Finanzwerte sinken Europa taucht ab
23.07.2002, 20:15 UhrDie europäischen Börsen begannen am Dienstag stark - ließen dann aber auch genauso stark wieder nach. Vor allem der schwache Banken- und Finanzsektor drückten auf die Stimmung. Doch auch der Technologiesektor drehte am Nachmittag wieder ins Minus und drückte auf die Indizes. Der Eurostoxx 50 fiel 3,4 Prozent auf 2.459 Punkte, der Stoxx 50 verlor 2 Prozent auf 2.450 Zähler.
Es gebe Gerüchte im Markt, dass einige große US-Investoren sich von ihren europäischen Aktien trennen würden, da sie so auf Grund des stärkeren Dollars einige Währungsgewinne machen würden, so ein Händler. Verkauft würden von den Amerikanern vor allem die Werte, von denen sie sich wenig Aufwärtspotential in der näheren Zukunft erwarten würden und das seien offensichtlich die Finanz-Werte, hieß es weiter.
Im Blickpunkt stand die Fortis-Aktie. Der niederländisch-belgische Finanzdienstleister wird nach eigenen Angaben wegen der anhaltenden Schwäche an den Aktienmärkten die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr 2002 voraussichtlich nicht erreichen. Im Mai hatte das Unternehmen nach einem Rekordergebnis im ersten Quartal für das Gesamtjahr 2002 noch einen Anstieg des operativen Nettogewinns von mindestens 12 Prozent angekündigt. Die Aktie verlor 8,7 Prozent auf 14,10 Euro. Für Aegon ging es 12,3 Prozent auf 12,29 Euro ins Minus, Axa verlor 7,5 Prozent auf 11,18 Euro und die ING Group fiel 7,5 Prozent auf 18,15 Euro.
Nach unten ging es auch für die Aktie des Pharmakonzerns AstraZeneca. Der Konzern hat nach eigenen Angaben bereits Ende Mai Ärzte gebeten, die bereits verfügbare Dosierung seines neuen Cholesterin-Senkers Crestor nicht zu verschreiben. Bereits vor dieser Entscheidung hatte AstraZeneca neue klinische Tests für das Medikament angekündigt. Es sei die Sorge, dass sich der Start von Crestor, dass als potentieller „Blockbuster“ angesehen werde, sich weiter verzögere, so ein Händler. Die Aktie fiel 1 Prozent auf 2026 Pence.
Gute Nachrichten gab es dagegen von dem britischen Chip-Designer ARM, der am Morgen seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigte. Im zweiten Quartal hatten die Briten mit einem Vorsteuergewinn von 16,2 Millionen Pfund die Erwartungen von Analysten übertroffen. Die Aktie legte 9 Prozent auf 144,25 britische Pence zu.
Im Mittelpunkt standen auch die Aktien der französischen Software-Firma Dassault Systemens. Das Unternehmen hatte ein im Rahmen der Markterwartungen ausgefallenes Quartalsergebnis vorgelegt, allerdings seine Verkaufsprognose für das laufende Geschäfstjahr zurückgeschraubt. Trotzdem konnte die Aktie 3,4 Prozent auf 33,09 Euro vorlegen, da Dassault das Ziel für die Betriebsgewinnspanne für das Jahr 2002 bestätigte.
Der französische Elektrokonzern Schneider hat im ersten Halbjahr rund sieben Prozent weniger umgesetzt als ein Jahr zuvor. Allerdings hatten die Analysten dies bereits erwartet - auch der recht schwache Ausblick sei bereits eingepreist gewesen, sagten Analysten. Die Aktie legte 5,2 Prozent af 43,09 Euro zu.
Der britische Finanz-Informations-Konzern Reuters hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 88 Millionen Pfund verbucht und damit die ersten roten Zahlen seit dem Börsengang 1984 geschrieben. Vor einem Jahr hatte Reuters im vergleichbaren Zeitraum noch einen Gewinn von 357 Millionen Pfund erzielt. Der Konzernumsatz sank um rund fünf Prozent auf 1,838 Milliarden Pfund. Analysten hatten mit einem Minus von 70 bis 80 Millionen Pfund bei Reuters im ersten Halbjahr gerechnet. Die Aktie legte dennoch 0,3 Prozent auf 300 Pence zu.
Quelle: ntv.de