Hoffen auf "Hebel" für Banken Euro spürt Rückenwind
27.09.2011, 17:15 UhrDer Euro arbeitet sich wegen der anhaltenden Hoffnung auf eine Lösung in der europäischen Schuldenkrise über die Marke von 1,36 US-Dollar. Politische Dementi und skeptische Stimmen am Markt stören den Kletterkurs nicht.
Der Kurs des Euro ist am Dienstag angesichts der Hoffnung auf einen Durchbruch bei der Euro-Schuldenkrise deutlich gestiegen. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am späten Nachmittag mit 1,3627 US-Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte der Euro noch unter der Marke von 1,35 Dollar gelegen.
"An den Märkten gibt es die Hoffnung auf eine Lösung der Euro-Schuldenkrise", sagte Ralf Umlauf, Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen. "Eine Reihe von Aussagen von EU-Politikern hat diese Erwartung genährt." Umlauf gibt sich jedoch skeptisch. Schließlich sei immer noch nicht klar, wie eine solche Lösung im Detail aussehen könnte. Zudem könnte es in den kommenden Wochen immer wieder auch zu Rückschlägen kommen. So ist die Zustimmung des EU-Landes Slowakei zum Rettungsfonds EFSF immer noch fraglich.
Bonität außen vor
Treiber für die Rally ist die Möglichkeit einer Aufstockung des EFSF-Rettungsschirms mittels eines Kapitalhebels. Bislang hatten die Europäer, vor allem Deutschland, diesem Vorschlag reserviert gegenüber gestanden. "Die Berichte über eine Hebelung des EFSF auf bis zum Achtfachen hat gestern Abend schon die US-Börsen getrieben", so ein Händler. Jedem sei klar, dass der Fonds selbst nach seiner Aufstockung auf 440 Mrd- Euro zu klein sei, um alle Krisenländer Süd-Europas zu stützen. Dass damit allerdings Deutschlands Top-Bonitätsnote kippen könnte, wenn die Bundesrepublik und andere den Euro-Rettungsschirm stärken sollten, wird vom Markt weiter ignoriert. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte dies als Möglichkeit genannt.
"Der Markt pickt sich im Moment wirklich nur die Aussagen raus, die er hören will", so ein weiterer Händler. Die übliche Kakophonie aus der EU mit ihrem Aussagenmix aus vielen Ländern und diversen Behörden habe dazu geführt, dass der Markt den Worten einzelner EU-Politiker nicht mehr zu viel Gewicht beimesse.
Auch die Risikoaufschläge für Anleihen von Problemländern wie Italien und Spanien gingen zurück. Etwas gedämpft wurde die gute Stimmung durch ein schwächer als erwartet ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen. Das Konsumklima hatte sich im September weniger als erwartet von seinem jüngsten Einbruch erholt.
Boden gezogen
Technische Analysten sehen die Perspektive für den Euro weiter positiv. Um 1,35 US-Dollar finde eine ausgedehnte Bodenbildung statt. Eine Erholung sei bis 1,39 US-Dollar möglich. Kursabsicherungen nach unten sollten erst unterhalb des Bodens bei 1,34 US-Dollar vorgenommen werden.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86980 (0,86960) britische Pfund, 103,83 (103,05) japanische Yen und 1,2232 (1,2206) Schweizer Franken fest.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts