Kurzer Höhenflug Euro rutscht unter 1,46
21.04.2011, 17:43 UhrDer Euro steht bei Anlegern am Devisenmarkt weiter hoch im Kurs: Trotz anhaltender Spekulationen um eine Umschuldung Griechenlands steigt die Gemeinschaftswährung kurzzeitig über die Marke von 1,46 Dollar. Über die Ursachen sind sich die Analysten weitgehend einig. Es liegt nicht am Euro.

Das Fazit der Karwoche: "Die Anleger nehmen nach der europäischen Schuldenkrise nun auch die Schuldenprobleme in den USA stärker war."
(Foto: REUTERS)
Der Euro ist am Donnerstag zeitweise über die Marke von 1,46 Dollar geklettert. Im frühen Handel hatte er die Marke erstmals seit Dezember 2009 übersprungen und in der Spitze bei 1,4650 notiert. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,4581 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagmittag auf 1,4584 (Mittwoch: 1,4515) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,6857 (0,6889) Euro.
"Wir können beim Euro bereits seit einigen Wochen eine positive Tendenz erkennen", sagte Devisenexperte Rainer Sartoris vom Düsseldorfer Bankhaus HSBC. Die europäische Schuldenkrise habe den Euro in letzter Zeit allenfalls kurzzeitig belastet. Sartoris erklärt den Auftrieb beim Euro vorrangig mit dem generell schwachen US-Dollar. Der Dollar habe zuletzt nicht nur zum Euro, sondern auch zu anderen wichtigen Währungen verloren, so Sartoris.
Der HSBC-Fachmann verwies auf den Dollar-Index, der den Wert der US-Währung mit sechs anderen wichtigen Währungen - darunter der japanische Yen, das britische Pfund und der Schweizer Franken - vergleicht. Dieser Index sei inzwischen unter seinen Tiefstand vom November 2009 gesunken.
Der Dollar-Index, der die Kursentwicklung zu einem Währungskorb misst, fiel zweitweise um 0,9 Prozent auf 73,74 Zähler und damit auf den niedrigsten Stand seit August 2008. Gegenüber der Schweizer Valuta notierte der Dollar auf einem Rekordtief von bis zu 0,8810 Franken. Das Pfund Sterling stieg in der Spitze auf 1,6569 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2009. "Die Anleger nehmen nach der europäischen Schuldenkrise nun auch die Schuldenprobleme in den USA stärker war", sagte Richard Falkenhall, Währungsstratege der SEB.
Ausschlaggebend für die Bewegung ist nach Meinung der Beobachter die amerikanische Geld- und Fiskalpolitik: So fährt die US-Notenbank immer noch einen extrem expansiven Kurs. Die EZB dagegen hatte unlängst ihren Leitzins um 0,25 Prozent erhöht. Dies wecke Fantasie für weitere Zinsanhebungsschritte, was den Euro stütze, kommentierte Sartoris. Helfen würden dem Euro auch die jüngst soliden Konjunkturdaten.
Der wieder zunehmenden Risikoappetit der Anleger am Aktienmarkt verschafft dem Euro zusammen mit den Erwartungen weiter steigender Zinsen in der Eurozone zusätzlichen Rückenwind. Nach Einschätzung vieler Analysten handelt es sich bei dem aktuellen Aufwärtstrend allerdings weniger um eine Euro-Stärke als um eine Dollar-Schwäche. "Die Unfähigkeit des US-Kongresses, sich auf eine Anhebung der Schuldengrenze zu einigen, nährt Zweifel an der Fähigkeit der US-Politik, eine nachhaltige Fiskalpolitik zu produzieren", schrieben die Experten der Commerzbank in einem Kommentar. Die Ratingagentur S&P hatte am Montag vor einer schlechteren Beurteilung der Kreditwürdigkeit der USA gewarnt, sollten sich Regierung und Opposition nicht auf einen Sparkurs verständigen können.
Dass die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit einiger europäischer Länder aber noch lange nicht ausgeräumt sind, macht die Entwicklung am Rentenmarkt deutlich. Trotz des jüngsten Kursfeuerwerks an den Aktienmärkten komme der Bund-Future bislang relativ ungeschoren davon, urteilten die Analysten der Metzler Bank. Die Bundesanleihen machten ihrem Ruf als "sicherer Hafen" derzeit alle Ehren. Am Donnerstag notierte der Bund-Future, der die Entwicklung der zehnjährigen Bundesanleihe abbildet, mit 122,28 Punkten knapp im Plus. Solange die Unsicherheit über die Umschuldung Griechenlands andauere, sollten Bunds trotz Höchstständen bei den Aktien relativ gut gefragt bleiben, schrieb Commerzbank-Analyst Christoph Rieger in einem Kommentar.
Die zuletzt wieder aufgeflammte Debatte um eine Umschuldung Griechenlands hat verstärkt Ängste vor einer Ausweitung der Schuldenkrise geweckt und Spanien erneut stärker in den Blick der Finanzmärkte gerückt. Hatte sich die Lage Anfang des Jahres noch beruhigt, so verlangten Investoren wieder spürbar höhere Zinsen von der Regierung in Madrid. Für eine zehnjährige Anleihe musste Spanien am Mittwoch knapp 5,5 Prozent bezahlen.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88130 (0,88670) britische Pfund, 119,52 (120,13) japanische Yen und 1,2851 (1,2944) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold wurde in London am Nachmittag mit 1.504,00 (1.501,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 32.550,00 (32.860,00) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa/rts