Marktberichte

Yen-Spekulationen belasten Euro rutscht

Die Auflösung hochriskanter Yen-Spekulationsgeschäften hat den Euro belastet. Darüber hinaus bleibt Händlern zufolge die Nachfrage nach Dollar angesichts der Hypothekenkrise in den USA hoch. "Alle brauchen im Moment Dollar, um ihre Kreditlinien in den USA zu bedienen", erklärte ein Geldhändler. So drückten Pressemeldungen, wonach die spanische Bank Santander in den USA Außenstände von 2,2 Mrd. Euro habe, den Euro.

Die Gemeinschaftswährung rutschte bis auf 1,3564 Dollar von rund 1,3600 Dollar ab. Auch zum Yen fiel der Euro bis auf 159,90 Yen von 160,72 Yen am Vorabend. Moderate Inflationsdaten aus Großbritannien stärkten den Dollar auch zum Pfund Sterling, das erstmals seit Juni wieder unter zwei Dollar rutschte.

"Die Risiko-Aversion führt zu einer weiteren Auflösung der Carry Trades, was den Dollar generell stützt", erklärte Commerzbank-Strategin Antje Praefcke. Bei den Carry Trades verschulden sich Anleger im niedrig verzinsten Yen, um die Gelder in höher verzinsten Währungen - wie dem Euro - anzulegen. Diese Geschäfte gelten als sehr riskant und werden seit Beginn der Krise immer wieder in Frage gestellt, was zulasten der höher verzinsten Währungen geht.

Einige Analysten vermuten auch, dass schwächere Wachstumsdaten aus Deutschland sowie die Geldmarktoperationen der Notenbanken die Spekulationen auf Zinserhöhungen in der Euro-Zone im weiteren Jahresverlauf dämpfen. Die deutsche Wirtschaft war im zweiten Quartal mit 0,3 Prozent anstatt wie von Analysten erwartet mit 0,4 Prozent gewachsen. Zudem fürchten einige, dass die Liquiditätsengpässe am Geldmarkt, wo sich Banken untereinander und bei der EZB Geld leihen, auf die Gesamtwirtschaft übergreifen könnte.

Analysten gehen weiterhin in der Mehrheit davon aus, dass die EZB wie geplant im September die Zinsen für die Euro-Zone um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent anheben wird. "Alles andere könnte eher für Panik sorgen", warnte ein Händler. Allerdings häuften sich die Stimmen derer, die die ursprünglich noch für Dezember erwartete weitere Zinserhöhung in Frage stellen. "Ich könnte mir vorstellen, dass die EZB diese Zinserhöhung erst einmal auf Eis legt", erklärte ein Volkswirt.

In Großbritannien dämpfte der überraschend starke Rückgang der Jahres-Inflationsrate auf 1,9 Prozent von 2,4 Prozent die Zinserwartungen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang der Rate auf 2,3 Prozent gerechnet. Das Pfund Sterling erholte sich im Verlauf wieder leicht auf über zwei Dollar je Pfund, womit die britische Währung aber noch deutlich unter dem Vortagesschluss von 2,0114 Dollar notierte.

Die wieder wachsende Risikoscheu trieb die Anleger wieder in den Bund-Future, der am späten Vormittag mit 112,71 Punkten 16 Ticks im Plus notierte.

Quelle: ntv.de

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