Entscheidung der Währungshüter Euro zittert vor der EZB
03.07.2012, 11:00 Uhr
Mit dem Leitzins kann die Notenbank Kredite im Währungsraum verbilligen oder verteuern.
(Foto: REUTERS)
Nach dem EU-Gipfel beherrscht das nächste richtungsweisende Großereignis die Lage an den Devisenmärkten: Angespannt blicken Händler und Anleger der anstehenden Ratssitzung der europäischen Währungshüter entgegen. Die Erwartungen der Märkte steht fest. In Australien ringt die Zentralbank mit ganz eigenen Problemen.
Am Devisenmarkt zeigt sich der Euro zum Dollar wenig verändert. Bereits am Montag hatte die Euphorie nach den Beschlüssen des EU-Gipfels wieder nachgelassen und den Euro etwas unter Druck gebracht. Die Gemeinschaftswährung pendelt im frühen Handel in der Spanne zwischen 1,2575 und 1,26 US-Dollar. Tags zuvor war der Euro noch bis auf 1,2675 Dollar geklettert.
"Die Gemeinschaftswährung hat einen Teil ihrer deutlichen Gewinne nach dem Gipfel wieder abgegeben und dürfte vor der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag weiter verlieren", kommentiert Devisenexperte Michael Boutros von DailyFX. Viele Beobachter glauben, dass zumindest eine Zinssenkung durch die EZB, wenn nicht zusätzlich sogar eine neue Runde an Liquiditätsmaßnahmen nötig sein wird, um die Euro-Euphorie nach dem Gipfel zu stoppen.
"Ich glaube ein Teil des Marktes geht davon aus, dass die EZB etwas konkreteres tun wird, etwa die Anleihemärkte Spaniens und Italiens am langen Ende zu stützen", sagt Steven Englander, Währungsstratege bei der Citigroup. "Sollten die Gipfel-Ergebnisse die EZB zu Maßnahmen zur Stützung der Bondmärkte ermutigen, könnte das ein durchschlagender Erfolg werden", betont Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank. "Wenn sie sich dagegen zurückhält, könnte die Krise im Sommer eskalieren, bis die EZB schließlich doch noch einlenkt", sagt Schmieding weiter.
Zur japanischen Währung tendierte der Euro mit 100,53 Yen, ein Dollar kostete 79,78 Yen. Der Schweizer Franken notierte zum Euro mit 1,2015 und zum Dollar mit 0,9533.
Signal aus Sydney
Ein geldpoplitisches Signal kam aus Australien: Die Reserve Bank of Australia beließ ihren Leitzins bei ihrer jüngsten Entscheidung vorerst unverändert. Die Währungshüter der Zentralbank in der Wirtschaftsmetropole Sydney entschieden bei ihrem Treffen, den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 3,50 Prozent zu halten, nachdem sie diesen im Juni um 25 Basispunkte und im Mai um 50 Basispunkte gesenkt hatten. Volkswirte halten weitere Zinsschritte nach unten für denkbar, vor allem wenn die Inflation so niedrig bleibt wie bisher.
Bei ihrer Entscheidung berücksichtigten die Notenbanker eigenen Angaben zufolge das überraschend starke Wachstum der heimischen Wirtschaft im ersten Quartal. Die Beschlüsse auf dem EU-Krisengipfel Ende vergangener Woche schienen ebenfalls ein wenig von der großen Unsicherheit genommen zu haben, die Wahrnehmung australischer Beobachter von der europäische Schuldenkrise ausgeht.
Trotzdem blieb die Lage für die Notenbank herausfordernd, weil der Boom im Bergbausektor die Teuerung treiben könnte. Außerdem ist die australische Wirtschaft geteilt, in den abhebenden Sektor um Bergbau und Rohstoffe auf der einen und mit dem hohen Wert des Australischen Dollars kämpfenden Bereichen, wie dem verarbeitenden Gewerbe, auf der anderen Seite. Während für den einen Teil der Wirtschaft das Zinsniveau zu hoch sein könnte, ist es für den anderen zu niedrig.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts