Marktberichte

Marke von 1,50 Dollar im Visier Euro nimmt Anlauf

Angesichts der vorläufigen Fortsetzung der ultralockeren US-Geldpolitik legt der Euro weiter zu. Devisenexperten zufolge wird er nun wohl rasch die Schwelle von 1,50 US-Dollar überschreiten.

(Foto: REUTERS)

Nach dem mit Spannung erwarteten historischen TV-Auftritt von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke am Vorabend zeigt der Dollar am Donnerstagmittag erneut Schwäche. Bernanke und die übrigen Notenbanker der Federal Reserve haben sich nach Einschätzung von Beobachtern beim Spagat zwischen Inflationsrisiken einerseits und einer Belebung der Konjunktur andererseits klar für Letzteres entschieden und wollen die Zinsen niedrig halten.

Der Euro ist daraufhin zum Dollar in der Spitze bis auf 1,4882 US-Dollar gestiegen und handelt seitdem knapp darunter. Am Mittag wechselt der Euro mit 1,4837 US-Dollar die Besitzer. Viele Akteure am Devisenmarkt rechnen nun mit einem raschen Sprung der Gemeinschaftswährung über die psychologisch wichtige Hürde bei 1,50 US-Dollar. Auf diesem Niveau handelte der Euro letztmals am 4. Dezember 2009.

Klare Ansage, klare Reaktion

US-Notenbankpräsident Bernanke sagte am Vorabend, die Zinsen könnten noch über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben. Damit seien einige Sitzungen des Offenmarktausschusses gemeint, präzisierte er. Den Zinssatz beließ die Fed wie erwartet bei 0 bis 0,25 Prozent.

"Aktuell dominiert bei der Fed die Sorge um den Arbeitsmarkt", meint Torsten Gellert von Forex Capital Markets. Der Euro habe über Nacht zum Greenback so stark aufgewertet, weil "die Fed ihre Prioritäten recht eindeutig klar gemacht hat". Unter Druck geriet die US-Währung auch gegen Pfund Sterling, Yen, Schweizer Franken und zu Rohstoffwährungen wie den australischen und kanadischen Dollar.

"Der Dollar-Verfall geht zunächst weiter", konstatiert Armin Mekelburg vom UniCredit. Bernanke habe die Karten auf den Tisch gelegt, diese sprächen nur eine Sprache: "Die Fed wird noch über längere Zeit ihre lockere Geldpolitik beibehalten und denkt gegenwärtig nicht einmal ansatzweise über einen Strategiewechsel nach", schlussfolgert der Währungsstratege.

Wachstumswirkungen unklar

Ob niedrige Zinsen die US-Wirtschaft wirklich ankurbeln, darauf könnte am Nachmittag die erste Schätzung des Bruttoinlandprodukts im ersten Quartal eine Indikation liefern. Ralf Umlauf von der Helaba ist skeptisch: "Vor allem der reale private Konsum könnte sich nur mäßig entwickelt haben". Neben höheren Preisen hätten möglicherweise auch die Schneestürme im Januar und Februar die wirtschaftliche Aktivität gedämpft.

Auch die technische Lage spricht laut Helaba-Analyst Umlauf für weitere Kursgewinne des Euro gegen Dollar. Ein Anstieg bis auf das Hoch vom 25. November von 1,5144 US-Dollar sei nach dem Ausbruch über 1,48 US-Dollar durchaus möglich. Unterstützt sei der Euro bei 1,4770 US-Dollar.

Quelle: ntv.de, DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen