Carry Trades aufgelöst Euro unter 1,35 Dollar
15.08.2007, 11:39 UhrAngesichts von Sorgen über die Liquiditätslage der internationalen Kreditwirtschaft haben die Anleger am Devisenmarkt auch am Mittwoch ihr Risiko zurückgefahren. Somit lösten sie Yen-Spekulationsgeschäfte zum Euro und zum Dollar auf. Dies belastete die Gemeinschaftswährung sowohl zum Yen als auch zum Dollar. Der Euro rutschte auf ein Vier-Monats-Tief von 157,22 Yen, am Vortag hatte er noch bei über 160 Yen gelegen. Zum Dollar fiel der Euro seit dem Vorabend um gut einen halben US-Cent bis auf 1,3476 Dollar und notierte damit auf dem Niveau von Ende Juni. "Die Nerven der Anleger liegen blank", sagte ein Händler. "Der Handel ist sehr nervös."
Viele Anleger hatten sich in den vergangenen Jahren aufgrund des sehr niedrigen japanischen Zinsniveaus in Yen verschuldet, um das Geld in höher verzinsten Devisen wie Euro oder Dollar anzulegen. Diese "Carry Trades" werden nun aufgelöst. Das bekam am Mittwoch auch der Dollar im Kursverhältnis zum Yen zu spüren: Der Greenback rasselte auf 116,62 Yen von 117,56 Yen am Vorabend in New York herunter. Damit notierte der Dollar zum Yen so niedrig wie seit März nicht mehr.
"Es gibt Unsicherheit, und keiner weiß, wie weit das noch geht und wie schlimm die Lage tatsächlich ist", sagte Martin McMahon, Devisenstratege bei Credit Suisse. Die Nervosität wurde von Nachrichten verstärkt, wonach die kanadische Finanzierungsfirma Coventree von der US-Hypothekenkrise betroffen ist. Zudem hat der US-Geldmarktfondsmanager Sentinel Management Group - er verwaltet ein Vermögen von 1,6 Mrd. Dollar - versucht, die Anleger am Abzug ihres Geldes zu hindern, um nicht in Liquiditätsengpässe zu kommen. "Es gibt weitere Gerüchte über Probleme", erklärte ein New Yorker Börsianer. "Der Markt schießt zuerst und stellt erst später Fragen."
Händler vermuten auch, dass viele Anleger Dollar brauchen, um ihre Außenstände in den USA begleichen zu können. Aktuelle Wirtschaftsdaten stünden daher derzeit im Schatten der Krise. Am Mittwoch könnte sich das ändern, falls die US-Verbraucherpreise die Erwartungen verfehlen sollten.
Die andauernde Unsicherheit treibe die Anleger verstärkt auch in die als weniger riskant geltenden Staatsanleihen, sagten Händler. Der Bund-Future legte im frühen Geschäft bis zu 38 Ticks auf 113,12 Punkte zu, bröckelte bis zum späten Vormittag aber unter 113 Punkte ab.
Quelle: ntv.de