht ausmachen", sagte ein Händler. Zwar stehe weiter die Geldpolitik der US-Notebank Fed weiter im Fokus. Doch gebe es keine neuen Erkenntnisse, die die Dollar-Schwäche erklären könnte. Die Mehrheit der Anleger rechnet damit, dass die Fed ab März ihre Anleihekäufe reduzieren wird. Dies sollte längerfristig den Dollar stärken. Allerdings kritisierten Händler, dass es zuletzt uneinheitliche Signale aus Washington gegeben habe. Auf der anderen Seite werde offenbar eine weitere Lockerung der Geldpolitik der EZB ausgepreist.
"Vielleicht wollen Marktteilnehmer die EZB zum Handeln zwingen und den Euro auf 1,40 Dollar treiben", spekulierte ein Händler, ohne aber Einzelheiten zu nennen. Allerdings haben die Notenbanker stets betont, dass sie kein Wechselkursziel haben. Ein fester Euro erschwert aber die wirtschaftliche Entwicklung in der Euro-Zone, da er den Exportunternehmen auf dem Weltmarkt den Wettbewerb erschwert.
Ein weiterer Händler vermutet Käufe im Zusammenhang mit dem anstehenden Jahresultimo. Der Euro hat zuletzt häufig gegen Ende eines Jahres zugelegt. Laut Börsianern liegt dies zum Teil auch an Rückführungskäufen von Banken vor dem Jahresabschluss.
Der Dollar gab unterdessen auch zum Schweizer Franken nach. Mit 0,8877 Franken je Dollar notierte er so niedrig wie seit Anfang November 2011 nicht mehr. Der Franken profitiere von Hinweisen auf ein Anziehen der Konjunktur in der Schweiz, erklärten Händler das Kursplus.
Spanische und italienische Renditen fallen
Am Rentenmarkt fielen die Renditen der spanischen und italienischen Anleihen auf ihren niedrigsten Stand seit Mitte 2011. Händler machten dafür Rückkäufe der italienischen Regierung von Bonds über vier Milliarden Euro verantwortlich. Im zehnjährigen Bereich näherten sich die Renditen sowohl der spanischen als auch der italienischen Staatsanleihen der Vier-Prozent-Marke.
Die Kurse der US-Treasuries zogen ebenfalls kräftig an, so dass die Renditen nachgaben. Die Bundesanleihen folgten dem Trend. Der Bund-Future notierte am späten Nachmittag mit 140,25 Punkten 16 Ticks höher.
Die Nachricht, dass Griechenland bis auf weiteres keine zusätzlichen Finanzmittel erhält, interessiert im Handel offenbar niemanden mehr. "So ist das halt, wenn die EZB verspricht, gegebenenfalls die Rolle des Retters zu übernehmen", sagte Analyst Ulrich Leuchtmann.
Rekordhoch beim Yuan drückt Dollar
Der chinesische Yuan ist derweil den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordhoch gestiegen. Ein Dollar verbilligte sich auf 6,0703 Yuan. Offenbar hat die People's Bank of China (PBoC) angesichts der anhaltend hohen Kapitalzuflüsse eine neue Aufwertungsrunde eingeläutet, indem sie den Referenz-Wechselkurs zum Dollar auf 6,1114 Yuan anhob. Der Yuan hat seit Jahresbeginn 2,7 Prozent zugelegt. Das ist fast drei Mal so viel wie 2012. Analysten hatten für 2013 lediglich mit einer Aufwertung von zwei Prozent gerechnet.
Ukraine macht Anleger weiter nervös
Derweil wächst bei den Anlegern angesichts der anhaltenden Proteste gegen die ukrainische Regierung des Präsidenten Viktor Janukowitsch die Nervosität. Am Markt für Credit Default Swaps (CDS) verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets ukrainischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 38.000 auf 1,155 Millionen Dollar, wie der Datenanbieter Markit mitteilte. Das sei der höchste Stand seit vier Jahren.
Investoren warfen auch ukrainische Anleihen aus ihren Depots. Die auf Dollar lautenden Papiere des staatlichen Versorgers Naftogaz mit einer Laufzeit bis September 2014 fielen um 1,5 Prozent auf 89,79 Punkte. Im Gegenzug stieg die Rendite auf 24,249 Prozent von 22,036 Prozent am Vortag.
Am Devisenmarkt setzte die ukrainische Währung ihre Talfahrt fort. Ein Dollar stieg um 1,2 Prozent und war mit 8,245 Hrywnja so teuer wie zuletzt im November 2009.
In Schweden hat die schwedische Krone nach einem überraschenden Rückgang der Industrieproduktion im Oktober zum Euro auf den tiefsten Stand seit 18 Monaten gefallen. Es wurde ein Rückgang um 1,7 Prozent vermeldet, während Ökonomen eine Zunahme um 0,8 Prozent erwartet hatten. Die Daten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen senkt, sagt ein Händler. In der Spitze kletterte der Euro bis auf 9,02 Kronen. Aktuell liegt die Gemeinschaftswährung bei 8,9933 Kronen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ