Pekings Zickzack-Kurs Euro rutscht ab
22.06.2010, 13:42 UhrNach einem Tag größerer Festigkeit befindet sich die europäische Gemeinschaftswährung wieder auf dem Rückzug. Grund sind widersprüchliche Signale zum Yuan aus China.
Am Devisenmarkt ist die Euphorie über einen Kurswechsel in der chinesischen Währungspolitik rasch wieder verflogen. Nachdem staatseigene chinesische Banken die Landeswährung verkauften und damit den Dollar stützten, geriet auch der Euro wieder unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rutschte bis zum frühen Nachmittag auf 1,2255 Dollar, nachdem sie am Vortag noch meist über 1,23 Dollar notiert hatte und zeitweise sogar ein Vier-Wochen-Hoch von 1,2467 Dollar erreicht hatte.
"Mit Blick auf den Yuan besannen sich die Marktteilnehmer nunmehr auf den Boden der Tatsachen", erklärten die Analysten der Metzler Bank in Frankfurt. "Entgegen einer kompletten Flexibilisierung wird China, wenn überhaupt, lediglich seine zuletzt ausgesetzte Politik der langsamen Aufwertung der Währung wieder aufnehmen."
Am Wochenende hatte China die Bindung des Yuan an den Dollar gelockert. Analysten sprachen von einem Signal im Vorfeld des am Freitag beginnenden Gipfeltreffens der 20 führenden und wirtschaftlich bedeutendsten Staaten der Welt (G-20). Am Dienstag wurde die Aufwertung beim offiziellen Fixing zunächst bestätigt. Im späteren Geschäft machten die Banken den Effekt aber wieder wett und stützten den Dollar, so dass der Yuan wieder fiel.
Belastet wurde der Euro auch von einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit von BNP Paribas durch die Ratingagentur Fitch. Zudem erhöhte Standard & Poor's seine Schätzungen für die Kreditausfälle im spanischen Bankensektor von 2009 bis 2011. Dagegen vermochte der Ifo-Index die Anleger nicht in den Euro zu locken, obwohl er für Deutschland - der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone - eine unerwartete Aufhellung der Stimmung in der Industrie signalisierte.
Deutsche Anleihen wieder gesucht
Auch zum Franken geriet der Euro wieder unter Druck. In der Spitze rutsche die Schweizer Währung auf 1,3618 Franken und notierte damit so niedrig wie noch nie seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vor elf Jahren. Die Schweizer Nationalbank hatte noch in der vergangenen Woche erklärt, sich einer weiteren Aufwertung des Franken zum Euro nicht mehr in den Weg stellen zu wollen.
Am Rentenmarkt profitierten vor allem die deutschen Staatsanleihen wieder von dem höheren Sicherheitsbedarf der Anleger. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rutschte auf 2,705 (Vortag 2,743) Prozent. Doch auch die Renditen der Anleihen Spaniens, Portugals
und Frankreichs gaben nach. Dagegen stiegen die Zinsen für die griechischen, die
italienischen und belgischen Papiere. Entsprechend weiteten sich die Renditeabstände dieser Anleihen zur richtungsweisenden Bundesanleihe wieder aus. Der Bund-Future stieg um bis zu 68 Ticks auf 128,08 Punkte.
Quelle: ntv.de, rts