Anleger fliehen aus Risiko Euro und Pfund schwach
24.10.2008, 15:06 UhrDer Rückzug der Anleger aus risikoreichen Anlagen nimmt immer dramatischere Formen an. Am Freitag geriet vor allem das Pfund Sterling unter die Räder, was Händler mit ersten konkreten Hinweisen auf eine Rezession in Großbritannien begründeten. Der Euro fiel erstmals seit Oktober 2006 zeitweise unter 1,25 Dollar. Das Pfund Sterling sackte um zehn US-Cent auf 1,53 Dollar ab. "Die Welle der Repatriierung geht weiter", fasste Helaba-Analyst Ralf Umlauf zusammen. Die auf Kredit finanzierten Zinsdifferenzgeschäfte - sogenannte Carry-Trades - würden weiter aufgelöst. Davon profitierte der Yen, was auch den Dollar zur japanischen Währung auf ein 13-Jahres-Tief drückte.
Das britische Pfund geriet auch angesichts schwacher Wachstumsdaten unter Druck. So schrumpfte die britische Wirtschaft im dritten Quartal erstmals seit 1992 und ist damit auf dem Weg in die Rezession. Mit 1,5270 Dollar erreichte das Pfund zeitweise den niedrigsten Stand seit Ende 2002. Im März hatte das Pfund noch bei 2,0397 Dollar notiert. Am Nachmittag beruhigte sich der Handel. Das Pfund notierte bei 1,56 Dollar und der Euro pendelte um 1,2670 Dollar. Die EZB legte den Referenzwert für den Euro mit 1,2596 (Vortag 1,2810) Dollar fest. Im Juli hatte die Gemeinschaftswährung noch ein Allzeithoch von 1,60 Dollar erreicht.
Konjunkturdaten "grottenschlecht"
"Hier herrscht eine extreme Risikoscheu", erklärte ein Händler die starken Kursbewegungen. "Es bleibt festzuhalten, dass das an den Devisenmärkten ungeordnete Züge annimmt", erklärte ein anderer. Die Einbrüche an den Aktienbörsen in Asien und Europa verschärften die Kapitalflucht noch. Die schwachen Konjunkturdaten nicht nur aus Großbritannien, sondern auch aus der Euro-Zone seien auch nicht gerade hilfreich. "Die Daten sind nicht nur schlecht, sondern grottenschlecht", erklärte Postbank-Analyst Brian Mandt zu den Erhebungen des Forschungsinstitutes Markit unter Einkaufsmanagern der Industrie. Demnach steht der Euro-Raum erstmals in seiner Geschichte vor einer schweren Rezession. "Die EZB wird ihren Leitzins senken und damit versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen", sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt bei HSBC Trinkaus, voraus.
Die US-Währung, die ansonsten gegenüber fast allen Währungen massiv zulegen konnte, stürzte zeitweise auf fast 91 (Vortagesschluss 97,98) Yen ab und notierte damit so niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr. Zum Wochenbeginn hatte der Dollar noch bei 102 Yen notiert. Auch der Euro setzte seine Talfahrt zum Yen fort und fiel zeitweise um rund zehn Prozent unter 114 Yen. Zum Wochenbeginn hatte der Euro noch 138 Yen gekostet. Im Referenzkursverfahren der Banken (EuroFX) fiel der Euro auf 116,14 von 124,72 Yen. Trotz einer Zinserhöhung stieg er allerdings zur dänischen Krone leicht auf 7,4584 Kronen von 7,4565 Kronen. Zum Pfund kletterte der Euro auf ein Rekordhoch. Beim EuroFX wurde er mit 0,8096 (Vortag 0,7896) gefixt.
Quelle: ntv.de